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PPI und Krebsrisiko ...

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  • PPI und Krebsrisiko ...

    Hallo Herr Professor,

    PPI (z.B. Esomeprazol) sind ja vermeintlich ein Segen in der Refluxbehandlung. Einerseits vermeiden sie das unangenehme Sodbrennen, andererseits schreibt man ihnen eine mucosa-protective Wirkung in der Speiseröhre im Sinne einer Carzinom-Vermeidung (Barrett-Syndrom) zu.

    Nun hört und liest man aber zunehmend hinter vorgehaltener Hand, dass die Säureblockierung in Langzeitanwendung folgende Nachteile für den Magen zu bringen scheint:
    - Entwicklung einer C-Gastritis (mit dem Risiko von Metaplasien und Magen-Ca)
    - besorgniserregender Anstieg des Gastrinspiegels, langfristig Umbauprozesse an den Magenzellen (Präcancerose)
    - Entstehung (gutartiger) Neoplasien, z.B. Drüsenkörperzysten
    - Ansiedlung gastraler Bakterien und Pilze (die ansonsten durch die Säure vermeiden würden)
    - irreversible Störungen in der Pepsinbildung
    - bedenkliche extragastrale Nebenwirkungen (Leber, Augen, Blutbild, Psyche ...)

    Nach 10-jähriger Dauermedikation (mit H2I, dann Pantozol, dann Nexium) aufgrund organisch bedingtem Reflux habe ich sowohl die C-Gastritis als auch die Zysten sowie intestiale Metaplasien und Nebenwirkungen (heftigste Kopfschmerzen/Migräne/ Sehstörungen). Einnahme umtägig 20mg Nexium mups. Kein Barrett. Gastroskopie alle 2 Jahre. Neigung zu Polypen, Polypektomie Kardia (und Dickdarm).
    Alternativen der Medikation wäre:
    1.) Sodbrennen tolerieren. Contra: Risiko Speiseröhrenkrebs
    2.) Operation (konventionell/laparoskopisch/endoskopisch ("Stretta"). Contra: allg. und spezielle Operationsrisiken, geringe Langzeiterfahrungen (betrifft l/e), "Übertherapie".

    Was ist die aktuelle Sicht des Onkologen zum Nebenwirkungsrisiko der PPI-Dauermedikation? Tendieren Sie eher dazu, die Nebenwirkungen des PPI zugunsten der Krebsprophylaxe Speiseröhre in Kauf zu nehmen, oder sind wiederum die Nebenwirkungen (Magen-Ca?) der Dauermedikation so riskant, dass man das eher (statistisch) geringe Risiko des Speiseröhrenkrebses in Kauf nehmen sollte?

    Vielen Dank vorab und beste Grüße,
    Watson007


  • RE: PPI und Krebsrisiko ...


    Die (intestinale) Metaplasie ist ja eine Folge des Refluxes (also nicht wegen, sondern trotz der PPI-Einnahme entstanden). Das Karzinomrisiko wird allerdings als gering angesehen, wenn der Abschnitt kurz ist. Auf der anderen Seite bildet sich die Metaplasie auch nicht zurück. Daher sind die PPI nur sinnvoll, wenn ansonsten tatsächlich eine Ösophagitis entsteht. Ein Absetzversuch könnte also sinnvoll sein. Zumindest wäre eine Dosisreduktion (Erhaltungsdosis) zu diskutieren. Ziel ist die Verhinderung der Entzündung. Natürlich ist die Langzeiteinnahme von Medikamenten immer problematisch und sollte hinterfragt werden. Wenn es aber notwendig ist zur Verhinderung der (Symptome verursachenden) Entzündung, ist sie das kleinere Übel. Vitamin B12 Mangel ist zu überprüfen (wegen Resorptionsstörungen).

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    • RE: PPI und Krebsrisiko ...


      Hallo Her Prof. Wust,

      herzlichen Dank für Ihre Antwort und ein gesundes Neues Jahr.

