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Magenspiegelung ohne Betäubung

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  • Magenspiegelung ohne Betäubung

    Hallo,

    Ich bin 67 Jahre alt und habe diverse Herzprobleme (Brdykardie, Angina Pectoris, Bluthochdruck). Nun muss ich mich einer Magenspiegelung unterziehen.
    Mein Hausarzt meint, ich könne sie mit Betäubung machen lassen.

    Vor 10 Jahren hatte ich eine Knieoperation in Vollnarkose. Dabei kam es zu einem kurzzeitigen Zwischen fall. Mein Herz setzte aus, und ich musst 'wiedergeholt' werden.
    Der Kardiologe sagte jetzt, ich dürfe keinerlei Betäubung haben, nicht einmal den Rachenspray, und natürlich dürfe ich nie wieder eine Narkose haben.

    Meine Frage: Kann man die Magenspiegelung gänzlich ohne Betäubung machen? Wenn nein, welche Betäubungsmittel kann man nehmen? Oder dürfen herzkranke Patienten gar keine Narkose haben? Was ist, wenn ich wirklich mal operiert werden muss (Blinddarm, Autounfall etc.) Muss ich dann alle Eingriffe ohne jegliche Narkose bei vollem Bewusstsein über mich ergehen lassen?

    Vielen Dank für eine Antwort.
    Viele Grüße, Gertrud


  • Re: Magenspiegelung ohne Betäubung


    Hallo Gertrud,

    die Aussage des Kardiologen, daß Sie nie wieder eine Narkose haben dürfen, ist , bei allem Respekt vor der anderen Fachdisziplin, grundlegend falsch. Auch Patienten mit Herzerkrankungen können eine Narkose erhalten (müssen sie ja bei einer Herz-OP sogar!); sicherlich ist, abhängig von der jeweiligen Erkrankung, das allgemeine Risiko erhöht. Bei herzkranken Patienten sollte vor einer Operation deshalb das Herz gründlich untersucht werden (damit man einen Ausgangsbefund hat), der Blutdruck "vernünftig" eingestellt werden sowie der Mineralhaushalt im Körper ausgeglichen sein. Alle herzwirksamen Medikamente sollen bis zum OP-Tag weiter eingenommen werden.
    Ein Eingriff ohne Narkose wäre völlig undenkbar, da in einer solchen Streß-Situation das Herz ganz besonders gefährdet wäre.
    Für eine Magenspiegelung kann Ihnen ein kurz wirksames Schlafmittel gefahrlos verabreicht werden; während der Untersuchung werden Blutdruck, Puls und der Sauerstoffgehalt im Blut ständig am Monitor überwacht, so daß sie gut betreut sind. Ohne einen kurzen Schlaf (die Untersuchung dauert höchstens 10 min) wäre aus meiner Sicht die Gefahr für Herzprobleme wesentlich höher als ohne diese kurze Sedierung (wie wir dieses Verfahren nennen).

    Alles Gute für Sie!
    F. V.

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    • Re: Magenspiegelung ohne Betäubung


      Sehr geehrter Herr Dr.Völkert,

      vielen Dank für Ihre Antwort. Warum ist denn bei einer Magenspiegelung ohne Sedierung die Gefahr für das Herz größer? Das kann ich überhaupt nicht verstehen. Jede Narkose, auch eine Sedierung, birgt doch Risiken, die ohne Sedierung wegfallen.
      Ich werde mich bemühen, ganz ruhig und entspannt zu liegen.
      Hinzu kommt, dass ich Unmengen von Sedierungsmittel gebrauchen würde. Bei der Narkose, die ich hatte, musste mir mehr als die doppelte Menge an Narkosemittel verabreicht werden als normal. 'Damit hätte man drei Elefanten narkotisieren können', sagte der Narkosearzt. Mit sicherheit würde ich bei der Sedierung auch die dreifache Menge an Sedierungsmitteln benötigen, und das würde das Herz sehr strapazieren!
      Ich weiß auch nicht, warum ich so viel Narkosemittel benötigte. Ich bin nicht übergewichtig, rauche nicht, trinke nicht, nehme keine Medikamente außer einer blutdrucksenkenden Tablette.
      Wenn ich mich also sedieren lasse und dafür die dreifache Menge als normal benötigen würde, oder wenn ich mit der normalen Menge sediert würde und dann im Halbschlaf wild um mich schlage - beides wäre doch sicherlich viel gefährlicher als ohne Sedierung, oder irre ich mich da?

      Auf jeden Fall hätte ich absolute Panik, wenn ich sediert werden müsste. ich würde nur immer an die Worte des Kardiologen denken, der mir mehrfach eindringlich nahegelegt hat, mich nie und unter keinen Umständen sedieren oder narkotisieren zu lassen!
      Vielen Dank für eine Antwort.
      Gertrud.

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      • Re: Magenspiegelung ohne Betäubung


