Durchgangssyndrom länger als 10 Tage

[h_ernst]

Hallo! Mein Vater (65) hatte eine Herzklappenoperation. 1,5 Tage nach der Operation war er geistig voll da. Am darauffolgenden Tag war er stark verwirrt, fragte ständig, wann er die Operation endlich hat, wo er jetzt gerade ist, usw... Es kamen Sprachstörungen dazu. Man sagte uns, dass dies normal sei und es in einigen Tagen vergeht. Nach 10 Tagen ist er nicht mehr so stark verwirrt, jedoch versteht man ihm kaum, wenn er spricht. Er vergisst auch noch sehr viel, so wusste er nicht mehr, wie er vor der OP ins Krankenhaus gefahren ist und wie sein Handy funktioniert. Auch körperlich ist sein Zustad nicht planmäßig. Er kann kaum aufstehen.
Nun meinte ein Arzt, dass es vielleicht zu einem Narkoseschaden gekommen sei.
Ist ein Durchgangssyndrom nach 10 Tagen noch normal oder schon Grund zur Sorge?
Was könnte diese Symptome sonst verursachen?

mfg

[Dr. Völkert]

Re: Durchgangssyndrom länger als 10 Tage


Hallo,

delirante Zustände im Sinne eines sog. Durchgangssyndroms können auch noch einige Tage nach einem operativen Eingriff auftreten. Aus der Literatur ist bekannt, daß insbesondere Patienten nach kardiochirurgischen Eingriffen unter Einsatz der Herzlungenmaschine relativ häufig ein Delir entwickeln.
Die Aussage, daß ein "Narkoseschaden" vorliegen könnte, halte ich für fahrlässig; manche Kollegen neigen dazu, alle nicht erklärlichen Symptome auf die Narkose zurückzuführen. Solange unter einer Narkose kein Sauerstoffmangel auftritt (was heute insbesondere unter der engmaschigen Kontrolle bei kardiochirurgischen Eingriffen sehr unwahrscheinlich ist!), sind delirante Zustände meistens multifaktoriell bedingt. Insbesondere auf einer Intensivstation mit häufig wechselndem Personal, vielen "Schläuchen", Aufhebung des natürlichen Tag-/Nachrhythmus und anderen Störfeldern treten Durchgangssyndrome relativ häufig auf. Wenn die Patienten dann wieder auf eine normale Station verlegt werden, sind die Symptome meistens rückläufig.

Gruß F.V.