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Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs

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  • Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs

    Anfang August 2006 war ein auffälliger Gewichtsverlust bei meinem Vater (70) zu beobachten. Bei Diagnosestellung im Oktober 2006 wog er nur noch 78 kg (sein normales Gewicht: 90 kg).
    Eine Röntgenuntersuchung Ende September 2006 beim Arzt ergab folgenden Befund: eine im Durchschnitt 5 cm große Läsion an einem Leberlappen, Segment 4 (a oder b). Zur genauen Abklärung erfolgte die Einweisung ins Krankenhaus.
    Nach diversen Untersuchungen im Krankenhaus erhielt er Mitte Oktober 2006 die Diagnose: metastasierender Magenkrebs (Adenokarzinom, Metastasen in der Leber) und Peritonealkarzinose. Das Staging lautete T3, G3, M1 – Stadium IV (zu N = Lymphknoten habe ich leider keine Daten). Eine Kopie des Befundes hat sich mein Vater leider nicht geben lassen.

    9 Zyklen palliative Chemotherapie (DCF) waren geplant, doch leider ist er nur 6 Wochen nach Diagnosestellung (2 Wochen nach Ende des ersten Chemozyklus) an einer Lungenembolie verstorben. Bis zuletzt hatte mein Vater nach seinen Aussagen keinerlei Schmerzen. Einzig klagte er über Schluckprobleme und über ein zunehmendes Schwächegefühl, so dass er sich immer häufiger wieder hinlegte.
    Von der Diagnosestellung bis zu seinem Tod baute er täglich extrem ab.

    8 Jahre zuvor war er bereits an Darmkrebs erkrankt, nach OP und Chemotherapie hatte er sich damals sehr gut erholt.

    Kann man aus dem Krankheitsverlauf bzw. dem Staging rückblickend ungefähr ableiten, wie lange der Magentumor bereits existierte, wann sein Wachstum einsetzte und wann es zur Metastasierung (Leber, Bauchfell) kam ?
    Hätte mein Vater im Juni/Juli 2006 vielleicht noch eine Chance gehabt ?
    Oder ist davon auszugehen, dass es zu diesem Zeitpunkt bereits viel zu spät war ?


  • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


    Ein Karzinom benötigt i.d.R. Jahre um sich lokal zu einem makroskopischen Tumor zu entwickeln. Ein Frühkarzinom des Magens wird vermutlich schon 2005 oder 2004 bestanden haben. Die Metastasierung ist deutlich später aufgetreten (Ende 2005/2006). Die Gewichtsabnahme markiert den Zeitpunkt, zu dem die Metastasen bereits eine gewisse Größe erreicht haben. Als Mikrometastasen waren sie aber schon früher vorhanden.

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    • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


      Dann stellt sich mir noch eine Frage:

      Seit seiner erfolgreichen Darmkrebs-OP im Jahre 1998 hat mein Vater regelmäßig die Nachsorgeuntersuchungen wahrgenommen. Außerdem ließ er regelmäßig die PSA-Werte (Prostatakrebsvorsorge) prüfen.

      Wenn das Frühkarzinom des Magens bereits 2004 oder 2005 vorhanden war
      und die Metastasierung bereits Ende 2005 eingesetzt hat, hätte dies nicht im Rahmen
      der Darmkrebsnachsorge bzw. der Prostatakrebsvorsorge auffallen müssen
      (Blutwerte, Tumormarker etc.) ?

      Für eine Antwort bedanke ich mich im voraus.

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      • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


        Ein Frühkarzinom des Magens kann man nur durch eine Magenspiegelung oder eventuell eine Röntgenuntersuchung des Magens ermitteln. Die Japaner haben das gezeigt, indem sie solche Untersuchungen in der Früherkennung unter Routinebedingungen einsetzten. Offenbar wurden diese Untersuchungen nicht durchgeführt. Blutuntersuchungen sind weder zur Erkennung eines Primärtumors noch bei Mikrometastasen geeignet. Wenn die Metastasen fortgeschritten sind, kommt es zwar i.d.R. zu Laborveränderungen. Dann sieht man es aber auch mit einfachen Methoden (Gewichtsabnahme u. typische andere Beschwerden). Mit anderen Worten: Blutuntersuchungen sind nicht zur Früherkennung geeignet.

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        • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


          Wie bereits erwähnt, war mein Vater 1998 an Darmkrebs erkrankt und 2006 einem Magenkrebs mit Bauchfell- und Lebermetastasen erlegen.

