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Schilddrüsenkrebs - allgemeine Fragen

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  • Schilddrüsenkrebs - allgemeine Fragen

    Bei Schilddrüsenkrebs gibt es ja 4 Formen: papillär, follikulär, medullär und anaplastisch, wobei der papilläre der "harmloseste" ist. Entwickelt sich das stufenweise, also gehen einem anaplastischen die 3 vorangehenden Sd-Krebsformen voran?
    Wenn man wegen pap. Ca. RJTs gemacht hat, ist man dadurch dann gefeit vor foll, med. und anapl. Ca? Denn der pap. Ca kann ja auch Jahre später trotz Komplettentfernung der Sd und RJT wieder auftreten, darum gibt es ja die lebenslangen Kontrollen.

    Ich habe gelesen, dass pap.Ca seit 1983 um über 13% angestiegen ist, dafür aber die besonders schwere Form des anapl. Ca gesunken. Hängt das mit der Jodprophylaxe zusammen oder nur mit den verbesserten Diagnosemöglichkeiten? Oder kann es sein, dass die Jodprophylaxe zu vermehrtem Auftreten von pap. Sd-Ca führt, die aufgrund der heutigen besseren Diagnosemöglichkeiten auch meist erkannt werden? Führt also zuviel Jod bei vielen Menschen zu Sd-Ca, der aber dann meist noch erkannt wird, bevor es zu spät ist, während bei zuwenig Jod zwar viel weniger Fälle auftreten, die aber schwerwiegender sind? Kann der menschliche Organismus es einfach verdauen, wenn z.B. im jodierten Salz im Jahr x plötzlich doppelt soviel Jod drin ist wie bis dahin üblich?

    Auch wundere ich mich immer über ganz stark unterschiedliches Sd-Ca-Gefälle in bestimmten Regionen - das kann ja wohl nicht allein an den Genen der dort lebenden Menschen liegen, zumal Sd-Ca in der Regel nicht erblich ist, bis auf wenige Ausnahmen. Woran liegt es dann? Am Wasser? An benachbarten Kraftwerken? An Ernährungsgewohnheiten? Warum sind Frauen eigentlich viel häufiger betroffen? Wird/Wurde das eigentlich untersucht? Die Unterschiede Mann-Frau und die regionalen Unterschiede sind ja recht augenfällig.
    Herzlichen Dank für Ihre Antwort!


  • RE: Schilddrüsenkrebs - allgemeine Fragen


    Jodmangel ist in Deutschland, vor allem im Süden, endemisch und ist vermutlich ein Risiko-faktor (führt zur SD-Vergrößerung = Struma und ist damit ein Stimulus). Konsequente Jod-prophylaxe würde also die Häufigkeit senken. (Das ist nicht zu verwechseln mit der Gefahr einer Jodzufuhr, wenn die Struma schon da ist).
    Daher gibt es das von Ihnen erwähnte Nord-Süd-Gefälle (z.B. Hamburg versus Saarland). In Ländern am Meer (Griechenland, Großbritannien usw.) ist das SD-Karzinom seltener als z.B. in Österreich oder Finnland. Man kann also nur zu jodiertem Speisesalz raten (oder auch Jodzufuhr in Tabletten). Der tägliche Bedarf beträgt einige 100 µg.
    Es gibt keinen Übergang von einer Histologie in eine andere (zumindest sehr selten). Ein papilläres Ca ist ein papilläres Ca.
    Warum Frauen SD-Karzinome häufiger bekommen, weiß ich nicht. Männer haben auch seltener Strumen. Ungleiche Häufigkeit in den Geschlechtern gibt es aber bei fast allen Krebs-arten. Unterm Strich gleicht es sich aus, so dass die Gesamthäufigkeit in etwa gleich ist.

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    • RE: Schilddrüsenkrebs - allgemeine Fragen


      Sehr geehrter Dr. Wust,

      herzlichen Dank für die ausführliche Antwort! Was mich aber noch interessiert, ist, dass doch eine konsequente Jodprophylaxe ohnehin gegeben ist - es wird doch sämtliches Speisesalz jodiert und es sind z.B. kaum mehr Fertignahrungsmittel oder Brot ohne Jod zu bekommen. Ich komme übrigens aus Österreich, dort wird ebenfalls schon sehr, sehr lange das Speisesalz jodiert, und irgendwann Anfang der 90er Jahre wurde das beigesetzte Jod sogar verdoppelt. Trotzdem ist aber bei Sd-Ca pap. ein Anstieg um 13% seit 1983 verzeichnet worden! Österreich ist ja nochmal um etliches kleiner als Deutschland, aber auch hier gibt es ganz erstaunliche regionale Unterschiede zwischen den Bundesländern, das hat mich nur sehr gewundert als ich die Karte gesehen hab.

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      • RE: Schilddrüsenkrebs - allgemeine Fragen


        Es ist bekannt, dass das hohe Joddefizit (wie in Süddeutschland und Österreich) von 100-200 µg pro Tag auch durch jodiertes Speisesalz und andere Nahrung nicht ohne weiteres ausgeglichen wird. Daher müßte man eigentlich die Einnahme von Jodid-Tabletten empfehlen oder die ausreichend hohe Jodzufuhr durch andere Regelungen gewährleisten, die es nicht gibt (z.B. die generelle Verwendung von jodiertem Salz in Fleisch- und Backwaren). Warum es zu regionalen Schwankungen kommt, wäre Stoff für eine Forschungsarbeit. Es können Lebensgewohnheiten, Umweltfaktoren (Jodzufuhr?) etc sein. Da kann man vielleicht überraschende Gründe finden.

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        • RE: Schilddrüsenkrebs - allgemeine Fragen


          Vielen Dank für Ihre Antwort! Bei so seltenen Krankheiten, die noch dazu recht gut behandelbar sind, ist das Interesse der Forschung aber wohl recht gering? Es wäre ja ein leichtes, z.B. ernährungsbezogene Daten zu erheben, da ja fast alle diese Patienten irgendwann einmal bei einer stationären RJT landen - wenn man bedenkt, wonach da auf diesen Fragebögen alles gefragt wird bis hin zu Knochenbrüchen in der Kindheit, da wundert es mich dann schon, wonach dann nicht gefragt wird. Ich hab mich z.B. über Jahre hinweg bewusst salzarm ernährt, weil in den 80er Jahren das in allen Medien als gesund propagiert wurde. Obs da einen Zusammenhang gibt weiß ich nicht. Ich war offenbar auch schon mal verdächtig, und wurde zu einer Sd-Vorsorgeuntersuchung geschickt - leider haben die damals komplette Entwarnung gegeben.

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