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Hartnäckige Chlamydien-Infektion mit monatelanger Behandlung

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  • Hartnäckige Chlamydien-Infektion mit monatelanger Behandlung

    Nach einem wochenlangen Ärzte-Marathon, fünf positiver Chlamydien-Tests und einer Unmenge von Antibiotikum will ich nun auch meine Erfahrung mit der Behandlung von Chlamydien weitergeben. Die gute Nachricht zuerst: Ich bin wieder geheilt!

    Bis dahin war es aber ein langer Weg. Angefangen hat alles mit einer neuen Sexpartnerin. Nachdem sie gut verhütet hat, habe ich eben beim zweiten Mal das Kondom weggelassen und mich damit bei ihr angesteckt. Das hat sich dann erst nach ca. 2 Wochen bemerkbar gemacht. Ein angeschwollener Lymphknoten in der Leiste und ein Brennen am Harnröhrenausgang (vor allem unmittelbar nach dem Urinieren) waren die ersten Symptome, die mich auch gleich einen Termin beim Hausarzt machen ließen. Eine leise Vorahnung was es sein könnte hatte ich auch schon. Nachdem er Arzt dann eine Genitalinfektion für wahrscheinlich hielt, wollte er das durch einen Abstrich bestätigen. Dabei wird eine Art Wattestäbchen einige Zentimeter tief in die Harnröhre geschoben - ein sehr unangenehmes Gefühl das ich noch oft erleben werden sollte. Nach 2-3 Tagen im Labor bekommt man auch die Diagnose: In meinem Fall waren es Chlamydien, sonst aber auch nichts. Der Abstrich kann beliebig oft wiederholt werden, wird auch von der Kasse bezahlt und kann auch andere Infektionen wie Tripper, Gonorrhoe und Syphilis nachweisen.

    Der Abstrich auf Chlamydien war also positiv, woraufhin mir der Hausarzt 2x täglich Doxycyclin für 7 Tage verschrieb. Das ist das Antibiotika-Mittel der Wahl bei Chlamydia trachomatis und führt meistens zur Heilung – meistens. Als drittes Symptom kam bei mir noch ein leichter eitriger Ausfluss aus der Harnröhre hinzu. Das merkt man vor allem dann, wenn man zahlreiche weißliche Flecken auf der Innenseite von dunkler Unterwäsche sehen kann. Das ist sicherlich das ekligste Symptom, aber genau dann sollte wirklich jeder zum Arzt gehen vor lauter Schreck!

    Chlamydien führen nur in sehr seltenen Fällen zu Langzeitschäden und zwar genau dann, wenn sie jahrelang nicht bemerkt werden. Problematisch ist dabei vor allem die Tatsache, dass sie nur bei 50% aller Männer und bei 20% aller Frauen überhaupt Symptome verursachen, d.h. überhaupt erkannt werden können. Dass die Teile bei mir einen brennenden Schmerz nach dem Urinieren bewirkt haben, muss ich also fast als Glück ansehen – und vor allem meine Sexpartnerin! Nur durch meine Ansteckung hat sie herausgefunden dass sie seit wann auch immer diese Chlamydien in sich hat, vielleicht schon seit Jahren. Daher ist es wirklich wichtig, beim Auftreten von Symptomen oder einem zufällig positiven Test die Sexualpartner der letzten Wochen und Monate zu informieren! Wenn man mit dem- oder derjenigen in einer Beziehung ist, fällt das natürlich leichter als wenn man sich mal hier und mal da durch die Gegend vögelt. Aber auch dann sollte man seine Partner informieren! Ihr würdet es auch gerne wissen wollen.

    In meinem Fall wurde es dann nichts aus der anfänglichen Freundschaft plus, doch trotz eines unangenehmen Gesprächs war meine Sexpartnerin sehr verständnisvoll und wir haben uns deswegen noch öfter ausgetauscht. Der Abstrich bei ihr war natürlich auch positiv. Ihr wurde eine Einmalgabe Azithromycin verordnet, das ist die Alternative zu 7 Tage Doxycyclin. Ein Kontrolltest 7 Tage später war bei ihr negativ. Sie war also geheilt. Glückwunsch! Wenn ich mit ihr danach wieder Sex ohne Kondom gehabt hätte, dann wäre sie wiederum von mir angesteckt worden, da ich noch nicht geheilt war. Das ist der so genannte Ping-Pong-Effekt, der die gleichzeitige Behandlung beider Sexualpartner erfordert.

    Ein Kontrolltest nach 10 Tagen (dieser ist frühestens drei Tage nach Ende der Antibiotika-Kur zu empfehlen) lieferte bei mir immer noch ein positives Ergebnis. Solange ich das Doxycyclin genommen hatte, war ich quasi beschwerdefrei. Nach 7 Tagen Doxy kamen die Symptome wieder leicht zurück. Immer noch Symptome und positiver Kontrolltest führten dann auch bei mir zu einer Einmalgabe Azithromycin (1000mg), wiederum verordnet durch den Hausarzt. Beide Antibiotika habe ich eigentlich recht gut vertragen. Man muss eben wirklich beachten, dass während einer Doxycyclin-Behandlung Sonne und Alkohol tabu sind! Und natürlich ist auch jeglicher Sex, auch Oralsex, zu unterlassen da man immer noch ansteckend sein kann.
    Als Nebenerscheinung können Chlamydien auch Sehnenscheidenentzündungen hervorrufen, so auch in meinem Fall. Auch aufgrund sportlicher Belastung hatte ich zwischenzeitlich in beiden Handgelenken Schmerzen bei falscher Bewegung. Durch Schonung und gutes Dehnen konnten diese aber gelindert werden.

