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Chemo beendet (Lebermetastasen)

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  • Chemo beendet (Lebermetastasen)

    Sehr geehrtes Ärzteteam,
    vor knapp 2 Jahren wurde bei meiner Mutter Darmkrebs mit Lebermetastasen diagnostiziert. Der Darmkrebs konnte operativ entfernt werden. Sie bekam einen künstlichen Darmausgang und dann folgte eine Chemo. Nach ca. 1 Jahr Behandlung begannen sich die beiden Metastasen abzukapseln, allerdings war plötzlich eine viel größere neue Metastase hinzugekommen. Die Chemo wurde anders (viel stärker) zusammengesetzt. Nun, nach insgesamt 1 1/2 Jahren wurde die Behandlung abgesetzt. Begründung: Die anderen Organe würden sich 'auflösen', wenn man weiter behandeln würde. Meine Mutter wurde an eine Fachärztin für Hämatologie und Onkologie überwiesen. Dort muß sie jetzt einmal die Woche hin und anschließend muß meine Mutter über das Wochenende eine Pumpe am Bauch tragen, durch die ihrem Körper Medikamente zugeführt wird. Auf meine Frage hin, ob das auch eine Chemo sei, sagte meine Mutter, sie glaube schon, wüßte es aber nicht genau. Und sie weigert sich, ein Familienmitglied mit zu der Ärztin zu nehmen. Meine Frage an Sie: Was ist das für eine Behandlung? Kann damit noch geholfen werden oder ist es, wie wir alle vermuten, eine Lebensverlängerung? Was für Kriterien müssten erfüllt sein, damit die Rita-Methode in Betracht käme? Wäre auch eine Lebertranspantation eine Möglichkeit? Eine Sache muß ich vielleicht noch hinzufügen: Meine Mutter ist zudem noch alkoholkrank. Kann das ein Grund sein, daß die Chemo nicht gut genug angeschlagen hat? Dem Krankenhaus hatte ich diese Tatsache kurz vor ihrer OP damals mitgeteilt. Aber ich vermute, daß das Krankenhaus das nicht zu den Akten genommen hat. Merken die Ärzte das eigentlich auch von allein? Sollte ich mit der jetzt behandelnden Ärztin heimlich einen Termin ausmachen und ihr das mitteilen? Könnte das für die Behandlung hilfreich sein?
    Über eine Antwort auf meine vielen Fragen würde ich mich sehr freuen.
    Mit freundlichen Grüßen.. Marion


  • RE: Chemo beendet (Lebermetastasen)


    Sehr geehrte Marion,
    ich versuche die Antworten zu geben, sowit es mir moeglich ist:
    Wenn Ihre Mutter eine Pumpe bekommt, die einmal woechentlich aufgefuellt wird, handelt es sich sicherlich um eine Chemotherapie. Wahrscheinlich wird sie das Mittel 5FU bekommen, welches bei Darmkrebs oft wirksam ist und nur maessige Nebenwirkungen hat, wenn es langsam kontinuierlich (halt mit einer Pumpe) gegeben wird. Vielleich erhaelt sie aber auch ein anderes Mittel, z.B. Gemzar, welches auch recht vertraeglich ist, selbst bei angegeriffenen Organen.
    Von der Chemotherapie kann man sich leider keine Heilung versprechen, wenn aber ein Stillstand erzeugt werden kann, ist das schon ein Erfolg. Insofern handelt es sich also um eine Lebensverlaengerung.
    Manchmal koennen die Metastasen durch eine Chemotherapie auch kleiner werden, so dass dann evtl eine Operation moeglich wird (dafuer muss allerdings der Allgemeinzustand auch gut genug sein).
    Eine Rita-Methode ist mir unter diesem Namen nicht bekannt. Ggf. Kann bei kleineren Metastasen (in der Regel bis zu 3 cm Durchmesser und moeglichst nicht mehr als drei Herde) eine LITT durchgefuehrt werden (Laser induzierte Thermo Therapie). Haben Sie die vielleicht gemeint?

    Eine Lebertransplantation ist zwar theoretisch moeglich, aber dabei muss immer bedacht werden, dass nicht sehr viele Spenderorgane zur Verfuegung stehen, und deshalb nur die Personen ein Organ erhalten, die eine gute Chance haben, dadurch wieder gesund zu werden. In der Regel erhalten deshalb Patienten mit Tumorerkrankungen (ausser kleines HCC) oder Patienten mit Alkoholproblemen meist keine Lebertransplantation.Die Tumorpatienten mit Lebermetastasen erhalten deshalb keine Transplantation, weil man bei einem fremden Organ im Koerper die Abwehrkraefte schwaechen muss und dann das Risiko einer weiteren Metastasierung im uebrigen Koerper (Lunge, Knochen...) erheblich zunimmt. Der Patient wuerde dann u.U. an den anderen Metastasen bald versterben und das Organ waere "verschwendet".
    Die Alkoholabhaengigen werden in der Regel deshalb nicht transplantiert, weil das Organ durch die Sucht erheblich geschaedigt wird und dann ebenfalls "verschwendet waere.

