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Therapierefraktäre Gastritis

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  • Therapierefraktäre Gastritis

    Liebe Frau Dr. Schöneberger,

    ich leide seit nunmehr mittlerweile über drei Jahren an nächtlich auftretenden, quälenden Magenschmerzen, die trotz mannigfaltiger Interventionen sich nicht bessern. Da ich selbst seit geraumer Zeit Medizin studiere (und mir einige Ärzte schon gesagt haben, die Magenschmerzen kämen wohl vom "Studiums-Stress"), möchte ich Ihnen mein Problem der Übersicht halber in Form einer vollständigen Anamnese darstellen. Ich stelle Ihnen dies so ausführlich dar, weil meine Magenschmerzen häufig auftreten, mein Leben stark beeinträchtigen und bisher trotz verschiedener ärztlicher Interventionen alle Vorgehensweisen völlig ohne jede Wirkung waren, und ich daher langsam etwas verzweifelt werde.

    Ich bin männlich, 34 Jahre alt und wiege momentan ca. 78kg. Mein Blutdruck ist ständig im unteren Normalbereich (ca. 110/80), mein Puls ist meistens etwas schnell mit ca. 85-90 Schlägen/min. Ich bin weder besonders sportlich noch unsportlich.

    Aktuelle Anamnese:
    - Schmerzen deutlich epigastrisch/retrosternal lokalisiert, mit seltener Ausstrahlung in die Mitte des Rückens (was auch von einer Schonhaltung während der Schmerzen kommen könnte)
    - kontinuierlich brennend, mit sich stechend anfühlenden Schmerzspitzen
    - im Schnitt 4-5 auf einer Schmerzskala von 1-10, mit Spitzen von 6 bis teilweise 7
    - treten unabhängig (!) vom Zeitpunkt der letzten Mahlzeit immer um 01-03 Uhr nachts auf und halten meistens bis 06-07 Uhr an, teilweise aber auch schon bis 12 Uhr
    - treten ca. alle zwei bis drei Tage mit genauso lang anhaltenden Schmerzserien auf
    - essen während der Schmerzen verschlimmert sie
    - an Getränken nur Wasser möglich, selbst das verschlimmert die Schmerzen teilweise
    - stress verschlimmert die Schmerzen natürlich auch
    - vor allem Fleisch (selbst in noch so geringer Menge), fettige Speisen und Softdrinks erzeugen die Schmerzen mit großer Sicherheit
    - Schmerzen oft von Schweißausbrüchen begleitet, selten auch für kurze Momente anfallsweise Übelkeit
    - Druckausübung auf die Gallenblase verursacht selbst während laufenden Schmerzattacken keine Zusatzschmerzen

    Die Schmerzen machen ein Schlafen völlig unmöglich und stören meinen Schlaf-/Wachrhythmus seit geraumer Zeit nachhaltig.


    Bisheriger Verlauf und Vorgeschichte:
    Die Schmerzen traten erstmalig vor etwa drei Jahren auf, als ich besonders viel Stress im Studium hatte und mich teilweise ziemlich "kaputtgearbeitet" habe. Vor insgesamt sechs Jahren etwa hatte ich schon ab und an einmal Sodbrennen. Die Schmerzen wurden seitdem kontinuierlich intensiver und vor allem häufiger. Seit zwei Jahren habe ich aus verschiedenen Gründen das Medizinstudium vorübergehend stillgelegt, der Stresspegel ist also ganz erheblich gefallen. Ich habe die letzten zehn Jahre fast täglich ca. 1.5l Cola täglich getrunken, seit einigen Monaten habe ich den Konsum erheblich reduziert (auf ca. 0.3l/d).


    Vegetative Anamnese:
    - Appetit war noch nie besonders groß, ist seit den Schmerzen aber noch geringer, da Angst vor erneut auftretenden Schmerzen besteht
    - Durst normal
    - keinerlei Unverträglichkeiten
    - Laktose-Intoleranz wurde mittels Test ausgeschlossen
    - Gewicht hat sich im letzten halben Jahr um ca. 10 kg verringert (beabsichtigt)
    - kein Fieber
    - kein Nachtschweiß
    - keine Infektneigung
    - häufiger Husten mit häufigem Räuspern, laut Gastroenterologin vom Geräusch her "typisch für Reflux"
    - Stuhlgang war früher häufig (oft mehr als 3x/d) und eher flüssig, mittlerweile normal (1x/d, normale Konsistenz und Farbe), Harn normal
    - schwere Schlafstörungen durch die Schmerzen, ich wache auch regelmäßig davon auf - an ein Schlafen während der Schmerzen ist unmöglich zu denken


    Vorerkrankungen:
    - Major Depression seit 16+ Jahren
    - Cholezystolithiasis (Schottergallenblase) - sonografischer Zufallsbefund, da beschwerdefrei
    - Steatosis hepatis - sonografischer Zufallsbefund, da beschwerdefrei


