Wie schnell wächst Krebs?

[Marcus Wörsching]

Hallo,

bei meinem Vater wurde im Oktober 2001 Lungenkrebs und Hirnmetastasen festgestellt. Im Juni 2002 ist daran gestoben.

Eine Frage welche uns nicht loslässt ist, wielange hatte er den Lungenkrebs bevor sich Metasten im Gehirn bildeten? Und wie lange hatte er wohl die Metastasen im Hirn bevor sie sich durch Gleichgewichtsstörungen bemerkbar machten? Gibt es Erfahrungswerte, wie schnell Krebs "wächst"?

Danke im voraus.
Marcus Wörsching

[Tiger 2002]

RE: Wie schnell wächst Krebs?


Hallo Marcus,

Wie schnell Krebs wächst hängt in der Regel davon ab um was für eine Krebsart es sich handelt.
Bei ihrem Vater wird es wohl ein kleinzelliges Bronchialkarzinom gewesen sein.
Diese Krebsart bildet leider sehr früh Metastasen in anderen Organen und hat dewegen auch eine sehr schlechte Prognose.
Ihre Fragen kann man leider nicht genau beantworten.Man könnte so etwas nur schätzen.
Die Hirnmetastasen können schon dagewesen sein bevor sich der Lungenkrebs durch erste Symptome bemerkbar gemacht hat.
Die Hirnmetastasen verursachen in der Regel schon nach wenigen Wochen die ersten Symptome.Diese können aber sehr unterschiedlich sein je nachdem wo sie auftreten.
Wie schnell krebs *wächst* bzw Metastasen bildet hängt von der Krebsart,der größe des Tumors und dessen Lage ab.
Karzinome im Bauchraum (Magen Ca,Pankreas Ca)bilden sehr früh Metastasen vor allem in der Leber aber auch in der Lunge.Die Prognose ist deshalb denkbar schlecht.
Ein Kehlkopftumor hat dagegen eine wesentlich bessere Prognose auch deswegen weil er sich oft früh durch Symptome bemerkbar macht.
Es gibt also einige Faktoren von denen es abhängt wie schnell sich der Krebs im Körper ausbreitet.

Gruß
Michael Dorsch

[Prof. Wust]

RE: Wie schnell wächst Krebs?


Die Wachstumsgeschwindigkeit eines Tumors hängt ab von der Zellzykluszeit, dem Wachstumsanteil und der Zellverlustrate. Da die Zellzykluszeit 24-48 Stunden beträgt, kann im Extremfall aus einer Tumorzelle in etwa 60 Tagen ein Tumor von 1 Milliarde Zellen werden. I.d.R. ist das Wachstum aber deutlich langsamer, da nur ein Teil der Tumorzellen überhaupt proliferiert (wächst) und der Rest im sog. G0-Stadium verbleibt. Außerdem gehen sehr Tumorzellen verloren oder sterben ab. Daher kann es auch Jahre dauern, bis aus einer Tumorzelle ein nachweisbarer Tumor wird (bei Rezidiven manchmal bis zu 10 Jahre). Das hängt u.a. mit physiologischen (sog. Mikromilieu), vielleicht auch immunologischen Bedingungen zusammen. Wie immer in der Medizin, sind die Verhältnisse so kompliziert, dass man im Einzelfall keine sichere Vorhersage machen kann.