TherapieZieleErreichen eines stabilen, belastungsfähigen und schmerzlosen Kniegelenks.
Verbesserung von Schmerz, Lebensqualität, Beweglichkeit, Gehleistung,
Verhinderung oder Verzögerung des Fortschreitens einer Arthrose
Konservative Therapie
Notfallmäßige Therapie:
bei akuter Luxation: sofortige Reposition. Bei starkem Erguß Kniegelenkpunktion. Fettaugen bei blutigem Erguß sprechen für osteochondrale Fraktur (meist gleichzeitigeFraktur mediale Patella oder lateraler Femurkondylus); in diesem Fall sofortige Intervention (Arthroskopie, Arthrotomie).
Nach Erstluxation Ruhigstellung in Oberschenkeltutor oder Gipsschale
Beratung:
Aufklärung über die Erkrankung, deren natürlichen Verlauf und dessen Beeinflußbarkeit durch konservative bzw. operative Therapie. Die Beratung ist individuell zu gestalten und umfaßt u.a.: Verhalten im Alltag, körperliche Belastung in Beruf und Sport. Regelmäßige Übungen zur Beseitigung von Muskeldefiziten.
Medikamentöse Therapie
Traumatische und rezidivierende Patellaluxation: Die medikamentöse Behandlung dient der Schmerzreduktion und Entzündungshemmung. Sie kann systemisch und lokal mit unterschiedlichen Substanzgruppen durchgeführt werden.
Mobilisierung, Muskelkräftigung (speziell des M. vastus medialis), Muskeldehnung und Koordinationsschulung
Hydro- und Balneotherapie
Elektrotherapie
Orthopädietechnik
Patellabandage
Operative Therapie
Allgemeines
Zur Behandlung der Patellaluxation wurden über 100 verschiedene operative Techniken beschrieben.
Die operativen Verfahren unterscheiden sich in ihrem therapeutischen Ansatz mit einer Korrektur proximal (mediale Raffung, laterales Release) und / oder distal des Gelenksspalts (Tuberositasversetzung). Daneben gibt es zahlreiche Kombinationen.
Bei der Wahl der Operationsmethode und ggfs. ihrer Kombinationen sind neben den allgemeinen Indikationskriterien insbesondere spezielle knöcherne, ligamentäre oder uskuläre luxationsfördernde Fehlbildungen zu beachten. Diese oft kombiniert vorliegenden anatomischen Varianten erfordern meist eine individuelle Kombination von Eingriffen. Dies gilt ganz besonders bei Rezidivoperationen.
Der Patient sollte über mögliche weitere Zusatzeingriffe aufgeklärt werden, insbesondere bei Begleitverletzungen.
Knöcherne Eingriffe an der Tuberositas tibiae sollten nicht vor Wachstumsabschluß durchgeführt werden (Verletzung der Wachstumsfuge).
Allgemeine Indikationskriterien
Ätiologie der Patellaluxation, Luxationsmechanismus
Stadium der Erkrankung, bisheriger Verlauf
Anzahl der Luxationen, Begleitverletzung (Osteochondrale Fraktur)
Alter, Allgemeinzustand und Begleitkrankheiten
Compliance, Arbeitssituation, Aktivitätsgrad des Patienten
Häufige Operationsverfahren:
Es kommen folgende häufige Verfahren in Frage, die individuell teilweise miteinander kombiniert werden können:
Knöcherne Operationen
Medialisierung der Tuberositas nach Elmslie-Trillat, Roux
Medialisierung der nach distal gestielten Tuberositas tibiae und stabiler Fixation z.B. mit 1 oder 2 Schrauben, Spaltung des Lig. patellae longitudinale laterale sowie mediale Kapselraffung.
Korrekturosteotomie femoral oder/und tibial bei deutlicher Beinachsenabweichung
Weichteiloperationen
Retinakulumspaltung (lateral release), offen oder arthroskopisch
Medialisierung der Patellarsehne nach Goldthwait (vor Wachstumsabschluß)
Operation nach Ali Krogius
Distalisierung des M. vastus medialis nach Madigan
Mögliche Folgen und KomplikationenAllgemeine Risiken und Komplikationen: Hämatom, Wundheilungsstörung, Wundinfekt, tiefe Beinvenenthrombose, Embolie, Gefäßverletzung, Nervenverletzung
Spezielle Folgen:
nachteilige Ästhetik (Hautschnitt, evtl. Veränderung der Kniesilhouette),
Insertionstendopathie des Ligamentum patellae
Komplikationen:
Rezidiv mit Reluxation oder Subluxationsstellung
Reizsyndrom des R. infrapatellaris d. N. saphenus
Beschwerdepersistenz
Bei knöchernen Operationen zusätzlich:
Spanlockerung, Spanbruch, subkutane störende Schraube, Schraubenlockerung und Schraubenbruch.
verzögerte Osteotomieheilung, Pseudarthrose
Nachbehandlung nach operativen Maßnahmen
Postoperative Röntgenkontrolle vor allem nach knöchernen Eingriffen.
Hochlagerung Thromboseprophylaxe
Individuelle postoperative Physiotherapie. Frühzeitige Mobilisierung. Individueller Belastungsaufbau.
Stufenschema Therapeutisches VorgehenOrientierungskriterienÄtiologie, Häufigkeit der Luxationen, Schmerz, Alter des Patienten, Röntgenbefunde (Ausmaß der Arthrose), Therapieresistenz von Maßnahmen, Deformität, Bewegungsausmaß, Leidensdruck
Stufe 2 ambulant/stationärArthroskopische Verfahren mit arthroskopischem lateralem Release, arthroskopische Retinakulumnaht mit Raffung, evtl. Behandlung der Begleitverletzungen
Knorpelbehandlung, Shaving, Bohrungen
Stufe 3 stationärProximale und/ oder distale Rekonstruktion des Streckapparates
Knöcherne Eingriffe
PrognoseBei rezidivierender oder habitueller Patellaluxation ist ohne Therapie häufiger mit Knorpel- ggf. osteochondralen Frakturen und einer frühzeitigen Retropatellararthrose zu rechnen.
Die Langzeitresultate sind vom Ausmaß des Knorpelschadens abhängig.
Die Reluxationsraten insbesondere bei einer habituellen Patellaluxation sind bei isolierten proximalen oder distalen Rekonstruktionen und reinen Weichteileingriffen höher als bei einer Kombination mehrerer Verfahren.
PräventionZur Vorbeugung einer Reluxation nach einer einmaligen oder rezidivierenden Patellaluxation wird ein gezieltes Quadrizepsaufbautraining, ggf. eine Bandagenbehandlung eingesetzt.
Bei einer ausgeprägten Fehlbildung des Femoro- Patellargelenks sowie Bandlaxität haben präventive Maßnahmen jedoch nur eine eingeschränkte Erfolgsaussicht
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