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Alt werden in Deutschland - Teil III

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  • Alt werden in Deutschland - Teil III

    Hallo zusammen!

    Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an einen meiner Haupt-Stressfaktoren: die liebe Schwiegermama. Sie ist körperlich nicht in der Lage, ihr Leben eigenständig zu bewältigen und lebt - nach langer Phase der Gegenwehr - nun seit Ende April in einem 2-Bett-Zimmer einer Alteneinrichtung. Dort fügt sie sich nicht ein und ist totunglücklich sowie bereits als "schwieriger Fall" berüchtigt. Soweit die Grundlagen. Nun mein Problem.

    Gestern haben mein Mann und ich sie - wie jedes WE - im Heim besucht. Wir wurden bereits in merklich schlechter Laune erwartet: ein neuer Mitbewohner im Nebenzimmer leidet wohl an fortgeschrittener Demenz und hat sie in den vergangenen Tagen mehrfach in ihrem Zimmer "belästigt". Er hat wohl keine rechte Orientierung mehr. Gestern ist er dann - zur merklichen Erleichterung meiner Schwiegermutter - in ein Krankenhaus überwiesen worden.

    Es ist ihr nicht zu vermitteln, dass Demenzkranke nicht in einer geschlossenen Psychathrie "aufbewahrt" werden (wie sie es ausdrückt), sondern sehr wohl in solchen Altenheimen. Sie hat nun einmal das Glück, noch recht klar bei Verstand zu sein, was die Bewohner ihres Heimes in der Mehrzahl nicht sind. Genau das wird zunehmend zu einem Problem.

    Schwiegermama fühlt sich in dieser "Irrenanstalt" völlig fehl am Platze, obwohl die körperlichen Beeinträchtigungen natürlich die Unterbringung dort rechtfertigen. Inzwischen haben wir in Erfahrung gebracht, dass ein Umzug in ein anderes Altenheim nicht möglich ist (war für uns eine echte Überraschung!), weil andere Heime dies grundsätzlich ablehnen (Konkurrenzgedanken). Es sieht also so aus, als ob Schwiegermama "da durch muss", ob sie nun will oder nicht. Soweit so schlecht.

    Nachdem wir nun die Sache mit dem erschreckenden Zimmernachbarn geklärt haben, taucht aus heiterem Himmel ein neues (eigentlich längst abgehakt geglaubtes) Problem auf: Schwiegermama besteht darauf, dass die Matraze ihres Bettes nicht ihre eigene, von zu Hause mitgebrachte ist. Wir haben das längst widerlegt. Inzwischen hat sie aber irgendjemanden da gehabt, der ihren Floh im Ohr unterstützt, ein "Fachmann" aus dem Heim, der meint, diese Matraze sei "von Kindern durchgesprungen, als Trampolin missbraucht worden" und es sei ganz klar, dass man auf so einer Matraze nicht schlafen könne. Auf Nachfrage kann sie nicht sagen, wie der angebliche Fachmann heisst, nur, dass er ihr "vom Heim empfohlen" wurde und sie ihm glaubt. Nur am Rande: die Matraze ist völlig tipp-topp im Lack! Nix durchgesprungen/durchgelegen!

    Sie macht nun MIR Vorhaltungen, ich sei letztlich daran schuld, dass sie ihre Matraze nicht habe. Die Zivis des Heims waren so freundlich, vor ihrem Einzug die Matraze mit einem Lieferwagen von zu Hause abzuholen. Das hätte ich mir quittieren lassen sollen, meint Schwiegermama. Ich meine, dass das auch nichts genutzt hätte. Wir können sie weder mittels der Rechnung und den Schildern der Matraze (die wir selbstverständlich verglichen haben und die natürlich übereinstimmen) noch mit logischen Argumenten (wer klaut schon Matrazen von alten Leuten und vor allem woher stammt dann diese spezielle Bandscheibenmatraze in ihrem Bett? Aus einem "Heimfundus"? Im Leben nicht!) überzeugen, dass sie sich in etwas verrennt. Letztlich unterstellt sie mir Leichtsinn und Fahrlässigkeit, dem Heim böswillige Täuschung und uns Starrsinn, weil wir ihr nicht glauben wollen, was sie sich da zusammen reimt. Als sie uns gestern als stur und dumm bezeichnete, sind wir schließlich gegangen. Das müssen wir uns nicht sagen lassen. Bei aller Liebe!

    Aber wie lösen wir das Problem?

