Neutronenbestrahlung

[k. Imdahl]

Sehr geehrter Herr Dr. Wust,
bei mir wurde vor einiger Zeit ein adenoidcystisches Carzinom festgestellt. Nach einer totalen Parotidektomie war aufgrund meines jungen Alters (23) eine Neutronenbestrahlung geplant. Heute erhielt ich jedoch einen Anruf von der Klinik, in dem mir mitgeteilt wurde, dass es wahrscheinlich doch nur eine normale Bestrahlung sein wird.
Nun meine Frage: kann daraus für mich ein Nachteil entstehen? Soweit ich weiß, sind die Heilungschancen bei einer Neutronenbestrahlung 10% - 20% höher, auch meinte mein HNO-Arzt dass der N. Facialis bei einer normalen Bestrahlung evtl. zerstört werden würde. Mich interessieren die Unterschiede der Bestrahlungsarten, auch Vor- und Nachteile, am besten einfach alles was Sie darüber wissen bzw. was für mich davon wichtig ist.
Vielen Dank im Voraus

[Prof. Wust]

RE: Neutronenbestrahlung


Man hat in Deutschland Neutronenbestrahlung weitgehend aufgegeben, da in einer Reihe von Untersuchungen erhöhte Nebenwirkungen ohne entsprechende Verbesserung des Therapieresultates gefunden wurden. Das lag auch an der schlechten Steuerbarkeit der Neutronen und spielt gerade bei jüngeren Patienten eine Rolle. Bei Ihnen ist (wenn ich richtig verstanden habe) der Tumor vollständig entfernt worden – es geht also nur um einige übrig gebliebene Zellen. Diese können auch mit einer Photonenbestrahlung (eventuell unter Einbeziehung von Elektronen) behandelt werden. Der relativ geringeren Strahlenempfindlichkeit des adenoid-zyst. Karzinoms kann man durch eine höhere Gesamtdosis Rechnung tragen. Den Einwand Ihres HNO-Arztes verstehe ich nicht. Die Morbidität ist ja bei Neutronen gerade größer, also auch die Wahrscheinlichkeit einer Nervenläsion (sei es durch direkte Einwirkung oder Narbenzug).

[K.Imdahl]

RE: Neutronenbestrahlung


Sehr geehrter Prof. Wust,
vielen Dank für Ihre Mühe, Sie haben mir mit Ihrer Antwort sehr weitergeholfen.
MfG

Katja Imdahl