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Leberkrebs

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  • Leberkrebs

    Lieber Herr Prof. Dr. Wust,

    vor einigen Tagen hatte ich Ihnen bereits gemailt. Bei meiner Schwiegermutter wurde ein inoperabler Leberkrebs festgestellt. Damals wollten wir Kontakt mit dem Hausarzt aufnehmen und Sie haben mir geantwortet, dass unser Vertrauensverhältnis zu stark belastet wäre und der Arzt daher lieber keine Antwort geben solle.
    Nach dem wir die Beiträge verfolgt haben, scheint uns dies nicht mehr nötig zu sein. Vielmehr haben wir es auf uns genommen, und meine Schwiegereltern für einen Tage besucht (700 km Fahrt). Dabei haben wir uns davon überzeugen können, dass meine Schwiegereltern selbst mit der Situation überfordert sind. Die medizinischen Begriffe können sie nicht zuordnen. "Schlechte Gedanken" kommen meiner Schwiegermutter hin und wieder, doch nur selten. Samstag haben wir ihr einen Rollstuhl besorgt, übrigens gegen ihren Willen, weil eine Mietgebühr fällig wurde. Dass wir richtig gehandelt haben, zeigte ihr strahlendes Gesicht. Das erste Mal seit fast sieben Wochen konnte sie in die Stadt.
    Nicht jeder hat die Kraft, mit solch einer niederschmetternden Nachricht fertig zu werden und über seinen baldigen Tod nachzudenken. Sicherlich wird dieser Zeitpunkt irgendwann kommen, doch bis dahin können wir warten. Wir haben sie in einem Hospiz angemeldet, wovon sie ebenfalls nichts weiß. Uns bleibt zur Zeit nur übrig, sie so häufig wie es geht zu besuchen und im Notfall Hilfe anzubieten. Heute hat sie eine Chemo, bei der nicht nur die Krebszellen, sondern auch gesunde Zellen zerstört werden sollen. Ob sich hierdurch ihre Lebensqualität noch weiter verschlechtern wird, wissen wir nicht. Wir haben darüber auch nicht diskutiert.
    Auf Grund unserer Erfahrung kann ich nur jedem Raten, zu akzeptieren, dass nicht jeder dazu in der Lage ist, die Situation emotionslos zu analysieren und pro und contra gegeneinander abzuwägen, um nach eingehender Diskussion eine Entscheidung zu treffen. Vertrauen bedeutet auch, dies zu respektieren. Es gibt nicht nur schwarz und weiß im Leben, sondern sehr viele Mischfarben.
    Wir wissen nicht, ob wir uns richtig verhalten, doch leider haben wir später keine Chance, dies zu ändern. Nach dem wir uns davon überzeugt haben, dass sie im Augenblick ohne fremde Hilfe noch klar kommen, weil mein Schwiegervater nun wirklich alles macht, haben wir uns dazu entschieden, ihnen zwar zur Seite zu stehen, doch ihre Entscheidungen zu respektieren. Erst wenn wir sehen, dass sie überfordert sind, werden wir, wie im Falle des Rollstuhls, weitere Schritte einleiten. Auf Grund der großen Entfernung wäre es hilfreich, wenn eine emotional nicht eingebundene Person, wie z.B. die Hausärztin uns hier unterstützen würde. Doch werden wir auch entgegen ihrem Rat und dem Willen der Schwiegerletern, ggf. Kontakt aufnehmen.
    Ihre Seite an sich hat uns geholfen und ist sicherlich für viele Leute sehr hilfreich. Von daher möchten wir Ihnen danken, dass Sie sich die Zeit dafür nehmen, Ansprechpartner zu sein.

    Mit vielen Grüßen


  • RE: Leberkrebs


    Ich habe bestimmt nicht abgeraten, mit dem Hausarzt Kontakt aufzunehmen. Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass bei einer Interessenabwägung immer der Patient im Mittelpunkt zu stehen hat. Der Patient ist selbstbestimmt. Wenn er also etwas nicht will, geschieht es auch nicht (dass ist sowohl juristisch als auch ärztlich so zu sehen). I.allg. spielt das keine Rolle, weil die meisten Patienten natürlich einverstanden sind, dass Angehörige (auch ohne ihr Beisein) mit ihren Ärzten (und speziell dem Hausarzt) Informationen austauschen. Wenn dieses jetzt geklärt wurde, ist es doch gut. Dann sollten Sie mit dem Hausarzt im Gespräch bleiben. Vielleicht war es auch gut, dass Sie mal persönlich vor Ort waren. Ohne persönlichen Kontakt geht es meistens nicht.

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