Hallo zusammen, ich habe meinen Vater nach Orientierungsschwierigkeiten in die Neurologische Notaufnahme gebracht und dort hat man festgestellt, dass 3 Metastasen dafür verantwortlich sind. Es hat auch eine deutliche Mittellienienverschiebung gegeben. Warum sind eigentlich die Prognosen so schlecht wenn es eine Mittellienienverschiebung gegeben hat? Ansonsten wirkt mein Vater eigentlich sehr fitt. Es ist sehr schwer sich vor zu stellen, dass es so schlecht um ihn stehen soll.
Danke schonmal für die Antworten.
LG
Eine Mittellinienverlagerung deutet auf den raumfordernden Charakter der Läsionen hin. Das hat meistens mit einem Ödem (Wassereinlagerung) zu tun, welches durch die Metastasen verursacht wird. Auch wenn eine Mittellinienverlagerung vorliegt, können die neurologischen Auswirkungen der Metastasen gering sein. Das hängt insbesondere von der Lage der Läsionen ab. Es gibt Regionen im Hirn (z.B. frontal), wo die Auswirkungen relativ gering sind. Das kann sich allerdings schnell ändern, wenn die Läsionen weiter wachsen. Daher ist jetzt eine Therapie (vermutlich Bestrahlung) erforderlich.
Sehr geehrter Herr Prof. Wust,
Vielen Dank für Ihre schnelle Antwort.
Die Symptome sind schon gut zurück gegangen, da man sehr massiv mit Kortison behandelt hatte. Den Primärtumor suchen die Ärzte noch. Bisher konnte kein bildgebendes Verfahren einen Tumor ausfindig machen. Die Metastasen, die laut den behandelnden Ärzten auch der Primärtumor sein könnten, liegen im Parientallappen. Zwei "nicht kleine" auf der rechten Hemisphäre, davon eine eher oberflächlich (dieser würde dann auch punktiert werden wenn man sonst nichts findet) die andere im räumlich-konstruktiven Areal. Eine dritte, kleinere auf der linken Seite im Sprachzentrum.
Hat die anfängliche Mittellienienverschiebung noch eine prognostische Bedeutung, wenn die Symptome nach Kortisongabe zurückgegangen sind?
Ein Kontroll-CT wurde noch nicht durchgeführt, da es meinem Vater ja besser geht.
VG
Zur Zeit sieht es so aus, dass die Neurochirurgen nun den Tumor biopsieren wollen oder den großen Tumor ganz heraus nehmen um Platz zu schaffen und mehr Material zum untersuchen zu haben. Alle bildgebenden Untersuchungen haben keinen Hinweis auf einen Tumor ergeben. Auf das Ergebnis einer Probe warten wir noch, jedoch rechnen die Ärzte nicht mit einem negativen Ergebnis. Darum die Biopsie oder Resektionsbiopsie.
Ist damit zu rechnen, dass das Gehirn sich wieder Reorganisieren kann, wenn der Tumor entfernt wurde. Bisher sind die Symptome geblieben, dass mein Vater Schwierigkeiten hat optisch etwas zu planen. Er schafft es nur, wenn er nur einen Arbeitsgang zu durchdenken hat. Hat er z.B. Milch und die Butter in der Hand ist es nicht sicher, dass alles am richtigen Platz landet.
Über eine Antwort würde ich mich freuen.
Viele Grüße
Jüerg
Wenn ich richtig verstanden habe, liegt ein ausgedehntes Ödem mit ML-Verlagerung vor, ohne dass eindeutig ein Tumorkorrelat nachgewiesen wurde. Es ist wahrscheinlich, dass ein Tumor dahinter steckt. Die Neurochirurgen müssen entscheiden, ob sie eine Operation durchführen. Offenbar bestehen Defizite im Sehzentrum. Wenn sich das Ödem weiter zurückbildet, können sich Hirnstrukturen wieder erholen. Es können allerdings inzwischen Hirnanteile schon irreversibel geschädigt sein. Dann ist eine komplette Rückbildung nicht möglich. Allerdings können auch durch Training Funktionen wieder erlangt bzw. durch andere Areale kompensiert werden.
Der individuelle Verlauf bei Ihrem Vater ist natürlich nicht vorhersehbar (und schon gar nicht aus der Ferne). Allerdings sollte man alles versuchen und die Hoffnung nicht aufgeben.
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