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Machen Psychotherapeuten Gehirnwäsche?
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Miriana
Machen Psychotherapeuten Gehirnwäsche?
Ich habe mich wegen meiner depressiven Phasen vor kurzem in die Hände eines Therapeuten begeben. Meine Familie ist jedoch nicht so begeistert davon. Sie meinen, ich könnte das doch aus eigener Kraft lösen und der Therapeut wäre gefährlich, weil Therapie eben auch Gehirnwäsche ist, bla bla. Jetzt habe ich auch langsam Angst, ob es wirklich so ist, dass der Therapeut einen beeinflussen kann und zwar dass man danach nicht man selbst ist. Und meine Eltern meinten, wenn man einmal mit Antidepressiva angefangen hat, gibt es kein zurück mehr, dann wird man wirr um Kopf usw. Da stimme ich überhaupt nicht zu, denn oft helfen Antidepressiva dem Menschen über schlechte Stimmungen hinweg und helfen ihm klar zu denken. Mein Umfeld meinte, nicht können ist nicht wollen und ich könnte mich selber im Griff halten und bräuchte keine Therapie. Aber sie stecken nicht in meinem Körper und haben nicht meine Ängste. Und gestern hat mein Vater auch gesagt, dass es ja in der Gesellschaft nicht angesehen wäre zur Therapie zu gehen. Ist mir doch egal was die Leute sagen, mir ist es wichtig, dass ich mich mag wenn ich morgens aufstehe und den Tag geniessen kann. Wie sind eure Erfahrungen?Stichworte: -
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RE: Machen Psychotherapeuten Gehirnwäsche?
Hallo Miriana, es klingt für mich so, als hätten deine Eltern Angst davor, daß der Psychologe Dir vielleicht unangenehme Wahrheiten über sie aufzeigt. Es gibt viele (körperliche) Dinge, die man evtl. selber hinbekommt, aber bei psychischen Sachen ist man , meine ich, oft überfordert. Und das Antidepressiva wirr machen...Na ja, das halt ich für ein Gerücht.
hab zwar selber noch keine genommen, weiß aber von Freunden, daß man die erste Zeit erstmal etwas platt ist.Das gibt sich dann einer gewissen Zeit. In der Zeit wird man dann auch krankgeschrieben.
Laß Dich nicht verunsichern, daß Du den Weg zur Therapie gehst, ist ein Zeichen für Stärke!!!!
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SinaV
RE: Machen Psychotherapeuten Gehirnwäsche?
Hallo Miriana,
diejenigen aus Deinem Umfeld, die solchen Mist erzählen, sind einfach dumm.
Laß Dich davon nicht beeinflussen. Worauf es ankommt, ist, daß Du einen guten
Therapeuten hast, und das merkst Du nach einigen Sitzungen. Falls nicht,
kannst Du den Therapeuten wechseln.
Vielleicht magst Du Dich mal mit Betroffenen austauschen - in der Angst-Newsgroup:
de.etc.selbsthilfe.angst
Dort schreiben zwar allerhand Chaoten, aber Du wirst mit Sicherheit auch ernsthafte
Antworten bekommen.
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RE: Machen Psychotherapeuten Gehirnwäsche?
Hallo Miriana!
Meine Eltern haben ähnlich reagiert ("Therapeuten haben doch alle selbst einen an der Waffel, das mußt Du alleine bewältigen...blabla). Und trotzdem bin ich zu einer Psychologin gegangen und es bringt mir sehr viel. Es ist angenehm, wenn ein Außenstehender den Gedanken- und Gefühlsknoten entwirrt und ordnet. Wenn man ein Bein gebrochen hat, geht man schließlich auch zum Arzt. Warum dann also nicht bei einem Knacks in der Seele?!
Zum Thema Antidepressivum kann ich nur sagen, dass sie das genaue Gegenteil bewirken als einen wirr zu machen. Ich habe, seit ich das nehme, das Gefühl, immer mehr wieder ich selbst zu werden. Und alle, die ich kenne, die damit Erfahrung haben, empfinden das genau so.
So, und zum Schluß noch ein Satz, den ich mal gehört habe und der wie ich finde sehr treffend ist: Angst und Depressionen kann man nur nachempfinden, wenn man selbst mal betroffen war.
Laß Dich nicht beirren und tu das, was Dein Gefühl Dir sagt!
Liebe Grüße
Anja
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RE: Machen Psychotherapeuten Gehirnwäsche?
Hallo, Miriana!
Auch ich möchte Dich ganz herzlich zu Deiner Entscheidung beglückwünschen. Wer hier einen "an der Waffel" hat - das sind Deine Eltern und ähnlich "denkende" (???) Zeitgenossen.
Wegen einer angeborenen Querschnittslähmung bin ich seit 1984 im Pflegeheim. Die ersten Jahre waren ganz furchtbar. Ich mußte mir viel zu oft allein helfen;
auch dann, wenn ich von oben bis unten voll war (ich hatte damals oft Durchfall, der unter diesen Umständen oft zu Selbstmordgedanken führte.)
Auch anderweitig gab es ernste Probleme. Als ich mich wieder einmal fiebrig fühlte, sagte die Schwester von vornherein: "Sie haben kein Fieber" , aber ich drängelte und drängelte - und als endlich gemessen wurde, hatte ich 39,5!
Solche Vorfälle blieben nicht ohne psychische Folgen: Nach einer zu vertrauensseligen Kindheit und einer dann folgenden etwa 10jährigen "Normal-zeit" wurde ich ab etwa 1986 zunehmend mißtrauisch. Zunächst nahm ich keine besondere Notiz davon, aber als es gegen März 89 immer schlimmer zu werden begann, wurde das schnell anders.
Ab etwa November vertraute ich gar keinem Menschen mehr! Diese Entwicklung hielt noch bis Januar 90 an; im Februar/März ging es mir körperlich extrem schlecht, so daß die seelischen Probleme etwas in den Hintergrund traten.
Im April - bei physisch etwas besserem Befinden - waren sie stärker als je zuvor. In dem Krankenhaus, in dem ich damals war, gab es zufällig eine Psychologin, die ganz schnell wieder mein Vertrauen eroberte. (Damals hätte ich nie geglaubt, je wieder einem Menschen vertrauen zu können!)
Schon nach dem ersten Gespräch ging es mir viel besser.
Leider habe ich sie bis heute nie wiedergesehen; und als ich endlich kurz davor war, bekam ich einen Schlaganfall und wurde um Monate zurückgeworfen. Jetzt geht es mir wieder besser, und ich hoffe, daß ich bald zum Ziel komme.
Also noch einmal: Laß Dich bloß nicht davon abbringen! Später war ich noch bei mehreren anderen Therapeut(inn)en; und jedesmal war es ein großes Erfolgserlebnis.
Das wünsche ich auch Dir!
Freddy
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