    Übrigens: die Stationsleitung war nicht vor Ort und konnte daher noch nicht befragt werden, wer sich da wohl so überaus kontraproduktiv als "Matrazenfachmann" ausgegeben hat. Tatsache ist, dass die Matraze im Februar erst gekauft wurde und natürlich vollkommen in Takt ist. Wenn sie schlecht schlafen kann, könnte das an dem Rahmen liegen, der sich in der Art sehr vom heimischen Rahmen unterscheidet. Aber auch das bestreitet sie vehement. Sie will sich jetzt eine neue Matraze anschaffen. Wieder einige hundert Euro für nichts. Ist ihr Geld. Muss sie dann wohl machen.

    Ich frage mich nur, wie wir verhindern können, dass die Besuche bei ihr jedesmal zum Fiasko geraten. Man kann mit ihr nicht vernünftig argumentieren. Aber solche Themen vermeiden (davon gibt es ja mehrere ähnlich gelagerte), will sie auch nicht. So macht das allen Beteiligten keinen Spaß sondern stresst nur.

    Irgendwelche Vorschläge?

    Grüße
    Anke

    PS: vor Wochen hatte ich einen Neurologen um einen Besuch gebeten. Da muss ich nochmal nachfassen, denn der war bisher noch nicht da.


  • RE: Alt werden in Deutschland - Teil III


    Liebe Anke,

    vielleicht hilft ja ein wenig Humor. Wirklich...

    Liebe Grüße von
    milli

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    • RE: Alt werden in Deutschland - Teil III


      Hallo Anke,

      vielleicht ließe sich die andauernde "schlechte Laune" der Schwiegermama durch ein Antidepressivum oder ähnliches bessern? Wenn sie nicht mehr alles so negativ sieht, geht es ihr selbst besser und für die Umwelt wird es etwas leichter.

      Ihre Gemütslage könnte möglicherweise durchaus als "reaktive Depression" oder ähnliches beschrieben werden.

      Vielleicht könnte Herr Dr. Spruth vom Alzheimer-Forum noch was dazu sagen (ggfs. das Posting dort wiederholen) und/oder einen geeigneten Gerontologen/Neurologen/Psychiater in Eurer Gegend empfehlen.

      Pl.

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      • RE: Alt werden in Deutschland - Teil III


        Humor ist, wenn man trotzdem lacht. Jo, ist mir nicht ganz unbekannt der Spruch.
        Leider verliere ich prompt meinen Sinn für Humor, wenn ich ungerechterweise beschimpft werde und mir ständig irgendwelche Vorwürfe gemacht werden, die jeglicher Realität entbehren.

        Wenn sie behauptet, "Mir ist *** geklaut worden", dann finde ich das nicht lustig, zumal konkret Menschen beschuldigt werden. Sobald man ihr den vermissten Gegenstand nach plötzlichem Auffinden unter die Nase reibt, wird behauptet, dass das gar nicht ihr Gegenstand ist und sich das nächste Korpus Delicti gesucht, das ganz bestimmt von Person X geklaut wurde (oder kaputt gemacht).

        Naja. Meine Nerven sind ein wenig überbeansprucht momentan. Ich wüsste gern, wie ich mit solchen Vorwürfen umgehen soll. Zum Lachen finde ich das beileibe nicht. Und ich möchte mich nicht an jedem Wochenende unnötigerweise ärgern.

        Werde heute mal versuchen, die Praxis des Neurologen zu kontaktieren, damit da endlich etwas geschieht.

        Danke in jedem Fall für den Tipp. Ich bin eigentlich ein fröhlicher Mensch, wenn ich jemanden besuche. Gerade deshalb erschreckt mich jedes Mal, dass meine gute Stimmung so dermaßen im Keim erstickt wird. Ich habe langsam gar keine Lust mehr, meine Schwiegermutter zu besuchen. Drücken kann ich mich - meinem Mann zuliebe - aber auch nicht jedes Wochenende...

        Grüße
        Anke

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        • Hol als erstes DRINGEND...


          ... diesen Neurologen bei. Ich glaube nur so könnt ihr bisschen Entspannung in die Sache bringen.

          Bis dahin ist der Vorschlag mit dem Humor gar nicht schlecht! Nimm / nehmt die verbalen Verirrungen der alten Dame nicht so ernst - zumindest aber nicht so gegen euch. Sie "schreit halt jetzt ohne Ende um Hilfe" (auf ihre Art) - was sonst soll sie denn auch tun! Stell Dir mal vor, Du wärst in ihrer Haut und man hätte Dich dort abgestellt? Du würdest nicht minder ausflippen!
          Sie kann halt nicht mehr beurteilen, dass sie alleine nicht mehr für sich sorgen kann und in eine solche Einrichtung muss. Sie will aber nicht und ohne den Neurologen kehrt da keine Ruhe ein.

