Es begann akut im letzten Sommer-nichts ging mehr!Meine Kolleginnen schickten mich zum Arzt(von alleine wäre ich nie gegangen,wusste ja nicht wirklich was los war).
Er machte wegen Herzrasen ein EKG und sprach von Herzkrank...boah Schock! Das hatte ich nun davon,selber Schuld,Strafe wegen rauchen und und und. Hörte sofort auf mit der Qualmerei...wollte ja noch ein paar Jahre leben.In der Apotheke sagte man mir,nachdem ich das Rezept hingab:" Sie kennen sich ja aus mit der Einnahme". "Nein,mir wurde gerade erst die Diagnose gestellt",war meine Antwort. Die Worte:"Waaas und dann gleich so eine Hammerdosierung" rissen mir den Boden unter den Füßen weg.Ich war also unheilbar krank....
Es folgten furchtbare Tage der Angst.Ich kam mit dem Krankenwagen in eine Klinik.....Check von Kopf bis Fuß.Bis auf ein paar "Kleinigkeiten" ,die wohl fast alle in meinem Alter(40)haben war ich gesund-Entlassung.Keine Herztabletten mehr!!!
Warum aber konnte ich nicht schlafen,essen,Zeitung lesen,Freunde besuchen oder empfangen,mit den Kinder etwas unternehmen,das Haus in Ordnung halten,arbeiten gehen?...der bevorstehende Urlaub,auf den ich mich so gefreut hatte....schon der Gedanke daran versetzte mich in eine unerklärliche Panikstimmung. Was ist aus der lebens-und unternehmenslustigen Optimistin geworden?
Freunde und Verwandte wussten Rat und stellten Diagnosen:
-du bist gefühlskalt geworden
-steigere dich da nicht so rein
-jeder hat mal einen schlechten Tag
-geh wieder arbeiten(ich bin Heilpädagoge)
-dir fehlt ein Mann
-fahrt erst einmal in den Urlaub.....
Ich wusste keinen Ausweg mehr und vertraute mich heulend einer Ärztin an.3 Tage versuchten wir den "Zustand" mit Tabletten zu bekämpfen...ohne Erfolg.Ich war ein Schatten meiner selbst. Dann ihre erlösenden Worte:"Am liebsten würde ich sie in eine psychiatrische Klinik einweisen aber das wollen sie bestimmt nicht". "Doch,denn ich kann nicht mehr".
Es folgten 6 Wochen Klinik.Diagnose: Depression und Angststörungen.
Ich wurde wieder hergestellt und mit vielen Tipps als geheilt entlassen. Ein Satz von einer Therapeutin hat mich geprägt:" Sie haben ein übersteigertes Anerkennungsbedürfnis". Das hat gesessen-wie tief wusste ich bei der Entlassung(September 2008) noch nicht.
Ich ging voller Elan wieder arbeiten,nahm meine Tabletten(täglich 3 Kapseln Trevilor) und ließ mich alle 4 Wochen wie befohlen in der Klinik blicken um ein Gespräch zu führen. Der Arzt sagte mir ,dass ich wieder gesund bin und wie gut es mir doch geht:Haus,Arbeit,2tolle Kinder....er musste es ja wissen,ist ja schließlich Arzt.
Ich berücksichtige bis heute alles Gesagte. Lass mich nicht mehr von allen als "seelischer Mülleimer" benutzen,sage auch mal "Nein"...
Heute ist es aber so,dass ich mit niemandem mehr Kontakt haben möchte aus Angst etwas falsch zu machen,zu sagen-durch meine Worte oder Taten Anerkennung haben zu wollen.
Das klingt wahrscheinlich banal,belastet mich aber im Moment so sehr,dass ich schon Angst habe verrückt zu werden. Ich bin gefangen in meiner Gedankenwelt.Am Tag habe ich mich ganz gut im Griff,liege ich aber im Bett kreisen die Gedanken und wenn ich morgens(meistens gegen 4) aufwache habe ich das Gefühl, dass ich nur die Hülle war für die sich streitenden Gedanken.Das kann ICH doch nicht gedacht haben.Ich nehme doch Tabletten,gehe zum Psychologen...bin doch gesund.
Vielleicht wird es ab heute ein bißchen besser,weil ich endlich mal meinen Gedanken ohne schlechtes Gewissen freien Lauf lassen konnte.Und wenn das schlechte Gewissen nachher kommt kann ich mich vielleicht damit beruhigen,dass ich ja hier anonym bin.
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