Autor: Prof. Wust
Datum: 09.01.02 21:06
Psychotherapeutische Interventionen werden in allen Krankheitsstadien von Krebserkrankungen eingesetzt und können eine Menge verbessern. Auch die Angehörigen können mit einbezogen werden. Wer sich informieren will: es gibt ein Heft "Psychoonkologie" aus der Reihe "Der Onkologe", Band 7, Heft 2, Febr. 2001, Springer-Verlag (ca. 20 €).
Hier geht es wohl speziell um die Frage, ob das Immunsystem durch "mentale" Maßnahmen gestärkt werden kann (hinsichtlich körpereigener Krebsabwehr). Es gibt tatsächlich Studien, die darauf hindeuten, aber die Sache ist nicht bewiesen, vielmehr recht umstritten. Das hängt mit den methodischen Schwierigkeiten zusammen, wie solche Studien durchgeführt werden bzw. die Ergebnisse interpretiert werden. Das Grundproblem ist, daß es schwer ist, Ursache und Wirkung zu unterscheiden. Die Patienten, die interessiert an einer solchen Psychoroborierung sind, haben sowieso die bessere Prognose, weil es ihnen einfach besser geht. Die Patienten mit der schlechten Prognose und den aggressiven Tumoren haben i.d.R. auch keine Motivation für eine Psychobehandlung. Auf diese Weise kommt es zu einem sog. Selektionseffekt, d.h. die Patienten sammeln sich entsprechend ihrer Prognose in der einen oder anderen Gruppe. Selbst wenn man randomisiert, kann man auf diese Weise einen Fehler bekommen. Meines Wissens sind hier weitere Studien am Laufen und sicher notwendig.
Sehr geehrter Prof. Wust
danke für Ihre Stellungnahme. Ich hoffe, Sie sind nicht böse, wenn ich Ihren Beitrag nochmal hier aufgeführt habe. Es wäre sicherlich besser, wenn bei aktuellen Antworten auf Beiträgen, der ganze Forumbeitrag nach vorne gestellt würde, sonst gehen sie so schnell verloren.
Ich bin kein Wissenschaftler und kann zu diesen statistischen Problemen nichts sagen. Allerdings habe ich zu dem was Sie schildern andere Erfahrungen gemacht. Bei uns haben einige am Kurs teilgenommen, die eine schlechte Prognose hatten. Ich glaube eher, dass die die wenig Beschwerden haben, nicht so sehr motiviert sind, sich auch psychisch mit dieser Erkrankung auseinanderzusetzen. Ich kann nicht sagen, welche medizinischen Auswirkungen solche Trainings haben. Mir hat das Training jedoch viel geholfen. Ich habe wieder Lebensmut geschöpft, habe meine Angst und Verzweiflung besiegt. Hatte ich mich vorher verkrochen und Kontakte zu Freunden abgebrochen, so unternehme ich jetzt wieder viel.
Ich habe auch gelernt, über mein Leben nachzudenken, und zwar positiv und konstruktiv. Zuvor war es eher ein verzweifeltes Grübeln.
Das war für mich ausschlaggebend; nämlich mich aktiv mit meinem Leben und auch mit dem Krebs auseinanderzusetzen. Im Krankenhaus sagt man den Patienten, sie müssen mitarbeiten, die Hoffnung nicht aufgeben; dies sei ganz wichtig für den Heilungsprozess. Nur wie man das machen soll, das sagen sie einem nicht. Ich fände es nicht schlecht, wenn man im Krankenhaus solche Trainings angeboten bekäme.
Wie gesagt, das ist nur mein persönlicher "unwissenschaftlicher" Eindruck.
Ich möchte gerne, dass mehr Menschen, erfahren, dass es neben der wichtigen medizinischen Hilfe auch psychische Hilfe bei Krebs gibt und dass das nichts mit Esoterik oder Wunderheilung oder sowas zu tun hat.
Grüße
Laura
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