beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?

[Andreas62]

Hallo,
ich fang mal von Vorne an!
Zunächst hatte ich eine bakterielle Entzündung in meinem Kniegelenk. Aus dieser Geschichte entwickelte sich in kürzester Zeit ein Kompartmentsyndrom im Oberschenkel mit einer zusätzlichen Entzündung von beiden Hoden und dem Penis. Nach mehreren Operationen bin ich wieder einigermaßen auf dem Weg der Besserung. Nach dem die Entzündungen weitesgehend aus meinem Körper entfernt waren, stellte ich fest, das sich an beiden Hoden, im Hodensack, sowie am Penis teilweise die Entzündungs-Schwellungen verhärtet haben. Da man schon vorher nicht feststellen konnte welche Bakterien mich heimgesucht haben, kann der Urologe nicht sicher sagen woher die Verhärtungen rühren. Eine Biopsie habe ich zunächst verweigert, weil ich nicht weis ob sich in diesen Verhärtungen noch Bakterien sind, die vielleicht bei der Gewebeentnahme wieder aktiviert werden.
Der Urologe hat den Vorschlag gemacht erst einmal einen Hoden zu entfernen und diesen untersuchen zu lassen, bevor ggf. der zweite Hoden, die Verhärtung am Penis und ggf. ein Teil des Hodensackgewebes entfernt wird.
Ich bin mir noch nicht ganz sicher was ich machen soll. Zumal ich der Meinung bin, das eigendliche alle Verhärtungen schnellst möglich komplett entfernt werden sollten. Selbst wenn die Geschwüre gutartig sind könnte sie ja später entarten. Also wäre es doch vielleicht sinnvoll sich sofort, auch wenn es eine Kastration darstellt, beide Hoden entfernen zu lassen, das Geschwür am Penis zu entfernen und auch noch zu mindest einen Teil des Hodensacks amputieren zu lassen. Ich weis nicht ob es sogar besser wäre den kompletten Hodensack entfernen zu lassen. Ich glaube, das würde vielleicht sogar besser aussehen. Wie sieht das mit Hodenprothesen aus? Sollte man sie nehmen oder besser weglassen?
Hat jemand hier ähnliche Erfahrungen? Kann mir hier jemand einen guten Rat geben?
Mich würde auch interessieren, wie man nach einer Kastration so leben kann. Ist Sex später noch möglich? Wie fühlt man sich nach so einer Kastration?
Oder ist es besser die Hoden, wenn die Geschwüre gutartig sind, zu erhalten und Nach Entnahme eines Hodens nicht weiter zu operieren?

Ich würde mich über ein paar gute Ratschläge sehr freuen

Andreas

[Dr. Kreutzig-Langenfeld]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Ich wäre mit einer solchen Entscheidung sehr zurückhaltend und würde sie auch nicht ohne den Rat einer großen Klinik oder Universitätsklinik für Urologie treffen.

Lieben Gruß

Dr. T. Kreutzig

[Andreas62]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Hallo Dr. Kreutzig,
danke zunächst für Ihren Tip, aber der Arzt, der mich behandelt ist an eine Universitätsklinik angeschlossen. Es handelt sich hier nach meiner Meinung um einen sehr qualifizieren Arzt. Das Problem ist wohl, das solche Verhärtungen meistens von Viren verursacht werden und weniger von Bakterien. Aus diesem Grunde ist die Vorgehensweise noch nicht ganz klar. Jedenfalls möchte ich nicht, das Material aus diesen Verhärtungen entnommen wird,solange das noch in mir ist. Weiterhin traue ich diesen Verhärtungen nicht. Selbst wenn sie jetzt noch nicht bösartig oder "aktiv" sind , so kann man doch wohl nicht ausschließen, dass das mal zu einem späteren Zeitpunkt pasieren könnte.

[Dr. Kreutzig-Langenfeld]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Nach dem, was ich weiss, halte ich die Entscheidung für falsch....

Lieben Gruß

Dr. T. Kreutzig

[Andreas62]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Gestern wieder bei meinem Urologen gewesen und die Sache durchgesprochen. Zunächst wird sich noch einmal ein zweiter Urologe jetzt die Sache ansehen. Es soll ggf. dabei eine Verkapselung komplett entnommen und untersucht werden. Termin ist erst nächste Woche. Jedenfalls ist die Sache sehr misteriös.

[Dr. Kreutzig-Langenfeld]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


das finde ich auch.....