    Was bereits unternommen wurde:
    - Bisher nur Nasenpolypen-OP als kleines Kind, Blinddarm noch vorhanden
    - Mehrfache Oberbauchsonografie, Befund jeweils wie o.g.
    - vor wenigen Wochen Gastroskopie mit Biopsie, Befund: Duodenum unauffällig; Antrum geringe chronische Antrumgastritis mit geringer Schleimhauthyperämie, Helicobacter negativ, keine Malignität; Korpus geringe chronische Korpusgastritis, Helicobacter negativ, keine Malignität; Kardia keine Barrett-Mukosa, Plattenepithel nicht mitgetroffen, Karditis chronica geringen Grades - Diagnose: Antrumgastritis, NERD
    - davor aus Eigeninitiative schon mal 3 Monate lang Pantoprazol 40mg/d; ohne Wirkung
    - Antazida ohne Wirkung
    - Schmerzen meistens selbst mit 2000mg Paracetamol nicht beherrschbar, 500-1000mg Metamizol notwendig; bei sehr starken Schmerzausprägungen teilweise 200-400mg Tramadol (aus Restbestand) wirkungslos (!)
    - Buscopan wirkungslos
    - Magensalz-Tabletten (Natriumhydrogencarbonat) manchmal etwas hilfreich, aber meist wirkungslos
    - seit Gastroskopie vor 6 Wochen wieder Pantoprazol 40mg/d und Sucralfan 20mg/d, jeweils völlig ohne Wirkung
    - direkt nach Gastroskopie eine Woche lang strikte Schonkost - währenddessen traten keine Schmerzen auf, danach sofort wieder
    - bei der Gastroenterologin wurde vor ca. 2a ein (unauffälliges) EKG abgeleitet


    Medikation:
    - aktuell: Bupropion 300 mg/d (seit 2 Jahren, mittlerweile keine Anzeichen mehr für Depression), Pantoprazol 40mg/d, Sucralfan 20mg/d
    - früher: Zusätzlich Trittico 50-100mg/d wegen Schlafproblemen, seit 2 Monaten nicht mehr


    Essverhalten/Genussmittel/Drogen:
    - Essverhalten bereits seit 3+ Jahren sehr fleischarm (alle 2-3 Tage ca. 100-150g Fleisch/d), Softdrinks wie gesagt bereits reduziert auf 0.3-0.6l/d, dazu 1-1.5l Wasser
    - Alkohol so gut wie keiner (ca. alle 2-3 Wochen 0.3l Bier), schon immer
    - Nikotin: Ca. eine halbe Schachtel/d, seit 15a
    - Keine weiteren Drogen, auch früher nicht


    Sozialanamnese/Familie:
    - Seit 13a in einer gut funktionierenden Partnerschaft, keine Kinder
    - Vater verstorben (Myokardinfarkt), Geburtsjahr 1942, Mutter noch am Leben, Geburtsjahr 1947
    - Mutter hatte vor 24a Brustkrebs; Vater zeitlebens "Herzprobleme", Angststörungen mit Schmerzmittel- und Benzodiazepinabusus, sein Bruder leidet an Schizophrenie


    Bisherige Vorstellungen wegen der Schmerzen bei Hausärztin, Allgemeinchirurg und FÄ für Gastroenterologie.


    Vielleicht haben Sie ja eine Idee, was ich noch unternehmen könnte oder woran die Schmerzen liegen könnten. Besonders merkwürdig ist die Tatsache, dass Pantoprazol selbst über Monate völlig wirkungslos ist, ebenso wie Antazida und Basenpuffer. Ich versuche meine Ernährung schon seit geraumer Zeit umzustellen und mich mehr meiner Freundin anzunähern (die sich vegetarisch und allgemein sehr gesund ernährt), aber auch das scheint die Magenschmerzen nicht zu beeindrucken (bis auf radikale Schonkost, nach der die Schmerzen aber wiederkehren).

    Ich hoffe, Sie können mir weiterhelfen.


  • Re: Therapierefraktäre Gastritis

    Ich würde zur Umfelddiagnostik auch eine Röntgenuntersuchung des Thorax bzw. eine CT Untersuchung vorschlagen.
    Eine Einordnung der Probleme ist natürlich bei solch komplizierten Beschwerden nicht so einfach möglich, aber eine erweiterte Umfeldiagnostik (s.o.) würde ich schon empfehlen.
    Nebenbei: die anhaltenden Beschwerden wären doch ein guter Anlaß, das Rauchen einzustellen und auch komplett auf gutr Ernährung umzustellen, Süssgetränke udn Fertigprodukte sowie Nikotin gehören NICHt dazu ...
    MfG
    Dr. E. S.

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    • Re: Therapierefraktäre Gastritis

      Liebe Frau Dr. Schönenberg,

      vielen Dank für Ihre rasche Antwort! Ich hab nächsten Monat ohnehin einen weiteren Termin bei meiner Gastroenterologin, wo ich eine Umfelddiagnostik mal zur Sprache bringen werden.

      Nur eine Frage hätte ich noch: An welche Differentialdiagnosen denken Sie spontan bei meiner Schilderung?

      Natürlich weiß ich, welche meiner Verhaltensweisen gesundheitsschädlich sind. Eine Umstellung ist natürlich nicht in jedem Fall einfach, aber ich arbeite kontinuierlich daran

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      • Re: Therapierefraktäre Gastritis

        Die Symptomatik ist sehr unspezifisch, eindeutige Differentialdiagnosen drängen sich nicht auf. Also - Umfelddiagnostik, um auch durch Ausschluß weiter zu kommen.
        MfG
        Dr. E. S.

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