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Schädigung der Spermien durch Medikamente

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  • Schädigung der Spermien durch Medikamente

    Hallo!
    Mein Freund und ich wünschen uns ein Kind. Er ist chronisch krank (Morbus Chron) und nimmt u.a. das Medikament Imurek (Azathioprin). Nun haben wir gehört, dass das Medikament die Spermien schädigt bzw. bei einer Schwangerschaft das Kind krank oder behindert sein kann. Ich habe noch nicht mit meinem FA darüber gesprochen, aber vielleicht kann mir hier schon jemand helfen, ob das stimmt bzw. ob die Spermien nachhaltig geschädigt sind. Oder ob das sich nach dem Absetzen der Medi`s wieder bessert?

    Liebe Grüße
    Lina


  • Re: Schädigung der Spermien durch Medikamente


    Ich habe dazu eine Stellungnahme von Dr. Schäfer aus dem Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie
    Berliner Betrieb für Zentrale Gesundheitliche Aufgaben (BBGes)
    gefunden:

    Azathioprin ist theoretisch in der Lage, die Qualität der Spermien zu beeinträchtigen und damit auch die Fruchtbarkeit.
    In der Praxis gibt es jedoch keine stichhaltigen Hinweise, dass Kinder, die unter A. gezeugt wurden, häufiger angeborene Störungen aufweisen,
    insofern sind Tests auch nicht weiter aufschlussreich. Lässt sich das Medikament leicht durch besser untersuchte ersetzen (z.B. Sulfasalazin/Mesalazin/Corticoide), wäre das gut. Ist ein solcher vorübergehender Wechsel jedoch mit erheblichen Einschränkungen
    für Sie verbunden, können Sie auch unter A. eine Schwangerschaft planen, ohne dass hinterher eingreifende Diagnostik (Amniocentese) erforderlich wäre.

    In der Handreichung „Morbus Crohn, Colitis ulcerosa und Schwangerschaft“ von der Falk Foundation in Zusammenarbeit mit dem DCCV ( 2008 ) steht dazu folgender Artikel:

    „Hinsichtlich der Anwendung der immunmodulierenden Medikamente Azathioprin oder 6-Mercaptopurin haben sich in den letzten Jahren erhebliche Änderungen ergeben. Während man noch vor wenigen Jahren glaubte, dass der Einsatz dieser Medikamente vor einer geplanten Schwangerschaft oder während einer Schwangerschaft mit einem höheren Risiko an Nebenwirkungen (Fehlgeburten, Fehlbildungen, Frühgeburten) verbunden ist, haben neuere Erkenntnisse und die vermehrte Anwendung von Azathioprin und 6-Mercaptopurin bei anderen Erkrankungen (z. B. Organtransplantationen, rheumatoide Arthritis) zeigen können, dass die Einnahme dieser Medikamente vor oder während einer Schwangerschaft nicht mit einem erhöhten Risiko von Komplikationen während der Schwangerschaft oder Fehlbildungen beim Neugeborenen verbunden ist. Mittlerweile sind auch eine Vielzahl von Fallberichten erschienen, die auch bei Patientinnen mit chronisch entzündlichen Darmerkrankungen kein erhöhtes Risiko durch die Einnahme von Azathioprin oder 6-Mercaptopurin zeigen. Dennoch kann naturgemäß nicht 100%ig ausgeschlossen werden, dass ein Medikament den Verlauf einer Schwangerschaft beeinflussen kann. Bei genauerer Durchsicht der Literatur findet man auch Fallberichte, die eine leicht erhöhte Zahl von Schwangerschaftskomplikationen und Fehlgeburten im Zusammenhang mit der Einnahme von Azathioprin oder 6-Mercaptopurin zeigen. Bei genauerer Durchsicht dieser Arbeiten wird aber rasch klar, dass aufgrund der geringen Fallzahlen statistische Schlussfolgerungen nicht möglich sind und auch andere Faktoren, wie z. B. eine erhöhte Erkrankungsaktivität für diese negativen Effekte verantwortlich sein können. Daher ist man derzeit in Europa und in den USA zu der Schlussfolgerung gekommen, dass Azathioprin und 6-Mercaptopurin bei medizinischer Notwendigkeit auch während einer Schwangerschaft eingesetzt werden können und ggf. sogar eingesetzt werden sollten, wenn durch andere Maßnahmen eine Kontrolle der Entzündungsaktivität nicht möglich ist. Die Entscheidung, ob Azathioprin bei Schwangerschaftswunsch beendet werden sollte, oder ob eine Zeugung unter einer laufenden Azathioprin-Therapie geplant werden soll, bedarf einer ausführlichen Abwägung der Vor- und Nachteile sowie einer umfangreichen Aufklärung der Eltern. Diese Entscheidung verlangt ein hohes Maß an Verantwortung und sollte im gemeinsamen Gespräch zwischen den Eltern, betreuenden Frauen- und Hausärzten sowie gastroenterologisch versierten Spezialisten erfolgen. Es besteht keine Indikation zu einem Schwangerschaftsabbruch, wenn es zu einer Schwangerschaft unter einer Therapie mit Azathioprin oder 6-Mercaptopurin gekommen ist.

    Nicht ganz unumstritten ist auch die väterliche Einnahme von Azathioprin/6-Mercaptopurin vor einer geplanten Schwangerschaft. Auch hier zeigen umfangreiche Erfahrungen aus der Transplantationsmedizin sowie bei Patienten mit rheumatischen Erkrankungen und chronisch entzündlichen Darmerkrankungen, die vor oder während der Zeugung mit Azathioprin/6-Mercaptopurin behandelt wurden, kein erhöhtes Risiko für Schwangerschaftskomplikationen oder Fehlbildungen. Ähnlich wie bei Frauen gibt es aber auch hier in der wissenschaftlichen Literatur einzelne Fallberichte, die eine mögliche negative Beeinflussung einer Schwangerschaft durch Azathioprin oder 6-Mercaptopurin nahe legen. Auch hierbei handelt es sich um sehr geringe Fallzahlen, die keine statistische Beurteilung ermöglichen. Aus Sicht der europäischen und amerikanischen Arzneimittelbehörden besteht daher derzeit keine Notwendigkeit, dass Männer vor einer geplanten Zeugung eine Therapie mit Azathioprin oder 6Mercaptopurin beenden sollten. Sollte jedoch der Wunsch einer maximalen Sicherheit bestehen, könnte Azathioprin 3 Monate vor einer geplanten Zeugung beendet werden. In diesem Zeitraum können dann neue Spermien heranreifen, deren Erbgut nicht durch Azathioprin geschädigt worden ist. Wir haben in den letzten Jahren eine Vielzahl von Frauen und Männern betreut, die vor und während der Zeugung und Schwangerschaft mit Azathioprin behandelt worden sind. In keinem Fall sind uns bisher Fehlbildungen oder Schwangerschaftskomplikationen im Zusammenhang mit dieser Therapie mitgeteilt worden.“

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