Ab welchem Leukozytenwert gibt es eine Wahrscheinlichkeit für Leukämie?

[Michaela 50]

Sehr geehrter Herr Dr. Wurst,

ein "großes" Blutbild meines Hausarztes hat einen Leukozytenwert von 13600 und einen Lymphozytenwert von 64 aufgewiesen. Ein Differentialbild findet leider erst in zwei Wochen statt. Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit einer Leukämieerkrankung Ihrer Meinung nach? Mir ist es bewusst, dass ich natürlich, dass Differentialbild abwarten muss. Dennoch hoffe ich schon von Ihren Erfahrungswerten eine Meinung zu erhalten.

Besten Dank im Voraus für Ihre Bemühungen.
Michaela

[Prof. Wust]

Re: Ab welchem Leukozytenwert gibt es eine Wahrscheinlichkeit für Leukämie?

Es wäre sehr hilfreich, wenn die Einheiten bei Laborwerten mit angegeben werden, weil sonst die Interpretation schwierig sein kann. Ich vermute, dass bei Ihnen eine Leukozytose von 13.600/ul (EDTA-Blut) vorliegt (normal bis 11.000/ul). Das ist nur eine moderate Erhöhung, wie sie bei Infektionserkrankungen, aber auch bei Stressreaktionen u.ä. auftreten kann. Die Angabe zu den Lymphozyten ist vermutlich 64%, anders kann ich die Zahl nicht interpretieren. Dann ist aber schon ein Differentialblutbild bestimmt worden (relative Zusammensetzung der Leukozyten). Typische Referenzwerte für den Lymphozytenanteil liegen bei 25-40%, d.h. hier liegt eine Lymphozytose vor, die auch die Erhöhung der Leukozytenzahl erklärt. Eine Lymphozytose kann man in der Abklingphase einer viralen Erkrankung bekommen, und bis zum Beweis des Gegenteils würde man das als die wahrscheinlichste Ursache ansehen.
Bei einer akuten oder chronischen (lymphatischen) Leukämie erwartet man wesentlich höhere Zahlen (´zigTausende oder sogar > 100.000/ul). Es gibt seltene Ausnahmen, aber hier ist ein (physiologischer) Verlauf nach Infektionserkrankung wahrscheinlicher.