ich plage mich nun schon seit einem dreiviertel Jahr mit etwas herum, und hoffe, hier vielleicht einen Tipp zum weiteren Vorgehen oder sogar den ein oder anderen Expertenrat mitnehmen zu können.
Ich versuche mich kurz zu fassen, denke aber auch, es ist ganz sinnvoll den vermeintlichen Anfang zu schildern.
Ich habe mich im Sommer des Jahre 2014 stark überfordert und landete prompt in einer depressiven Episode. Ich bekam Verhaltenstherapie, 90 mg Duloxetin, 0,5 mg Risperidon als Augmentation aufgrund geringen Ansprechens auf das Antidepressivum. Als Bedarfsmedikation wurde mir Promethazin 25 mg verschrieben.
Eine Besserung zur Arbeitsfähigkeit war dann Anfang 2015 gegeben, und ich arbeitete mich wieder ein und hatte nun weniger Stress, dafür mehr Anerkennung. Alles prima.
Das Risperidon wurde bereits im Frühjahr 2015 wieder abgesezt, das Duloxetin auf 60 mg runterdosiert. Im Herbst ging es dann auf 30 mg.
Im Winter 2015 zog ich mit den einen recht anhänglichen grippalen Infekt zu. Das ganze fing mit einer Woche hohen Fiebers an, darauf folgten dann sechs Wochen hausärztlicher Ratlosigkeit, warum so langsam genese.
Ich bekam erklärt, dass es auch einige Viren im Umlauf wären, die eben wesentlich länger brauchen, um vom Körper "eliminert" zu werden. Ich übte mich in Geduld.
Im Dezember schließlich kollabierte ich dann bei meinem Hautarzt bei der Blutentnahme. In dem Blut(-serum), was noch abgenommen werden konnte, fanden sich folgende Auffälligkeiten:
- Harnsäure: 7,9 mg/dl
- Blutzucker: 34 mg/dl
- Eisen: 8 µmol/l
- Transferringsättigung: 13 %
- mittleres Thrombozytenvolumen: 7,7 fl
- C-reaktives Protein: 5,48 mg/l
Beim nächsten Termin mit meiner Hausärztin legte ich diese Unterlagen vor und erklärte ihr auf Nachfrage, wie auch schon im KKH, dass ich gut und ausgewogen gegessen hatte, und die Unterzuckerung weder gespürt noch ihre Entstehung nachvollziehen konnte.
Von Transferrinsättigung habe sie noch nie was gehört (sic!) und sagte: "Damit kann ich nichts anfangen, das ist doch alles Blödsinn!" ... Ich suchte mir einen neuen Hausarzt.
Dieser neue Hausarzt, dem ich erstmal meine Odyssee schilderte, weil ich glaubte, es würde ihm helfen, gab mir nun ein Antibiotikum (3 Tage). Und siehe da, von Tag eins an ging es mir besser. Das Krankheitsgeüfhl ging weg, meine Verdauung beruhigte sich.
Es blieb aber die Müdigkeit, das Leistungsdefizit und ich sass sehr schnell wieder bei ihm im Wartezimmer.
Ich sagte ihm, ich wolle diese Symptome auch mit meiner Psychiaterin abklären. Also Überweisung dahin, und weiter AU. Meine Psychiaterin wiederum sagte gleich, sie kann das gerne als "somatoforme Störung" mit aufnehmen, allerdings sehe sie nicht, dass es eine Verschlechterung der depressiven Symptomatik gebe. Es kämen "Schwingungen" rüber und ich wirke auch generell (bzgl. der Grundstimmung) ganz gut drauf.
Seit Januar sah ich mich nun mit einer ganzen Latte von Symptomen konfrontiert, und meine Psychiaterin schlich mit mir das Cymbalta gänzlich aus. Die ersten Tage ohne Cymbalta waren sehr gut, darauf folgten drei Wochen Reizbarkeit im Wechsel mit Müdigkeit und zunehmend Verdauungsprobleme.
Danach hatte ich keine Probleme mehr mit der Psyche/Grundstimmung, allerdings wurde mein gesamter Verdauungstrakt immer empfindlicher, und es entwicklete sich eine etwas eigenwillige Schlafstruktur. Ich schlafe nun jeden Tag maximal 4 Stunden. Ich gehe zu Bett, wenn ich müde bin, was meist zwischen 1:00 h und 2:00 ist. Ich kann problemlos einschlafen und wache von ganz alleine spätestens 4 Stunden später wieder auf. Ich stehe dann nach spätestens 30 Minuten auf, da ich gelernt habe, peinlichst auf meine Schlafhygiene zu achten.
Ich bin dann den ganzen Tag relativ müde, speziell Kognition und Gedächtnis lassen stark zu wünschen übrig (Eigen- und Fremdwahrnehmung). Ein früheres Zubettgehen ändert nichts an der Schlafdauer. Ich verspüre keine innere Anspannung, habe kein Gedankenkreisen, etc.
Meine Psychiaterin und meine Therapeutin sind sich nun seit Monaten einig, dass meine Beschwerden nicht psychogen oder psychosomatisch sind, und mein Hausarzt unter Internist ist ratlos und nur noch genervt, wenn er mich sieht.
