in www.welt.de fand ich folgenden interessanten Artikel zum Thema Leberkrebs, er hört sich sehr hoffnungsvoll an.
Krebskranke Leber außerhalb des Körpers bestrahlt
Hohe Dosis ohne Nebenwirkungen möglich. Alle Tumorzellen sind zerstört worden. Das Organ ist wieder voll funktionsfähig von Claudia Ehrenstein
Pavia -
Erstmals haben Mediziner eine krebskranke Leber außerhalb des Patienten mit einer Strahlentherapie behandelt und dann wieder reimplantiert.
Auch noch ein Jahr nach der Operation gehe es dem Patienten gut. Das Organ ist voll funktionsfähig und frei von Tumoren, berichtet jetzt das britische
Magazin „New Scientist“. Die italienischen Chirurgen Tazio Pinelli und Aris Zonta vom San Matteo Hospital in Pavia südlich von Mailand nutzten die ungewöhnliche Methode, um einen 48-jährigen Mann zu behandeln. Sie hatten ihm bereits einen Darmtumor entfernt. In der Leber des Patienten hatten sich aber bereits Metastasen gebildet. Die Mediziner zählten allein 14 größere und zahlreiche kleinere Tumoren. Eine Chemotherapie blieb ohne Wirkung. Mit einer konventionellen Strahlentherapie war die Leber aber nicht mehr zu behandeln.
Also wählten Pinelli und Zonta eine weit gehend in Vergessenheit geratene Methode, die bereits in den fünfziger Jahren entwickelt worden war. In das von Krebs befallene Organ wird eine spezielle Lösung injiziert. Sie besteht aus Bor-Atomen, die an die Aminosäure Phenylalanin gebunden sind. Wird dann ein hoch dosierter Neutronenstrahl direkt auf das Organ gerichtet, zerfällt das Bor. Die dabei freigesetzte Energie zerstört die Zelle. Da Krebszellen schneller wachsen als gesunde Zellen, lagern sie auch mehr Bor-Atome ein. Unter dem Neutronenbeschuss werden daher vor allem die Krebszellen zerstört. Dennoch kann die Strahlung auch das umliegende Gewebe schädigen. Pinelli und Zonta entschieden sich daher für den ungewöhnlichen Schritt, dem Patienten die Leber zu entnehmen, um bei einer relativ hohen Strahlendosis möglichst geringe Nebenwirkungen zu erzeugen. Seit Ende der achtziger Jahre experimentieren die beiden Mediziner mit der Methode, arbeiten sie an der optimalen Dosierung. Um sicherzugehen, dass auch tatsächlich alle Krebszellen in der Leber zerstört werden, muss das gesamte Organ mit hoher Dosis bestrahlt werden. Das aber wäre innerhalb des Körpers unmöglich gewesen, ohne dabei den Patienten zu gefährden, sagt Pinelli. Insgesamt 21 Stunden dauerte die Operation des Patienten.
Ob die Methode tatsächlich geeignet ist, um heute noch nahezu aussichtslose Fälle von Krebserkrankungen zu behandeln, müssen Studien erst noch zeigen. Pinelli und Zonta warten nun auf die Genehmigung, sechs weitere Krebspatienten behandeln zu können. Sollte sich die Methode bewähren, hoffen sie künftig Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs entsprechend behandeln zu können.
Allerdings könne die Methode nur angewendet werden, wenn sich die Krebserkrankung auf ein Organ beschränke, so die Mediziner. Ein möglicher Engpass könnte die Technik sein. Es gebe noch zu wenige Reaktoren, die die Neutronenstrahlung erzeugen könnten.
Artikel erschienen am 20. Dez 2002