Lieben Gruß

Dr. T. Kreutzig

[Andreas62]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Hallo,
also ich habe meine zweite Meinung! Es handelt sich tatsächlich um verändertes Gewebe in beiden Hoden, im Hodensack und auf dem Penis.Zusätzlich hat er in jedem Hoden noch Zysten gefunden. Sein Vorschlag ist zunächst das Geschwür auf dem Penis zu entfernen und von den anderen Geschwüren per Nadel eine Probe zu nehmen.Nach seiner Einschätzung ist das Gewebe bis jetzt noch gutartig. Es handelt sich wie schon vermutet um Gewebe, dass durch die bakterielle Entzündung aus meinem Bein stammt. Da die Entzündung bis in den Beckenraum vorgedrungen war, sind die Bakterien in meine Hoden gekommen. Wie das möglich war ist allen drei Ärzten die ich befragt habe nicht verständlich. Es ist aber wohl so. Den Vorschlag habe ich auch noch einmal mit meinem Hausarzt durchgesprochen. Er ist von diesen Punktionen nicht begeistert, weil zum Einen bei der geringen Menge an entnommen Zellen kein klares Bild entsteht und zum Anderen Zellen freigesetzt werden können, die dann ggf. Metastasen irgendwo im Körper verursachen könnten. Selbst wenn die Proben bis jetzt gutartig sind, weis ich , wenn ich alles im Hodensack belasse, nicht ob es irgendwann entartet. Da sich ja jetzt schon die Hoden anders anfühlen kann ich Veränderungen nicht nmehr ertasten, woher soll ich wissen wann sich darin noch etwas tut. Das heißt, dass die Nachkontrolle schwierig wird. Man müßte in gewissen Abständen immer wieder Zellen entnehmen. Das halte ich nicht für gut. Ich muss ehrlich sagen, das ich mit einer "tickenden Zeitbombe" schlecht leben könnte. Ich müsste immer daran denken und würde wahrscheinlich schon unruhig jeden weiteren Untersuchungstermin entgegenfiebern. Meine Frage hier ist nun folgende. Ist es nicht besser sich den kompletten Mist entfernen zu lassen und später die fehlenden Hormone künstlich einzunehmen? Ist das ratsam oder sollte mal lieber mit der Ungewissheit weiterleben. Wie würde das mit den Hormonen funktionieren und welche Nebenwirkungen hat die ganze Sache? Was würde sich bei mir verändern, oder könnten man mit Hormonen den Wegfall der Hoden komplett kompensieren?
viele Grüße Andreas

[Dr. Kreutzig-Langenfeld]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Ich bleibe bei dem, was ich geraten hatte! Die immer wieder diskutierte "Verschleppung" von Zellen bei Punktionen findet schlicht nicht statt.... es gibt aber Hausärzte, die haben das bis heute nicht verstanden!

Lieben Gruß

Dr. T. Kreutzig

[Andreas62]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Sehr gehrter Herr Dr Kreutzig,
danke zunächst für Ihre schnelle und geschätzte Antwort. Ich habe mir ja, so wie Sie es auch empfohlen hatten eine zweite Meinung bei einem Urologen in einer Uni-Klinik , in der er zusätzlich zur Urologie noch in den Fachbereichen Andrologie und Mikrochirugie tätig ist, eingeholt. Er hat bei seinen Untersuchungen neben den "Verhärtungen" zusätzlich noch die Zysten und Mikroverkalkungen in beiden Hoden festgestellt. Die Verhärtungen hält er im Moment auch noch nicht für bösartig und will eine Biopsie machen. Er konnte mir aber auch nicht sagen,ob sich das später nicht noch ändern kann. Selbst wenn , wie Sie sagen, eine Verschleppung von Zellen ausgeschlossen ist und der Befund aussagt, dass die Zellen noch nicht bösartig sind, kann man an Hand der Zellstruktur sagen ob sie mal entarten können?
Weiterhin lese ich überall, dass wenn sich Verhärtungen in den Hoden zeigt, diese auf jedenfall entfernt und feingewebliche untersucht werden sollten. Das Untersuchungsergebnis sei bei Entnahme von Gewebe durch eine Nadel bei weiten nicht so sicher wie die komplette Hodenentnahme mit anschließender Untersuchung. Wenn doch bei Verhärtungen der Hoden entfernt werden soll, warum dann vorher noch eine Gewebeentnahme. Im Grunde ist doch die Entscheidung die Hoden zu entfernen auf jeden Fall die sicherer Maßnahme. Eine anschließende Untersuchung des Gewebes würde dann doch nur noch dazu dienen festzustellen ob weitere Maßnahmen notwendig sind.
Wenn man die Hoden mit ihren "Geschwüren" belassen würde, wie könnte ich den feststellen das sie entarten, wenn ich jetzt schon diese Veränderungen an den Hoden ertasten kann. Ich habe die Angst, dass wenn die Hoden belassen werden ich diese Veränderungen viel zu spät mitbekomme und ich vielleicht zu diesem Zeitpunkt der Feststellung schon Metastasen im Körper habe.
Jedenfalls muß ich für mich bis morgen eine Entscheidung gefunden haben, wie ich mit der Sache umgehe. Ich habe morgen das Vorbereitungsgespräch für die Entnahme des Geschwüres auf dem Penis und ggf. die Gewebeentnahme durch Punktion oder statt Punktion die Entfernung der beiden Hoden. Ich würde mich über Ihre Meinung dazu sehr freuen, um für mich eine weitere Entscheidungshilfe zu gewinnen.
Mir würde es ausreichen, wenn Sie mir schildern würden, wie sich die beidseitige Hodenentnahme auswirken wird. Welche Maßnahmen möglich werden um die Hormonverluste auszugleichen und mit welchen organischen Nebenwirkungen ich rechnen kann. Ich weis das ich in diesem Fall nur zwischen zwei Übel wählen kann. Entweder lebe ich mit einer innerlichen Angst über deine späterer bösartige Hodenkrebserkrankung weiter oder setze ich mich mit den "Nebenwirkung" einer beidseitigen Orchiektomie auseinander. Da ich schon vor vielen Jahren eine Vasektomie habe durchführen lassen, steht der Kinderwunsch hierbei nicht mehr zur Debatte.
Ich würde mich über eine Antwort und Meinung von Ihnen sehr freuen.

viele Grüße
Andreas

[Dr. Kreutzig-Langenfeld]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Wenn Sie Hormone substituieren, wird sich nichts ändern.... dennoch bleibe ich sehr kritisch.

Lieben Gruß

Dr. T. Kreutzig

[Andreas62]

Re: beide Hoden und Hodensack entfernen lassen?


Sehr geehrter Herr Dr. Kreutzig,
danke für Ihre Antwort.

viele Grüße
Andreas