          Vielleicht kann er sich ja als "Fachmann" für bestohlene und veräppelte ältere Damen an sie ranpirschen und ihr ein phantastisches Mittel, welches die Beobachtungsfähigkeit steigert, unterjubeln :-)

          Lieben Gruß
          Geli

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          • RE: Hol als erstes DRINGEND...


            Liebe Anke,wenn ich das alles lese,hat Deine Schwiegermutter auch eine beginnende Demenz.Ich habe das alles selbst in der Familie erlebt.Es wird die nächsten Jahre nicht besser,sondern fortschreitend schlimmer.Sie in ein anderes Heim zu verlegen wäre völliger Unsinn,denn da würde sie wieder ein neues Thema finden und damit alle Umwelt beschäftigen.Du mußt über den Dingen stehen,denn sie ist nervlich krank und wird ihre Version als die richtige sehen und alle mit der wirklich richtigen Meinung sind in ihren Augen alles Lügner. Diese Verhaltensweise ist ganz typisch für diese Krankheit.Auch das angeblich Stehlen von Sachen ist ebenso typisch. Deine Schwiegermutter lebt bereits im Anfangsstadium eines demenzkranken Menschen.Wenn Du Deine Nerven schonen möchtest,dann gebe ihr recht,sage ihr,Du kümmerst Dich um die Matratze,beim nächsten Besuch bringst Du sie mit,Beruhige sie mit ihr zu Munde reden und sie wird erst mal Ruhe geben.Übrigens gibt es tatsächlich Medikamente um solchen Attacken vorzubeugen.Du mußt Dich an einen Neurologen wenden.Auch wenn Du mir vielleicht das alles nicht so abkaufst,glaube mir ,ich habe das alles jahrelang durch,bin mit dieser Krankheit bestens vertraut.

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            • RE: Hol als erstes DRINGEND...


              Hi Geli,

              der Anruf beim Neurologen heute Vormittag brachte das Ergebnis, dass der genau am 24. August Zeit hat. Dann geht er hin. Und wir hätten - laut Vorzimmer - sowieso dankbar zu sein, dass der Doktor das überhaupt übernimmt, weil S.-Mama ja nun schon 2 Jahre lang gar nicht mehr in der Praxis war...

              Du siehst, wenn ein Heimbewohner einen Arzt braucht, kann es schwierig werden. Ich bleibe dran. Keine Frage, ich verstehe, dass sie sich unwohl fühlt und verstehe auch, dass sie krank ist. Trotzdem komme ich mit den Auswirkungen (Beschimpfungen, Verdächtigungen) nicht zurecht. Humor hin oder her.

              Wenn ich beten könnte, würde ich um schnellere Hilfe für meine Schwiegermutter beten. Je eher sie ihre "Wahnvorstellungen" los wird, desto besser. Leider hilft weder betteln noch beten bei der Terminvergabe in der neurologischen Praxis. Mist!

              Danke trotzdem für Dein Posting.

              Liebe Grüße
              Anke

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              • RE: Alt werden in Deutschland - Teil III


                Danke auch für Deinen Ratschlag. Das Posting steht seit heute. Ich harre der Antwort von Dr. Spruth.

                Den Rest der Entwicklung hast Du sicher gelesen. Schöne Kacke! Hilft nur Abwarten und Tee trinken (oder so). :-(
                Vielleicht erreiche ich morgen einmal die Pflegedienstleitung, die mir die Frage beantworten kann, was wir bis zum 24. August (dem Besuchstermin des Neurologen) für meine Schwiegermama (und für unsere eigenen Nerven) tun können. Vielleicht ist ausnahmsweise ja auch einmal ein praktischer Arzt in der Lage, da etwas zu verordnen...

                Vielen Dank für Deinen Rat!

                Grüße
                Anke

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                • RE: Hol als erstes DRINGEND...


                  Danke auch Dir für Deinen Rat.

                  Ich kann ihr nicht versprechen, was ich nicht halten kann. Das widerspricht meiner Überzeugung. Wie lange wird sie sich das falsche Versprechen, dass ich mich kümmere wohl abnehmen. Sooooo blöd ist sie ja denn doch (noch) nicht.