          Mir stellen sich noch folgende Fragen:
          Ist es häufig so, dass eine erfolgreich überstandene Krebserkrankung (OP und Chemotherapie über einen Zeitraum von 7 Monaten) in absehbarer Zeit eine erneute
          Krebserkrankung nach sich zieht ? Kann der Magenkrebs auch durch die 1998 verabreichte Chemotherapie (FA + 5FU) entstanden sein (man sagt den Zytostatika ja eine krebserzeugende Wirkung nach) ?

          Des weiteren beschäftigt mich der Ablauf seines Sterbens:
          Am späten Abend des Samstag wurde er wegen einer Lungenembolie ins Krankenhaus eingeliefert und am Sonntag besuchten wir ihn – er war sehr schwach, aber bei Bewusstsein.
          Als wir ihn am Montag (sein Todestag) gegen 9:30 im Krankenhaus besuchten, fanden wir ihn so vor:
          seine Augen hatten nicht mehr seine eigentliche Farbe, sondern waren milchig-grau. Sie waren unbeweglich auf die Zimmerdecke gerichtet und es war auch kein Lidschlag zu beobachten. Mit weit geöffnetem Mund war er heftig am Atmen (er erhielt seit Samstag Sauerstoff über einen Schlauch). Auf Berührungen (Streicheln seiner Hände) durch uns (Frau und 2 Töchter) reagierte er nicht. Stunden später (gegen 14:30) ließ seine Atmung immer mehr nach – gegen 14:45 ist er dann gestorben.

          Was genau ist geschehen ? Hat er unsere Anwesenheit im Sterbezimmer gespürt, hat er uns noch gehört und das Streicheln seiner Hände noch registriert ?
          War er möglicherweise schon vor 9:30 in ein Koma gefallen ? Oder war zu diesem Zeitpunkt bereits der Hirntod eingetreten ?

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          • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


            Hier lag sicherlich bereits Bewusstlosigkeit vor. Die Tiefe der Bewusstlosigkeit bis hin zum Koma kann mit einigen (neurologischen) Tests ermittelt werden. Diese haben Sie natürlich nicht durchgeführt. Fehlende Reaktion auf Berührung spricht für tiefe Bewusstlosigkeit. Die Atmung ist ein Automatismus, der im Stammhirn reguliert wird. Da kann das übergeordnete Großhirn schon seine Funktion aufgegeben haben.

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            • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


              Mein Vater hat dann wohl gar nicht mehr die Anwesenheit seiner Familie gespürt.

              Mit Ihrer Aussage, „diese haben Sie natürlich nicht durchgeführt“ sind sicherlich Ärzte gemeint, und nicht ich (ich bin absoluter Laie auf medizinischem Gebiet), oder ?

              Gerne hätte ich noch eine Antwort auf meine anderen im vorherigen Beitrag gestellten Fragen:
              Ist es häufig so, dass eine erfolgreich überstandene Krebserkrankung (OP und Chemotherapie über einen Zeitraum von 7 Monaten) in absehbarer Zeit eine erneute
              Krebserkrankung nach sich zieht ? Kann der Magenkrebs auch durch die 1998 verabreichte Chemotherapie (FA + 5FU) entstanden sein (man sagt den Zytostatika ja eine krebserzeugende Wirkung nach) ?
              In der Nacht vor seinem Tod hat er Mitpatienten zufolge laut geredet - den ganzen Sonntag konnte er allerdings kaum sprechen. Das scheint wohl das letzte Aufbäumen zu sein ?
              Ist sein Tod eingetreten durch ein Organversagen (wohl zuerst die Leber) aufgrund einer raschen Ausbreitung des Krebses und der zusätzlichen Belastung durch die DCF-Chemotherapie ?

              Nochmals vielen, vielen Dank für die Beantwortung meiner Fragen.

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              • Re: Frage an Prof. Dr. Wust - Magenkrebs


                Da Sie kein Arzt sind, habe ich nicht erwartet, dass Sie spezielle neurologische Untersuchungen durchführen. Das ist richtig. Die spezifische Todesursache kann nur durch eine Obduktion ermittelt werden. Da verlangen Sie etwas zu viel von einer Ferndiagnose. Wenn der Kreislauf versagt, versagen auch die einzelnen Organe. Induzierte Tumoren (auch durch Chemotherapie) haben eine viel längere Latenzzeit (Jahre bis Jahrzehnte). Daher ist Ihre Annahme sehr unwahrscheinlich. Es ist vielmehr so, dass nach einer Krebserkrankung die Wahrscheinlichkeit für eine 2. Krebserkrankung erhöht ist. Das liegt an der Disposition des Patienten. Dass hier der Abstand so kurz war, ist eher ungewöhnlich.

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