Datum: 14.04.2003
An: [email protected].
Betreff: Zungengrundkarzinom
Hallo,
Mein Name ist Jürgen Skotnicki , ich bin 48 Jahre alt und möchte hier meine Erfahrungen als Betroffener schildern , in der Hoffnung , dem einen oder anderen etwas zu helfen diese schwere Prüfung zu bestehen.
Im Juli 2002 bemerkte ich das erste Mal beim schlucken eine Art Kloß im Hals , der einfach nicht verschwinden wollte. Im August 2002 habe ich mich das erste Mal beim Hausarzt vorgestellt.
Diagnose: Entzündung im Rachenraum
Medikamente: Antibiotika
Nach Abschluss der Behandlung geringe Besserung , doch der Kloß im Hals war nicht weg. Dann habe ich alles ein wenig schleifen lassen und dachte , dass wird schon werden. Am 1. September 2002 habe ich einen neuen Job begonnen. Etwa Mitte September bemerkte ich an der rechten Halsseite einen kleinen Knoten , der von Woche zu Woche immer etwas größer wurde. In Anbetracht dessen , dass keine Schmerzen und auch sonst keine Beeinträchtigungen da waren , sowie des neuen Jobs habe ich weiter gemacht wie bisher. Am 30.10.2002 bemerkte ich auch an der linken Halsseite einen kleinen Knoten. Das machte jetzt doch Angst und meine Frau und ich fuhren abends zu einem befreundeten Arzt. Jetzt kam die Sache ins Rollen. Überweisung zum HNO Arzt dort Ultraschall Diagnose,Zungengrundkarzinom rechts. Überweisung HNO Uni Klinik Magdeburg Tumorzentrum.
Nachdem ich dort alle Voruntersuchungen wie Ultraschall, CT, MRT usw. abgeschlossen hatte, stand die genaue Diagnose fest. Zungengrundkarzinom rechts mit zervikaler Metastasierung im Stadium pT4 N 3M x G 2 (C 01 )
Am 24.11.2002 ins Krankenhaus, zuerst Zahnklinik , es mußten 12 Zähne gezogen werden
Am 26.11. Verlegung in die HNO Klinik
Am 27.11. Op.Dauer ca. 14 Stunden.
Bei mir wurde die rechte Halsseite total ausgeräumt, links nur die befallenen Lymphknoten.
Die operierte Tumorfläche auf der rechten Seite wurde mit einem Transplantat aus dem Li. Unterarm gedeckt.Weiter bekam ich eine PEG Magensonde sowie ein Tracheostoma welches ich zur Zeit noch trage.Der Kehlkopf konnte drinnen bleiben jedoch der Kehlkopfdeckel mußte raus.Heilung verlief optimal,Stimm-und Schlucktraining auch
Bis hierher war es die Hölle.Angefangen von der Angst als zum ersten mal das Wort Krebs viel über die Op. Anschließend nichts essen können nur flüssig, tagelang nicht sprechen können,täglich mehrmaliges Absaugen, sowie Kanüle wechseln.Es verändert sich das ganze Leben.Manchmal denkt man schon ans sterben, aber der Lebenswille ist stärker.
A20.12.2002 wurde ich dann entlassen, mit dem Termin am 4.2.die Bestrahlung zu beginnen.Es sollten 33 Bestrahlungen werden.Die ersten 15 habe ich wunderbar überstanden,doch dann kamen die Nebenwirkungen.Zuerst Schwellungen,dann Mundtrockenheit, Hautverbrennungen,völliger Geschmacksverlust sowie Erschöpfungszustände. Alle 2 bis 3 Stunden mußte ich mich hinlegen und ausruhen.
Am 25.03.war ich mit den Bestrahlungen fertig.Es waren noch einmal Tage voller Resignation und Zweifel ob sich das alles lohnt. Aber der Wille zum Leben und noch etwas zu erleben ist größer und so soll es ja auch sein.Jetzt bin ich zu hause und warte darauf, dass die Schwellung im Hals weniger wird, dass das Stoma wieder zurückverlegt wird und das ständige Taubheitsgefühl in der rechten Schulter verschwindet.Wenn man diese Dinge abzieht geht es mir zur Zeit ganz gut.Am 29.04.2003 fahre ich erst mal 4 Wochen zur Kur um mich richtig zu erholen.
Nun noch ein paar Worte über das Tumorzentrum in der Uni. Magdeburg
Ich habe mich dort sehr gut aufgehoben gefühlt.Die Ärzte allen voran Frau OA Dr. Mootsch die mich auch operierte haben mich über alle Risiken und Vorgehensweisen aufgeklärt und mir so ein großes Stück der Angst genommen.Auch die technische Ausrüstung der Uni Magdeburg ist auf dem modernsten Stand.Das Personal der HNO Klinik sowie der Strahlenklinik kann man nur lobend erwähnen.Ich würde mich jederzeit wieder in ihre Obhut begeben.
Jetzt habe ich noch ein paar Fragen an jemanden der auf dem Weg der Genesung schon ein Stück weiter ist als ich.
Wie lange bleibt das Taubheitsgefühl in der Schulter?
Wann wird die Enge im Hals verschwinden?
Wann kommt der Geschmack zurück?
Wie sieht das Transplantat am Unterarm aus? Wird das wieder eine Ebene?
Wie lange nach der Op wird das Stoma zurück verlegt
Vielen Dank für die Beantwortung im voraus
Skotti [email protected]
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