        Hallo Gertrud,

        um ehrlich zu sein, halte ich die "Panikmache" Ihres Kardiologen für nahezu gefährlich, da die von ihm vertretene Meinung medizinisch falsch und nicht begründbar ist. Ich kenne selbstverständlich Ihre genaue Krankengeschichte nicht, von daher ist es sehr schwierig, Stellung zu beziehen. Aber es gibt nur sehr wenige Herzerkrankungen, bei denen ich ich keine Narkose durchführen würde. Solange Sie ansonsten am täglichen Leben teilnehmen und sich zumindest teilweise körperlich belasten können, wüßte ich wirklich nicht, was gegen eine Sedierung sprechen sollte.
        Sie fragen mich, warum ich einen Eingriff bei vorgeschädigtem Herzen für gefährlicher halte, wenn keine Sedierung erfolgt. Nun, in einer Streßsituation (und dazu zähle ich nunmal auch eine Magenspiegelung) schüttet der Körper vermehrt Adrenalin und verwandte Substanzen aus. Hierunter kommt es zu einem Anstieg von Herzfrequenz und Blutdruck, was wiederum zu einem erhöhten Sauerstoffbedarf der Herzmuskelzelle führt. Bei vorgeschädigtem Herzen kann diese Konstellation zu Problemen führen. Diese Mechanismen sollten insbesondere einem Kardiologen bekannt sein.
        Ich empfehle Ihnen, sich vor dem Eingriff eine zweite Meinung einzuholen und sich ggfs. auch von einem Narkosearzt persönlich beraten zu lassen. Mehr kann ich leider dazu nicht ausführen, da mir Ihre Befunde nicht bekannt sind und jede Form einer Narkose einer persönlichen, individuellen Einschätzung bedarf.

        Gruß F. V.

        Kommentar



        • Re: Magenspiegelung ohne Betäubung


          Sehr geehrter Herr Dr.Völkert,

          vielenDank für Ihre Antwort.
          Ich habe noch eine letzte Frage.
          Sie schreiben:
          Aber es gibt nur sehr wenige Herzerkrankungen, bei denen ich ich keine Narkose durchführen würde.

          Welche Herzerkrankungen meinen Sie damit?
          Ich habe Herzrhythmusstörungen, Sick-Sinus Syndrom, Bradykardie, angina pectoris, Vorhoferkrankungen und Bluthochdruck, dazu eine verengte rechte Halsschlagader.
          Würden Sie bei diesem schweren Krankheitsbild sagen, mit Narkose sei die Magenspiegelung weniger stressig für das Herz?

          Oder sollte man sogar lieber ganz auf die Magenspiegelung verzichten?

          Vielen Dank für Ihre Antwort.
          Gertrud

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          • Re: Magenspiegelung ohne Betäubung


            Hallo Gertrud,

            wie ich bereits erwähnt hatte, ist die Entscheidung, ob ein Patient narkosefähig ist oder nicht, sehr stark von den inviduellen, aktuellen Befunden abhängig.
            Das heißt konkret, Herzrhythmusstörung ist nicht gleich Herzrhythmusstörung, da gibt es zu viele Varianten.
            Wenn bei Ihnen ein Sick-Sinus-Syndrom mit der Neigung zu Bradycardien vorliegt, wäre für mich die nächste Frage, ob Sie mit einem Herzschrittmacher versorgt sind. Wenn nein, wäre zu klären, ob die Bradycardien Beschwerden im Sinne von Bewußtseinsstörungen verursachen.
            Ein gut eingestellter Bluthochdruck ist sicherlich kein Narkosehindernis. Wenn die Halsschlagader verengt ist, steht die Frage im Raum, zu wieviel Prozent.
            Ein Forum wie dieses ermöglicht leider keinen direkten Patientenkontakt, um eine individuelle Risikoeinschätzung vornehmen zu können.
            Grundsätzlich wird eine Magenspiegelung auch nicht in Narkose, sondern in örtlicher Betäubung der Schleimhäute, ggfs. in Kombination mit einer LEICHTEN Sedierung vorgenommen. Wenn bei einem Patienten schwerwiegende Erkrankungen vorliegen, sollte die Sedierung auch eher von einem Narkosearzt als vom Untersucher selbst durchgeführt und überwacht werden, da dieser die größere Erfahrung im Umgang und ggfs. Kombination der Medikamente hat. Eine endoskopische Untersuchung in gut überwachter Sedierung in Spontanatmung, ggfs. mit Sauerstoffgabe über eine Sonde, ist für den vorgeschädigten Organismus sicherlich weniger streßbehaftet und ungefährlicher für das Herz, als ein Eingriff ohne jegliche Form der Betäubung. Notwendigerweise sollte auch für eine Sedierung eine komplette Notfallausrüstung vorhanden sein, weshalb ich empfehle, den Eingriff ggfs. in einer Klinik durchführen zu lassen.
            Ob Sie auf die Untersuchung gänzlich verzichten sollten, entzieht sich meiner Beurteilungsmöglichkeit, da ich nicht weiß, warum die Untersuchung angedacht wurde.

            Gruß F. V.

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            • Re: Magenspiegelung ohne Betäubung


              Sehr geehrter Herr Dr. Völkert,
              vielen, vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!
              Der Eingriff soll in einem Krankenhaus durchgeführt werden, aber ohne Anästhesisten. Sollte ich den Eingriff vornehmen lassen, werde ich darauf bestehen, dass die Sedierung durch einen Anästhesisten durchgeführt wird. Das wäre für mich auch eine große Beruhigung.
              Einen Herzschrittmacher habe ich (noch) nicht, zu Bewusstseinsstörungen ist es bis jetzt auch noch nicht gekommen.
              Der Eingriff soll durchgeführt werden, weil ich seit längerer Zeit einen brennenden Schmerz hinter dem Brustbein habe, verbunden mit gelegentlichen Hustenattacken, sowie Schluckstörungen. Die Nahrung geht nicht ungehindert durch die Speiseröhre. Es wird eine Refluxkrankheit, ein Zwergfellbruch oder, am wahrscheinlichsten, Speiseröhrenkrebs vermutet. Medikamente bringen nur wenig Linderung.
              Mir wurde auch gesagt, dass ich auf Grund meiner schweren Vorerkrankungen eine evt. Krebsoperation nicht überleben würde.
              Da fragt man sich natürlich, warum überhaupt eine Magenspiegelung durchgeführt werden soll.
              Auf jeden Fall haben Sie vielen Dank, vor allem für den Tip, einen anästhesisten hinzuzuziehen.
              Gertrud

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