    Eine Woche später hatte ich als Symptome eigentlich nur noch ein leichtes Druckgefühl im Unterleib. Das Brennen beim Wasserlassen war genauso verschwunden wie der geschwollene Lymphknoten und der eitrige Ausfluss, Gott sei Dank. Der Hausarzt verordnete mir aber ohne weiteren Kontrolltest nochmal 7 Tage Doxycyclin, weil sowohl er als auch ich den Druckschmerz im Unterleib noch besorgniserregend fanden. Der insgesamt dritte Chlamydien-Test 10 Tage später war allerdings immer noch positiv! Jetzt war auch mein Hausarzt an einem Punkt angelangt, wo er nicht mehr weiterwusste. Das war daran zu erkennen, dass er sich vor meinen Augen via Google einige Foren-Beiträge über hartnäckige Fälle von Chlamydien durchlas. Ein deutliches Zeichen von Resignation! Schließlich schickte er mich zum Urologen.

    Der Urologe konnte meine bisherige Behandlungs-Odyssee auch nicht glauben und wie zu erwarten verordnete er mir… ja genau: Doxycyclin, diesmal aber für 10 Tage. Auch hier war es wieder so, dass ich während der Antibiotika-Phase keine Symptome hatte, der Druckschmerz aber danach recht schnell wieder auftauchte. Nach insgesamt 7 Wochen (davon insgesamt 24 Tage Doxycyclin und 1x Azithromycin) kam also wieder der Kontrolltest beim Urologen. Er war… positiv! In derselben urologischen Praxis bin ich jedoch diesmal zufällig beim anderen Urologen gelandet, was dann ein echter Glücksfall war. Er war zwar genauso überrascht wie alle anderen Ärzte davor, aber er konnte mir wirklich durch schlüssige Argumentation glaubhaft machen, dass der nächste Schritt Erfolg bringen wird. Das ist sicherlich auch in Placebo-Hinsicht eine enorme psychologische Hilfe.

    Seine Vermutung war, dass das Antibiotikum zwar grundlegend bei mir Wirkung zeigte (die Symptome verschwanden ja während einer Antibiotika-Kur) aber die Abwehrkräfte es einfach nicht schafften, die Chlamydien aus dem Körper zu befördern. Das Labor hatte nämlich auch jedes Mal die herangezüchteten Chlamydien-Stämme mit Doxycyclin erfolgreich bekämpfen können. Also verschrieb er mir 3x täglich 3 Tabletten Angocin. Das wird angewendet bei akuten entzündlichen Erkrankungen der Bronchien, Nebenhöhlen und ableitenden Harnwege und unterstützt die Abwehrkräfte. Angocin habe ich für ca. 14 Tage eingenommen wobei der Urologe mir gegen Ende dieser 14 Tage nochmal den „goldenen Schuss“ Azithromycin verschrieb und zwar 1500mg auf einmal. Sollte ich danach immer noch positiv sein, hätte er mir alternative Antibiotika wie Erythromycin verschrieben.

    Der anschließende Kontrolltest, wieder beim Hausarzt, war dann tatsächlich negativ. Nach 5 positiven Abstrichen also der erste negative! Die Freude war allerdings verhalten da ich immer noch dieses Druckgefühl im Unterleib hatte. Nach Durchforsten einiger Forenbeiträge über ähnlich hartnäckige Fälle erfuhr ich, dass Symptome trotz erfolgreicher Antibiotika-Kur tatsächlich noch einige Wochen andauern können. Laut Labor war ich also geheilt, in meinem Kopf aber noch nicht. Doch auch der insgesamt siebte Abstrich zwei Wochen später war tatsächlich negativ! Das war für mich Grund genug, um auch psychisch geheilt zu sein und das noch etwas anhaltende Druckgefühl zu ignorieren. Heute spüre ich gar nichts mehr.

    Insgesamt war ich also fast 3 Monate am kämpfen und hab mir unzählige Male den Kopf zerbrochen, alles nur wegen zweimal ungeschütztem Sex mit einer neuen Partnerin. Natürlich wird man nicht bei jedem Sexpartner vorher einen Test verlangen können aber man sollte gerade bei spontanen Sachen immer ein Kondom hernehmen. Und sollte man sich doch mal infizieren, verläuft die Behandlung in den allermeisten Fällen schneller und unkomplizierter als in meinem Fall. Also Kopf hoch, ihr werdet auch wieder gesund!

    Ich hoffe, damit ein paar Menschen geholfen zu haben!


  • Re: Hartnäckige Chlamydien-Infektion mit monatelanger Behandlung

    Danke für Ihren Bericht!

    Lieben Gruß

    Dr. T. Kreutzig-Langenfeld

    Kommentar


    • Re: Hartnäckige Chlamydien-Infektion mit monatelanger Behandlung

      Schön mal was positives zu lesen, danke dir!!

      Kommentar

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