                  Ich fürchte genau wie Du, dass es eher schlimmer wird. Für mich persönlich - und für meinen Mann auch - ist das schon heute fast unerträglich, denn wir haben fast jeden Tag einen "ganz dringenden" Anruf von ihr mit neuen Hiobsbotschaften, "weil sich vor Ort ja keiner Zeit nimmt" oder ihr alle etwas wollen. Wir hatten gehofft, etwas Ruhe zu bekommen, wenn sie in sicherer Obhut ist. Stattdessen ist es schlimmer als zuvor (jedenfalls empfinden wir das so).

                  Ich kann mir gut vorstellen, dass andere Angehörige, die einen Demenz-/Alzheimer- oder sonstwie Gemütskranken Menschen zu Hause in Eigenregie betreuen, noch viel mehr innere Konflikte zu erdulden und viel größere Nervenkriege auszuhalten haben. Mein Maß an Belastung mag ein wenig geringer sein, nichtsdestotrotz ist es nunmehr voll. Ich kann doch nicht jedesmal mich selbst verleugnen, so tun, als ob ich ihr gern jeden neuen Irrwitz abkaufe und vielleicht noch in den Beschimpfungschor einstimmen.

                  Vielleicht sollte ich mir Phrasen überlegen, die einen sofortigen Themenwechsel herbeiführen, also gar nicht auf solche Vorwürfe eingehen. Ich muss mal in mich gehen und drüber nachdenken. Schließlich wechselt Schwiegermama ja auch prompt das Thema, wenn es unangenehm wird. Gleiches Recht für alle!

                  Danke für das Verständnis und den Rat von betroffener Seite.

                  Grüße
                  Anke

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                  • RE: Alt werden in Deutschland - Teil III


                    Hallo Anke,
                    die lange Wartezeit ist natürlich eine Zumutung für alle Beteiligten und ein Hinweis auf die Realität der Zwei-Klassen-Medizin. Was für Lösungen wären denkbar?
                    Fragen Sie im Heim, ob ein niedergelassener Nervenarzt das Heim mitbetreut; ich denke hier mehr an einen Psychiater als an einen Neurologen. Wenn ja, kontaktieren Sie ihn entweder persönlich oder über das Heim. Sollte dieser Weg nicht gangbar sein, so bringen Sie in Erfahrung, welche größere(n) psychiatrische(n) Fachklinik(en) im Einzugsbereich des Heimes zu finden sind. Erkundigen Sie sich dort, ob es eine Instituttsambulanz an der Einrichtung gibt. Psychiatrische Institutsambulanzen sind vielfach aufsuchend tätig und versorgen durchaus auch Heime, sofern sich niedergelassene Nervenärzte dort nicht einbringen (wollen). Im Regelfall dürfen Sie auch gerontopsychiatrische Fachkompetenz erwarten.
                    Zu Ihrer Schwiegermutter: Ganz gleich, ob sie Ihre Wahnerkrankung im Kontext einer Demenz entwickelt hat oder ob eine Störung aus dem schizophrenen Formenkreis vorliegt, macht es wenig Sinn, mit ihr zu argumentieren und sie von was auch immer überzeugen zu wollen. Zum Wahn gehört zwingend die Wahngewißheit und jeder Beweis, den Sie ihr entgegen halten, wird zum "Beweis" Ihrer Unehrlichkeit werden, die sie natürlich längst durchschaut hat...
                    Als einen Versuch zur Deeskalation könnten Sie folgende "Taktik" probieren:
                    Widersprechen Sie nicht.
                    Erklären Sie: Liebe Schwiema, ich weiß, dass du so denkst,..., die Situation so erlebst. Für dich ist das wirklich schlimm. Versuchen Sie Mitgefühl für die affektive Beeinträchtigung (z.B. dem Gefühl bestohlen worden zu sein) zu zeigen, ohne auf die damit verbundenen Inhalte (dem Diebstahl) weiter einzugehen. Erklären Sie im Zweifelsfall ebenso klar wie freundlich: Ja, für dich ist das wirklich so, ich nehme das aber anders wahr. Für mich ist es nicht so.
                    Prinzipiell glaube ich, dass eine fachgerechte Behandlung, die Situation entspannen könnte, und ich wünsche Ihnen, das diese Ihrer Schwiegermutter bald zugänglich sein wird.

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                    • RE: Hol als erstes DRINGEND...


                      Liebe Anke,als ich vor Deinem jetzigen Problem stand ging es mir genau wie Dir.Alles war Neuland und ich war Fix und fertig mit den Nerven.Ich hatte das Glück,daß meine Tochter in einer gerontologischen Abteilung in einem Krankenhaus arbeitet und mit dieser Sache völlig vertraut war. Sie klärte mich über diese Krankheit bestens auf,gab mir sogar Fachliteratur über den Umgang und Pflege mit Demenzkranken Menschen. Du glaust nicht,wie mir es die ganze Situation erleichtert hat.Von nun an ging ich ganz anders an die Sache heran.

