Zuerst will ich Ihnen nochmals ganz herzlich für Ihren Ratschlag Dankeschön sagen! Ich war ja wirklich sehr fest froh darum! Ich habe mich nicht mehr gemeldet damals, weil ich eben nicht immer so viel schreiben mag.
Ich weiss nicht, ob Sie sich noch an mich erinnern mögen. Es ging darum, dass ich eine Untersuchung unter Dormicum machen sollte und ich das ja nicht ertrage. Sie rieten mir, mich an einen Anästhesisten vor Ort zu wenden. Das habe ich dann auch gemacht.
Dieser Anästhesist hat dann meinem Untersucher ne Mail geschrieben, wo er von Dormicum abriet und drinn schrieb, dass auch Opiate bei mir nicht so ohne sind. Er riet zu Propofol. Auch sollte ich am Morgen vor der Untersuchung die doppelte Dosis an Melatonin nehmen und Novalgin nach Bedarf.
Ich wollte auf Nummer sicher gehen und rief zwei Tage; früher ging nicht wegen Urlaub seitens des Untersuchers; diesem an. Sprechen durfte ich ihn nicht. Doch ich erfuhr, dass er keine Mail bekommen hat. Seine Assistentin wurde mal wieder schön frech und nach hin und her wollte sie mir wieder beibringen, dass Dormicum für mich kein Problem sei, da der Untersucher ja nun schon so xy-tausend oder hundert mal diese Untersuchung so gemacht habe. Propofol hätten sie auch schon angewendet, doch nicht für diese Untersuchung.
Ganz verdattert wegen dieser Abwischung rief ich meinen Anästhesisten an. Er wurde total wütend und sorgte für ein Gespräch mit dem Untersucher.
Inzwischen erfuhr ich von meinem Arzt, dass ja das Propofol schon ein wenig teurer ist als das Dormicum und ich sah violett.
Tatsächlich. Als mich danach mein Anästhesist wieder anrief wurde mir mullmig zu Mute. Er hätte jetzt mit dem Untersucher gesprochen und das käme alles gut. Ich würde Dormicum bekommen und dazu Pethidin, ein Opiat. Doch dies sei ja nicht so schlimm wie das Fentanyl. Das letzte mal war es bestimmt nur die Kombination Dormicum/Fentanyl, welche mich hingehauen hat. Mit Pethidin würde alles bestens gehen. Und man müsse mir nur ein bisschen gut zureden und das würde alles klappen. Ja. Und Sauerstoff würde ich während der ganzen Untersuchung bekommen. Dafür hätte er noch gesorgt. Mein ganzes Einreden auf den Anästhesisten wegen "das ginge nicht" half nicht's. Ich wurde geschlagen und vertraute auf den Placebo-Effekt des guten Zuredens.
Trotzdem ich an Placeboeffekt glaube, war mir wirklich nicht mehr wohl bei der Sache. Ich bin schon genug zusammengebrochen und bewusstlos gewesen. Ich weiss doch, wie ich auf diese Dinge reagiere! Doch der Placeboeffekt des guten Zuredens...... Ich bin doch nicht so! Mir kann man gut zureden. Ok. Aber............
Ich entschloss mich, ein A4-Blatt zu beschreiben. Ich tat das Wichtigste darauf. Ich schrieb, was passiert, wenn ich muskelentspannende Dinge bekomme. Was mit den Laborparametern passiert (unterdessen weiss ich es ja schon), wie man mit mir in dem Fall kommunizieren kann, dass mir Sauerstoff eine Hilfe ist, was mit wieviel Tropfen Tramal bei mir los ist, und wie sie merken, wann ich in ne Bewusstlosigkeit falle. Wie lange es manchmal dauern kann, bis ich wieder aufstehen kann und blabla.
Am nächsten Tag kam ich also. Der Untersucher wollte mich wieder zulabbern mit dem Placebo-Effekt des guten Zuredens. Dies liess ich auch mit mir geschehen, damit es auch wirklich hilft. Ich gab ihm trotzdem die Mail vom Anästhesisten mit dem Propofol-Vorschlag und meiner Problematik - ausführlich beschrieben - in die Hände, auch wenn dieser inzwischen auch schon zugelabbert worden war. Ich gab ihm mit Nachdruck auch mein A4-Blatt in die Hände. Dieses - wie auch die Mail vom Anästhesisten streiffte er mit einem Seiten-Blick. Er prahlte mir wieder vor, welch viele Erfahrungen er hat. Ich sprach ihn auf Myasthenie an. Ja. Auch damit. Mit alten Leuten auch und die seien ja oft speziell empfindlich. Er hätte auch die Antidote bereit und das sei alles kein Problem. Auch der Sauerstoff stehe da und das käme alles gut.