Hier also der Status-Quo:
- Konstant trockene, immer wieder juckende, brennende Augen
- morgens verklebte Lider, keine Tränenflüssigkeit
- selten spontan überschießende Tränenproduktion
- eklig trockener Mund trotz 3-4 Liter Wasser pro Tag und Nasenatmung
- vor allem morgens trockener, schmerzender Rachen und Hals
- Schmerzen in der Speiseröhre beim Schlucken fester Speisen
- Magenschmerzen, Völlegefühl beim und nach dem Essen
- danach wiederkehrende Krämpfe und Durchfälle (schätzungsweise jede Stunde bis Darm „leer“)
- Blähungen
- Probleme immer noch trotz Kartoffel-Reis-Diät, die ich nun mit meinem Allergologen begonnen habe
- Schmerzen „entlang Dickdarm“, reißender Schmerz von Bauchmitte bis Anus bei Palpation des Dickdarms
- Schmerzen in Schambeinregion
- Krämpfe vor, während und nach Stuhlgang
- Schweißausbrüche und Hitzegefühl vor und bei Stuhlgang
- stark verminderte körperliche und geistige Leistungsfähigkeit
- variierende Tagesmüdigkeit mit Sekundenschlafattacken
- Schlafstruktur verändert: meist maximal 4 Stunden, Bettschwere ist erst sehr spät erreicht, Einschlafen problemlos, Aufwachen problemlos, kein Grübeln, kein Gedankenkreisen, peinliche genaue Schlafhygiene, komplette Tagesstruktur vorhanden, bewusste Bewegung mehrmals täglich
- extremer Nachtschweiß
- wiederkehrende Schmerzen und Steifigkeit: Nacken, Halsseiten, Rücken, Arme, Beine
- wiederkehrende Schmerzen an den Seiten des Bauches, Besserung durch Trinken
- Schmerzen „entlang gesamtem Dickdarm“, bei leichtem Druck sofortiger ziehender Schmerz
- Unwohlsein
- manchmal spontaner Drehschwindel in völliger Ruhe, aufrecht sitzend
- Schwächegefühl
- Übelkeit
- Kopfschmerzen
- kein Fieber
- extremes Übergewicht nach Behandlung mit Duloxetin und Promethazin aufgrund Verdacht auf Depression
- inzwischen seit 8 Wochen ohne Psychopharmaka, und meine Grundstimmung ist wunderbar
- neuerdings Bluthochdruck, startk varierend, Spitzenwerte: ~ 190/120, sonst ~ 135/85
- extreme Krampfneigung der Muskeln unter normaler Belastung, in Füßen oder Waden jederzeit provozierbar durch simples Strecken und Dehnen (z.B. beim Warm-Up)
- bestmögliches Befinden morgens, sobald richtig wach, nicht mehr steif und noch komplett nüchtern, mit (zumindest gefühlt) komplett leerem Magen und Darm, erste Probleme dann bei und nach Frühstück
Mein Schlaf hat sich auch durch Einnahme von Zopiclon 7,5 mg nicht dauerhaft ändern lassen. Ich habe zwei Tage etwa jeweils acht Stunden am Stück geschlafen, und fühlte mich wieder prächtig. In der dritten Nacht waren es dann wieder nur noch drei Stunden, ohne Hangover. Dafür verstärkte das Zopiclon meine Übelkeit.
Für mich sind es zwei Symptomkomplexe:
- Die relativ unterdurchschnittliche Schlafdauer von 3-4 Stunden pro Nacht ohne Einschlafschwierigkeiten, dafür allerdings mit starker Tagesmüdigkeit in der zweiten Tageshälfte.
- Der Umstand, dass selbst Reis oder Kartoffeln und Leitungswasser erratisch zu Durchfall, Krämpfen etc. führen. Ich nehme aus gegebenem Anlass inzwischen Orthomol Vital M, in der Hoffnung, dass mein Körper wenigstens so noch ein paar essentielle Nährstoffe bekommt. Die Kalorienzufuhr funktionert ansonsten inzwischen per Cola... *no comment*
- man müsste sich mal meine Nieren angucken und nicht nur die GFR schätzen
- auch meine Leber sollte mal "auf Herz und Nieren" geprüft werden
- eine Magen- und eine Darmspiegelung wären vielleicht mal angebracht
Mir jedenfalls vergeht langsam jeder Glaube an die niedergelassenen Allgemeinmediziner. Ich bekomme das Gefühl, aufgrund des Umstandes, ursprünglich eine F-Diagnose verpasst bekommen zu haben, inzwischen nicht mehr recht ernst genommen zu werden. Selbst meine Psychiaterin und meine Therapeutin verstehen nicht mehr, warum sich meine Hausärzte bis davor drücken, mal die Ärmel hochzukrempeln und diesen ganzen Beschwerdekomplex abzuklären.
Kann mir irgendjemand was dazu sagen? Gerne auch zu den Symptomen...
Warum habe ich neuerdings so gar kein Glück mit der Wahl meiner Hausärzte?
Bin ich ich jetzt selbst für Mediziner als depressiv stigmatisiert und alles, was in Zukunft kommt, ist a priori psychogen oder psychosomatisch?
Wenn selbst Psychiater und Therapeuten sagen, ich sei weder hysterisch noch Hypochonder und nicht in einer depressiven Episode, darf ich doch erwarten, dass man sich der Suche nach den organischen Ursachen widmet, oder nicht?
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