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                      • Guter Rat ist teuer!


                        Hallo auch,

                        danke für diese umfangreiche Antwort. Das hilft, Klarheit in das etwas chaotische Bild zu bekommen.

                        Als erstes habe ich heute Morgen mit der Pflegedienstleitung telefoniert. Wiedermal ein sehr ernüchterndes Telefonat, aber vielleicht müssen solche Pflegekräfte so abgebrüht und knallhart sein...

                        Resultat des Telefonats:
                        Man rät zu Gleichmut, weil den "Wahnvorstellungen" und dem Misstrauen nicht beizukommen ist. Die Dame fragte mich auch, was ich mir von einem Neurologen erhoffe. Sie hat nämlich die Befürchtung, dass dieser lediglich "Hammertabletten" verschreibt und die Pflege dadurch noch aufwändiger gerät als gegenwärtig. Aus Sicht des Pflegepersonals sicher nachvollziehbar. Aber was hat sie mir damit unterschwellig vermittelt: um die Seele der Bewohner wird sich nicht gekümmert, die ist im Pflegeplan nicht inbegriffen (Händchenhalten und gut Zureden wird wohl von der Kasse nicht bezahlt).

                        Stattdessen wird geraten, doch mal mit Muttern im Rollstuhl durch die Gegend zu kurven, weil sie ja so wenig Kontakt hat. Wieder bezeichnend: Schwiegermama hat Angst vor Stürzen und bewegt sich außerhalb ihres Zimmers zunehmend nur noch im Rollstuhl vorwärts (das heisst, wegen der Lähmungen in ihren Händen, bewegt sie nicht, sie lässt bewegen), was natürlich weder die Angst vor Stürzen bekämpft noch dazu beiträgt, Muskeln aufzubauen, damit sie die wenige Beweglichkeit, die sie eigentlich noch hat, behält (wenn nicht sogar ausbaut). Das führt mich nahtlos zu Punkt 3 der unerfreulichen Liste:

                        Der medizinische Dienst, der wegen der Begutachtung der Höherstufung (aus Pflegestufe 1 in 2) da war, meinte, eine Physiotherapie würde wohl nicht mehr viel bringen ("wenn sie ja doch alles besser weiß als die Fachleute"). Es scheint also fraglich, wann und ob überhaupt die Physiotherapie fortgesetzt wird, die sie vor dem Heimeinzug regelmäßig in Anspruch genommen hat. Ich kann einfach nicht glauben, dass keiner vor Ort sieht, wie sehr ihr die Mobilisierung auch psychisch wieder auf die Beine helfen würde. Der praktische Arzt, der die Behandlung für den Hausarzt übernehmen soll, wird wohl dieser Tage einmal nach ihr sehen. Mich juckt es in den Fingern, dem guten Mann VORHER einmal meine Eindrücke zu der ganzen Entwicklung zu vermitteln. Ich weiß nur nicht, wie er selbst zu dem Thema steht, da ich ihn bisher nicht kennengelernt habe. Vielleicht ist er ja genauso phlegmatisch im Umgang mit Schwiegermama, wie das offensichtlich der ganze Rest des bisher befragten Fachpersonals ist. Ich bin heute einfach der Frust in Person - und ziemlich hilflos.

                        Das mit der Fachklinik behalte ich im Auge. Mein Mann und ich sind nach den bisherigen Erfahrungen ziemlich skeptisch, überhaupt einen Arzt zu finden, der sich des Problems einmal grundlegend annimmt. Gerade von Ärzten bin ich solches Verhalten in eigenen Belangen nicht gewohnt. Es ist mir unbegreiflich. Wie sehr muss das erst negativ auf meine Schwiegermutter wirken, die sich ja dem Ganzen noch viel hilfloser ausgeliefert sieht?!

                        Ich schwanke derzeit zwischen Achselzucken nebst Weitermachen und dem radikalen zeitlichen und nervlichen Einsatz aller persönlichen Möglichkeiten, um Änderungen zu bewirken. Wenn ich bloß wüsste, ob sich das alles lohnt... Schließlich habe ich schon einmal kurz vor einem Kollaps gestanden. Das kann ich - meinen anderen Familienangehörigen zuliebe - nicht noch einmal riskieren.

                        Danke für die klaren Worte.

                        Viele Grüße
                        Anke

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