      Ich (40) hatte in der vergangenen Zeit mehrere Absetzversuche unternommen und war zunächst enttäuscht, dass das Sodbrennen sofort nach Wirkungsverlust der PPI exzessiv wieder auftrat. Allerdings weiß ich heute, dass es (zumindest bei mir) einen Rebound-Effekt gibt, man muß also den absetzbedingten Säureanstieg erst mal "durchlaufen lassen". Mit dieser neuen Erfahrung habe ich in der letzten Zeit erneut experimentiert und komme auf eine deutliche Reduzierung der Dosis. Möglicherweise reicht bei mir ja sogar Ranititin, welches ich früher (als es den PPI noch nicht gab) mal einnahm. Wenn ja, wäre das (nebenwirkungstechnisch) günstiger als die PPI?

      Meine Großmutter und ihr Bruder hatten zeitlebens Sodbrennen und neigten zu Magenpolypen. Beide verstarben an Speiseröhrenkrebs. An ihr ständiges Schlucken von Antazida kann ich mich noch gut erinnern und erkenne mich oft mit ähnlichen Problemen wieder, eben auch mit den Magenpolypen, wieder. Väterlicherseits gibt es keine mir bekannten Krebsfälle, auch meine Mutter blieb bisher (68) zum Glück ohne Krebsbefunde, allerdings hat sie noch nie eine Gastroskopie machen lassen, so dass ihr Risiko unbekannt ist. Wie hoch schätzen Sie unter diesen Bedingungen mein Krebsrisiko bezüglich Magen/Darm ein? Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass Adenome vor den 40. Lebensjahr im Darm oder Magen (hatte bereits beides) auf ein deutlich höheres Krebsrisiko hindeuten. Kann man das so bestätigen?

      Zuletzt noch mal zu den Metaplasien. Muß vielleicht noch richtigstellen, dass die Metaplasien noch nicht an der Speisröhre (dort züngelt nur ein schmaler Entzündungsherd) sind, sondern im Antrum. Diese sind (bisher) laut Histologie inkomplett und fokal. Ist es tatsächlich so, dass diese sich unter günstigen Bedingungen nicht wieder zurückbilden können?

      Vielen Dank und beste Grüße,
      Watson007

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      • RE: PPI und Krebsrisiko ...


        Zumindest scheint ja eine familiäre Disposition zu bestehen, die man ernst nehmen sollte. Auch der Adenomnachweis deutet in diese Richtung. Ich würde unter diesen Gegebenheiten die Frage aufwerfen, ob nicht eine anatomische Ursache für den Reflux besteht, die man durch eine Operation (Fundoplicatio) beheben könnte. Dann wären Sie beides los, die Medikamente und die dauernde Frage, ob dort ein Krebs entstehen könnte. Letztlich kann man durch regelmäßiges Spiegel letzteres (weitgehend) verhindern. Aber aus meiner Sicht schränkt das die Lebensqualität doch viel mehr ein als ein einmaliger (erfolgreicher) Eingriff.

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        • RE: PPI und Krebsrisiko ...


          Hallo Herr Prof. Wust,

          vielen Dank auch für diese Antwort. Ja, es besteht eine Hiatushernie, allerdings meines Wissens in leichter Form. Ich werde den Gastroenterologen bei der nächsten Spiegelung auf die Möglichkeiten einer OP ansprechen, habe allerdings (aufgrund sehr schlechter "Initialerfahrung" als Kind mit einer Äthernarkose, HNO-OP) riesige Angst vor solcher und würde sie daher eher als letztes Mittels sehen.

          Eine Frage hätte ich noch (unter Berücksichtigung meiner Adenomneigung / Metaplasien Antrum): Wie lange benötigt ein Karzinom (Magen/Speiseröhre, Alter=40/m) in der Regel für die Entstehung, d.h. wie lange kann man nach Ihrer Erfahrung im Schnitt mit weiteren Kontrollen "warten", wenn einmal eine Spiegelung stattgefunden hat und keine Entartungen festgestellt wurden (evtl. übersehene Areale hier mal ausgeschlossen)? Kann ein bösartiger, metastasierender Tumor sich innerhalb weniger Wochen etablieren?

          Viele Grüße,
          Watson007

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