Also erst einmal ein paar Sachen zu mir. Ich bin 21 Jahre alt, 199 cm groß, aktuell noch ca. 79 kg schwer und leide an einer Schilddrüsenunterfunktion (Hashimoto – Thyreoiditis), die ich aber nur der Vollständigkeit halber hier erwähne.
Im Sommer 2014 war ich für eine Woche in Bulgarien. Dort merkte ich bereits am 1. Tag, dass mit dem Essen dort irgendwas nicht stimmte. Alles sehr, sehr unappetitlich und unschön aussehend. Nichts destotrotz habe ich natürlich trotzdem dort gegessen.
Ab dem 2. Tag fühlte ich mich auf einmal nicht mehr wohl und mir wurde schlecht. Am erbrach ich dann und erholte mich während der gesamten Urlaubswoche auch nicht mehr. Erbrechen trat in der Woche noch mehrmals auf. Ganz im Gegensatz zu Durchfall – den hatte ich nie! Gegessen habe ich praktisch nichts. Ich blieb also fast den gesamten Urlaub im Bett bzw. im Hotel.
Nach meiner Rückkehr hoffte ich dann, dass alles nun vorbei und tatsächlich wurde es zunächst besser. Ich aß wieder mehr, wenn auch noch nicht ganz normale Portionen . . . aber immerhin.
Etwa zwei Wochen später begannen meine Beschwerden jedoch erneut. Ich hatte wieder Probleme mit der besagten Übelkeit, wenn auch ohne Erbrechen. Hinzu kam jedoch eine extrem belastende Müdigkeit und Schwäche. Die Übelkeit trat sowohl vor als auch dem Essen auf.
Ein paar Tage später war alles wieder verschwunden und ich dachte mir nichts großartiges dabei.
Wiederum etwa zwei Wochen später traten die Beschwerden jedoch wieder auf. Diesmal ging ich zu meinem Hausarzt, der sofort eine Blut- und Stuhluntersuchung anordnete. Beide lieferten keine Hinweise auf Viren, Bakterien, Würmer oder ähnliches.
Mittlerweile war es September geworden und ich hatte die Beschwerden nun schon zwei ganze Monate. Es hatte sich so entwickelt, dass ich in einem relativ gleich bleibenden Rhythmus von ca. 2 Wochen immer wieder die gleichen Symptome entwickelte. Diese hielten dann ungefähr drei bis vier Tage an, um dann fast vollständig wieder zu verschwinden.
Was blieb war nur das Gefühl, dass etwas nicht stimmte und ich mich irgendwie unwohl fühlte.
Mein Hausarzt schickte mich daraufhin in ein Krankenhaus, damit die Ärzte dort eine Spiegelung des Magens durchführen konnten. Der Professor dort konnte bei dieser Spiegelung jedoch keine ursächlichen Auffälligkeiten finden. Zwar wurde nebenbefundlich ein Bruch des Zwerchfells diagnostiziert, jedoch könne dieser angeblich nicht die Ursache für meine Beschwerden sein.
Mit diesem Ergebnis wurde ich dann entlassen . . .
In den folgenden Wochen ging es so weiter, dass ich immer mehr an Gewicht verlor. Ich hatte seit Bulgarien nun schon annähernd fünf Kilo verloren. Dementsprechend fühlte ich mich auch immer schlapp, müde und kalt.
Hinzu kam, dass ich in den – immer noch regelmäßig auftretenden – Phasen nun auch mit Schlaflosigkeit zu tun bekam. Ich wurde nachts vor lauter Übelkeit wach und konnte nicht mehr einschlafen, obwohl ich ja morgens um 6 Uhr aufstand.
Es musste also eine Lösung her. Ich dachte daher an meine Unterfunktion der SD und wandte mich daher an einen renommierten Internisten und Endokrinologen. Dieser hörte sich meine Geschichte sehr aufmerksam an und schlussfolgerte, da ja organisch alles in Ordnung zu sein schien, an eine funktionelle Störung des Magens. Er verordnete mir MCP gegen die Übelkeit und Iberogast um den Magen wieder dauerhaft zu beruhigen.
Die Theorie der falsch eingestellten Schilddrüse verwarf er nach einem Check meiner Werte. Diese seien ganz normal.
So ging es dann den Oktober und November weiter. Auch diese neuen Mittel brachten jedoch nicht den gewünschten Erfolgt. Es blieb bei meinen regelmäßig wiederkehrenden Phasen mit Übelkeit, Appetitlosigkeit und Antriebslosigkeit.
Speziell im November hatte ich wieder eine richtige „Hammer – Phase“, die mich für eine Woche dauerhaft ans Bett fesselte. In dieser hatte ich dann auch regelmäßiges galliges Erbrechen nach dem Aufstehen. Generell war mir morgens viel schlechter als am Abend, was aber für alle Phasen galt.
Ich dachte nun auch an psychische Gründe. Ich konnte mir zwar nicht erklären, warum ich irgendwelche Beschwerden haben sollte, aber fragte den Doktor einfach mal danach. Dieser beruhigte mich dahingehend, dass galliges Erbrechen überhaupt nicht zu psychosomatischen Beschwerden passen würde.
Auch er war aber mittlerweile ratlos und schickte mich daraufhin zu seinem ehemaligen Ausbilder in ein Krankenhaus in der Nachbarstadt.