    Zur Frage Alkoholabhaengigkeit und Chemowirkung: Der uebermaessige Alkoholkonsum kann dafuer verantwortlich sein, dass bestimmte Medikamente schneller abgebaut werden als bei "normalen" Patienten. Damit kann die Wirkung einiger Medikamente beeintraechtigt werden (auch andere Medikamente wie Schmerzmittel oder Antiepileptika). Haeufig ist jedoch bei einem schlechten Ansprechen auf die Chemo nicht der schnelle Abbau Schuld, sondern die geringe Empfindlichkeit des Tumors auf die Chemotherapie.

    Eine Alkoholabhaengigkeit merken Aerzte im Krankenhaus oft nur, wenn Entzugserscheinungen (Entzugsdelir, u.U. mit Krampfanfaellen) auftreten oder sich schon massive Organschaeden bemerkbar machen (Leberzirrhose, Herzinsuffizienz, Gedaechtnisstoerungen...). Die Leberwerte im Labor geben zwar einen Hinweis, aber auch Medikamente oder unguenstige Ernaehrung koennen diese Werte veraendern. Manche Aertz haben allerdings eine sehr gute Nase und bemerken es dadurch sofort(meist aber nur, wenn der Patient direkt vorher etwas getrunken hat).

    Ein heimliches Treffen mit der Aerztin Ihrer Mutter ist eine komplizierte Geschichte: Die Aerztin hat eine Schweigepflicht, gerade natuerlich auch dann, wenn es offensichtlich ist, dass Ihre Mutter nicht moechte, dass Sie wissen, was mit ihr los ist. Besser waere es, wenn Sie Ihrer Mutter vorschlagen, sie zu begleiten, oder sie voher um Erlaubnis bitten, mit der Aerztin ohne ihr Beisein ueber ihre Erkrankung zu sprechen. Ich glaube allerdings kaum, dass ein Gespraech zwischen Ihnen und der Aerztin einen wesentlichen Einfluss auf die Therapie haben wird, da die Therapie Ihre Mutter durchfuehren muss. Sie muss in einem ausreichenden Zustand fuer die jeweilige Therapie sein und diese auch machen wollen. Es sei denn, dass Ihre Mutter unter Pflegschaft steht.

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    • RE: Chemo beendet (Lebermetastasen)


      Sehr geehrter Herr Dr. Gellermann,
      erst einmal vielen Dank für Ihre schnelle und ausführliche Antwort. Ich habe mir jetzt mal die Pumpe von meiner Mutter genauer angesehen und da steht tatsächlich '5-FU' auf dem Etikett. Wie lange kann dieses Medikamet verabreicht werden bzw. wie lange ist damit zu rechnen, daß es meiner Mutter noch gut gehen wird?
      Über die RITA-Methode habe ich u. a. folgenden Satz aus einem Artikel:
      "Eine Behandlung mit Laser, mit Kälte (Kryotherapie) oder mit Hitze, wie z.B. mit dem neuen System Radiofrequenz Induzierte Tumor Ablation, kurz RITA genannt. " Ist mit LITT dieselbe Behandlung gemeint? Meine Mutter hat nur noch eine Metastase (aber wohl eine größere) in der Leber. Wäre das dann nicht eine Möglichkeit?
      Meine Mutter lehnt ein Gespräch zwischen mir oder auch zwischen meinen Vater und ihrer Ärztin konsequent ab. Ich erhoffe mir von so einem Gespräch nicht, etwas über die Krankheit meiner Mutter zu erfahren sondern die Ärztin auf das Alkohlproblem hinzuweisen, in der Hoffnung, daß diese dann positiv auf meine Mutter einwirken kann, etwas gegen dieses Problem zu tun und es als solches überhaupt erst einmal zu erkennnen. Da meine Mutter niemals alkoholisiert ins Krankenhaus oder zu einer Ärztin gehen würde, vermute ich mal nach Ihren Schilderungen, daß noch kein Arzt etwas gemerkt hat. Aus der Familie und dem Freundes- und Bekanntenkreis weiß jeder von diesem Problem, nur meine Mutter sieht das anders.
      Da meine Mutter auf ihre Angehörigen mit Wut- und Tränenausbrüchen reagiert und alles abstreitet, wenn man sie darauf hin anspricht, hoffe ich, daß, wenn so eine Autorität wie ein Arzt sie ins 'Gebet' nehmen würde, es vielleicht etwas mehr hilft.
      Was meinen Sie?
      Mit freundlichen Grüßen.. Marion

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      • RE: Chemo beendet (Lebermetastasen)


        Unter diesen Umständen würde ich Ihnen dann doch raten, mit der behandelnden Ärztin über das Alkoholproblem Ihrer Mutter zu reden.

        Wie lange man 5-FU geben kann hängt von den Nebenwirkungen ab, die der Patient entwickelt. Manche Ärzte geben es über mehrere Jahre, immer mit kleineren Pausen zwischendurch. Es sollte allerdings immer mal wieder zwischendurch kontrolliert werden, ob es noch wirsam ist (also die Metastasen nicht wachsen).
        Die von mir beschriebene LITT gehört zur Gruppe der RITA-Behandlungen. Wenden Sie sich bitte mit möglichst aktuellen Bildern der Leber Ihrer Mutter an das nächstgelegene Zentrum und fragen Sie dort nach, ob die Größe noch behandelbar ist.

        Kommentar


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