Ok. Ich legte mich hin. Die Untersuchung konnte los gehen. Mir wurde was i.v. gegeben. Ich spürte schon den Anfang des Endes. Ich fragte nach Sauerstoff, wo denn der sei. Ja. Den würde ich kriegen. Ich konnte fast nicht mehr atmen, doch O2 war nirgends. Sprechen konnte ich unterdessen auch nicht mehr. Kein O2! Doch die Wut auf das nicht gehaltene Versprechen kommt erst jertzt hoch, da ich es damals gar nicht mehr so mitbekam. Irgendwann musste ich ihn doch gekriegt haben und spürte, wie eine kalte Flüssigkeit durch meinen Arm floss. Narcan. MIr wurde kotzig und schwindelig. Doch mit dem Atem war es immer noch schlimm. Es wurde ein ganz wenig besser. Doch - mein Gott! Bin ich es satt, wenn es mich nicht mehr richtig atmet und ich immer nur denken muss, wie ich jetzt auch wirklich zu genug Luft komme.
Bewegen konnte ich mich auch nicht mehr. So ziemlich unbequem war das. Doch ich konnte nicht in eine bequemere Lage gehen. Irgendwann bekam ich von der Ferne mit, wie da jemand um mich nicht so ganz zufrieden war und fand "ach Mist!". So lag ich da und konnte nicht anderst. Bis jemand kam und mich umdrehte. Er sprach auf mich ein. Zum Glück habe ich auf dem Papier geschrieben, dass ich ja schon was mitbekomme, aber nicht sprechen kann. So bemerkten sie wenigstens, wie ich leicht versuchte, den Kopf zu schütteln. Wieder eine kalte Flüssigkeit durch den Arm und ich bekam Zähneklappern, Schüttelfrost und so was wie Krampfanfälle. Ich wurde nur gefragt, was los sei. Ja; was weiss ich, was los ist???? Bin ich etwa Gott? Und sprechen konnte ich ja auch nicht! So wurde ich gefragt, ob alles ok. sei. Ich wollte einfach Ruhe haben, so reagierte ich also mit "Ja". Das war also Anexate.
So lag ich weiter und konnte nicht anderst. Irgendwann kam jemand, zog mich an und befahl mir, ich solle aufstehen. Ok. Ich bemühte mich dazu, doch meine Arme halfen mir nicht, mich aufzurichten. Keine Kraft nix. Mein Gehirn sagte genau, was sie zu tun hätten, doch sie taten nicht. So wurde ich also aufgesetzt. Und *pflatsch* losgelassen lag ich wieder unten.
Wieder alleine. Ich bekam mit, wie jemand zu meinem A4-Blatt ging und merkte, dass da ein Problem vorliegt. Ausserhalb des Raumes nervöse Worte und die Wer-Weissung, was jetzt zu tun sei.
Wieder bei mir, fand jemand, ich solle jetzt aufstehen. Mir die Schuhe angezogen, ging das "Aufsteh-Manöver" los. Obwohl ich denen schon im Sitzen fast wegpflatschte, strengte ich mich mein Gott an, damit ich endlich von da wegkomme. Unter beiden Armen gestützt wollte ich in Richtung meine Stöcke losgehen und *Schwupp*; wie ein Stoffäffchen denen aus ihren Armen zusammengeklappt.
Sie hebten mich wieder auf die Liege. Und jetzt hiess es. Hier bleiben kann ich nicht mehr. Den Fehler endlich eingesehen, wollten sie mich los sein. Unterdessen ein bisschen sprechen könnend beteuerte ich, das ginge schon. Nur ein bissel warten und das ginge. Doch die wollten mich sofort los sein. Wer will auch seinem Fehler konfrontiert sein?
Und jetzt wurden sie frech. Fanden, ich könne schon aufstehen und solle nur nicht so tun. Sonst würden sie mich in's Spital bringen. Ach so! Zuerst hören sie nicht auf mich, putzen mich nur ab und dann werden sie auch noch frech!
Nach einer Weile kamen sie und fanden: Ok. Der Krankenwagen kommt. Nun wurde ich wenigstens in Ruhe gelassen. Ich bekam den Bericht. Schliesslich wollten sie später nicht mehr an mich erinnert werden. Ausgenommen für die Rechnung. Nicht einmal verabschiedet hat sich dieser Untersucher, als mich die Sanitäter abholten. Hatte wohl ein bisschen ein schlechtes Gewissen. Oder was? Weshalb schaffen es die Sanitäter in der Notfallstation, einem noch die Hand zu geben und ein Arzt, der einem in die missliche Lage gebracht hat schafft es nicht? Und entschuldigen? Nö! Dazu ist er wohl zu eingebildet!
Alles in allem: Mal wieder auf der Notfallstation und das nur, weil ein Arzt meint, er sei was besseres und nicht auf seinen Patienten eingeht.
Ihnen Herr Dr. Völkert nochmals vielen Dank für Ihre Bemühungen! Ich sehe immer wieder, wie mir doch so viel geholfen wird, doch am Schluss trotzdem alles schieff geht.
Mit freundlichsten Grüssen; Ihr 102.Dalmatiner.
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