Vor einiger Zeit habe ich schon einmal von meiner Schwiegermutter berichtet. Sie wird zunehmend pflegebedüftig. Ihr Sohn (mein Mann) und ich können die Pflege nicht erbringen. Ein Pflegedienst kommt morgens und abends, ein Notrufsystem ist vorhanden, eine Frau aus dem Nachbarhaus springt in Notfällen ein (kurzfristig nötige Handreichungen, kleine Einkäufe etc.)
Der aktuelle Stand:
Nach langem Ringen hat sie endlich vor einigen Wochen (innerhalb eines Krankenhausaufenthaltes) zugestimmt, dass nach einem Heimplatz gesucht wird. Ursprünglich war dies auf ein ganz bestimmtes Heim beschränkt, jetzt haben wir ihre offizielle "Freigabe" für alle Häuser. Die Not ist aber auch sehr groß geworden. Typischer Tagesablauf:
Pflegedienst kommt gegen 8:30 Uhr, hilft aus dem Bett, hilft beim Waschen und Ankleiden, macht das Bett, reinigt den Toilettenstuhl im Schlafzimmer und bereitet Frühstück (Tee, Brote/Brötchen werden belegt und geviertelt).
Nach dem Frühstück legt sich meine Schwiegermutter in der Regel nochmals schlafen, meistens im Bett, seltener auf der Couch (von der sie von allein aber nicht wieder aufstehen kann).
Gegen 12 bringt der Bringedienst ein warmes Mittagessen (Essensversorgung durch uns scheitert neuerdings an ihrer Unfähigkeit, den Einschaltknopf der Mikrowelle zu bedienen, daher "Essen auf Rädern" in jüngster Zeit). Anschließend Spülen (soweit möglich).
Danach wiederum Ruhephase (meistens im Bett). Zwischendurch TV. Sonst keine Aufgaben/Beschäftigung.
Gegen 18:30 Uhr erneut Pflegedienst: Auskleiden, Nachtzeug anziehen, Bett vorbereiten, evtl. waschen und/oder eincremen (meist geschwollene Beine/Füße). TV bis Schlafenszeit.
Während der Nacht 2 - 3 mal Benutzung des Toilettenstuhls (bis zur Toilette dauert es zu lang, da nässt sie sich eher ein oder stürzt).
An 2 - 3 Tagen in der Woche erscheint eine Krankengymnastin und macht Bewegunsübungen mit ihr, weil sie im Sommer vergangen Jahres ein neues Kniegelenk erhalten hat. Diese Übungen bezeichnet sie selbst als wenig hilfreich. Wir sehen das genauso, sind aber nicht darüber erstaunt, denn sie hätte eigentlich viel intensivere Übungen nötig. Vorschläge gibt es genug (z.B. Tagesklinik), aber nichts wird umgesetzt.
Meine Schwiegermutter kann mittlerweile kaum noch selbständig von der Toilette aufstehen (trotz aufmontierter Erhöhung und montiertem Griff, an dem sie sich hochziehen kann). Der bevorzugte Platz vor dem TV ist ebenfalls mit einer medizinischen Sitzerhöhung ausgestattet, trotzdem bewältigt sie das Aufstehen auch hier kaum noch. In der Wohnung bewegt sie sich im Zeitlupentempo mit einem sogenannten Rollator ("Schiebewägelchen"), stürzt aber trotz aller Vorsicht fast jeden Tag mehrfach, teils mit zu behandelnden Folgen (Prellungen, Stauchungen, Platzwunden).
Am vergangenen Sonntag ist uns nun bewusst geworden, dass sie auch geistig abbaut. Verdächtigungen der unterschiedlichsten Art gegen alles und jeden sind schon länger an der Tagesordnung (alle wollen ihr nur das Schlechteste). Der Gipfel war nun angeblich verschwundenes Geld, das konkret einer der Herren vom Pflegedienst genommen haben muss (meint sie) und die Anschuldigung gegen eben diesen Herren (ein Koreaner), sich mit ihrer Zahnpasta und ihrer Zahnbürste die Zähne geputzt zu haben!
Mein Mann und ich schwanken zwischen Entsetzen und Belustigung. Da bereits sämtliche Heime Anmeldungen vorliegen haben (der Krankenhausarzt hatte auf die medizinische Bescheinigung "drohende Verwahrlosung" geschrieben, weil er den Zustand als sehr beunruhigend empfindet!), können wir nichts weiter tun als auf rechtzeitige Rückmeldung aus den Heimen hoffen. Oder?
Bin für jeden Tipp dankbar.
Grüße
Anke
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