Dieser Doktor, bzw. sogar Professor, bestand auf einer erneuten Spiegelung des Magens und des Dünndarms. Speziell wolle er dort nach Yersinien, Salmonellen und ähnlichen Keimen Ausschau halten.
Unabhängig davon prüfte er die Leber auf sämtliche Typen der Hepatitis – alles ohne Erfolg.
Die Spiegelung selbst brachte keinen Hinweis auf Keime. Dafür fand man eine Entzündung der oberen Magenschleimhaut und diagnostizierte eine Refluxerkrankung. Gegen dieser verordnete er mir Pantoprazol. Gleichzeitig stellte er aber fest, dass dies nicht Ursache meiner Beschwerden sein könne.
Im Rahmen einer Blutuntersuchung stellte man dann Antikörper gegen Yersinien fest. Alles deutete auf eine durchgemachte Yersiniose hin. In der Hoffnung, dass dies der Schlüssel sein könne bekam ich ein Antibiotikum. Als es danach nicht besser wurde, wurde noch ein weiteres Präparat probiert – ebenfalls ohne Erfolg.
In dieser Zeit (Dezember) wurde es dann richtig schlimm. Ich hatte die Probleme nun schon fünf Monate und verlor langsam die Hoffnung, dass man überhaupt noch etwas finden würde.
All das ging enorm auf meine Psyche, aber ich konnte mir trotzdem nicht vorstellen, dass dies die Ursache sein könnte.
Gleichzeitig wurde mir aber auch klar, dass nicht unbedingt ein Keim oder ähnliches der Auslöser zu sein schien, sondern diese Infektion mit Yersinien vielmehr etwas anderes ausgelöst haben musste.
Jedenfalls vermutete ich dies und tue das auch noch heute.
Da ich immer noch meinen phasenweisen Verlauf hatte, ordnete der Professor aus der Nachbarstadt anschließend zwei Magnetresonanztomografien an. Bei der ersten wurde der Kopf auf einen möglichen Tumor untersucht, der auf das Übelkeitszentrum im Gehirn drücken könnte – negativ.
Die zweite Tomografie bezog sich auf den Darmtrakt und galt des Ausschlusses einer Morbus Crohn. Auch dies war Gott sei Dank ohne Erfolg. Auch wenn ich natürlich gern ein Ergebnis gehabt hätte, so wäre dies doch wesentlich schlimmer gewesen.
Ich nahm also weiterhin MCP (bzw. manchmal auch Vergentan, da ich hiermit oft besser zurecht kam) und Pantoprazol.
Anfang Januar war ich dann wiederdort. Diesmal fragte ich den Professor nach der Möglichkeit einer chronischen Entzündung des Blinddarms von welcher ich im Internet gelesen hatte und welche wohl auch ohne die typischen Symptome wie Druckschmerz usw. vorkommt. Vor allem der phasenweise Verlauf schien zu passen.
Der Doktor hielt von dieser Idee nichts, jedoch gab er zu Bedenken, dass es durchaus sein könne, dass sich „ein paar Yersinien“ im Blinddarm abgekapselt haben könnten. Dies würde speziell bei Salmonellen vorkommen, sei aber auch bei Yersinien möglich.
Im Januar und Februar hielt ich mich dann mit den o. g. Tabletten über Wasser. Von einer Appendektomie hielt ich nicht viel.
Da die Phasen aber immer noch regelmäßig wiederkehrten, inzwischen aber ohne Erbrechen und in größeren Abständen (ca. alle drei Wochen) suchte ich erneut meinen Hausarzt wieder auf und informierte diesen über meine „Tour“ oder eher Tortur seit meinem letzten Besuch im Spätsommer.
Erstaunlicherweise hielt er die Theorie der Abkapselung für durchaus denkbar und sprach sich – nach langem überlegen – ebenfalls für eine Entnahme des Blinddarms aus.
Mitte März entschied ich mich dann zu diesem Schritt und ließ mir den Blinddarm entfernen. Dieser war bei der Entnahme gereizt und stark vergrößert (10 cm lang und 1 cm dick). Yersinien ließen sich allerdings nicht nachweisen.
Die erste Woche war auch alles gut. Abgesehen von den Nachwirkungen der Operation hatte ich mit meinem Magen keinerlei Beschwerden und ich dachte mir, dass es mir ja reichlich egal sein könne, ob nun Yersinien nachweisbar seien, Hauptsache die Beschwerden seien weg.
Das war aber nicht so. Vergangenen Mittwoch merkte ich wieder meine allzu vertraute Übelkeit sich anbahnen und tatsächlich hatte ich Donnerstag und Freitag wieder eine meiner Phasen.
Appetitlosigkeit, Schlappheit und vor allem Übelkeit waren wieder da.
Es scheint so, als sei alles umsonst gewesen.
Nun habe ich eigentlich keine Idee mehr und die Ärzte scheinen auch ratlos.
So das war sie auch schon meine „Kurzversion“ der Ereignisse. Eigentlich könnte ich noch viel mehr schreiben. Speziell zur psychischen Belastung und der verlorenen Lebensqualität könnte ich noch reichlich erzählen ….
Daher nun meine Frage an euch:
Irgendwelche Ideen?
Hat einer ähnliche Beschwerden, die sich auch über so einen langen Zeitraum hinziehen? Und wenn ja: Wie ist er sie möglicherweise wieder los geworden? Was war / ist es?
Gruß
bolux
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