Immundefekt

[Kazimiera]

Lieber Doc,
nachdem bei meiner Tochter (11 Mon.) festgestellt wurde, daß die Immunglobulin-Werte zu niedrig sind (IgA i. Serum 0.10
IgG i. Serum 1.6
IgM i. Serum 6.68
IGG-Subklassen:
IgG1 190
IgG2 23
IgG3 23
IgG4 unter1), wurden weitere Blutuntersuchungen gemacht. Nun erhielt ich heute den Anruf aus dem KH mit dem Ergebnis, daß im Blut zudem KEINERLEI Antikörper gegen die geimpften Sachen (5-fach-Impfung) nachgewiesen werden konnten. Meine Tochter ist also ungeschützt. Mehr konnte man mir am Tel. nicht sagen.
Was kann ich denn nun tun? Welche Therapie steht nun an? Ist impfen also sinnlos in ihrem Fall? Wie nennt man diese Form des Immundefektes?

Vielen Dank!

[Paul Scheuermann]

Re: Immundefekt


Hallo,

die Beurteilung der Laborwerte ist ohne ein Gesamtbild aller Blutwerte und dem klinischen Verlauf nur sehr eingeschränkt möglich,auch fehlen die Angaben über die Einheiten der Blutwerte, so dass ich diesbezüglich keine Aussage machen kann.
Bei den Störungen in der Bildung der Antikörperproduktion sind die Störungen der IgA Bildung am häufigsten. Kinder mit einem Antikörpermangel zeigen oft eine Infektanfälligkeit für bakterielle Infektionen (Insbesondere Infektionen der Atemwege). Bei den meisten Kinder mit einem Antikörpermangel ist entsprechende antibiotische Behandlung bei Auftreten von bakteriellen Infektionen durchzuführen. Bei einem Teil der Kinder, insbesondere bei Kindern mit ausgeprägten Störungen in der Antikörperbildung ist auch eine regelmäßige intravenöse Gabe von Antikörperpräperaten notwendig.
Ob und welche Impfung durchgeführt werden kann/darf sollte im Einzelfall besprochen werden, auf jedem Fall sollte anschließend der Impferfolg mit einer Blutuntersuchung überprüft werden.
Sprechen sie zunächst einmal mit Ihrem Kinderarzt oder den behandelnden Ärzten im Krankenhaus über die Ergebnisse und über das weitere Vorgehen.

Viele Grüße
P. Scheuermann

[Kazimiera]

Re: Immundefekt


Vielen Dank für Ihre ausführliche Antwort!
IgA, IgG, und IgM sind in g/l angegeben, die IGG-Subklassen in mg/dl

Meine Tochter zeigt allerdings keine Infektanfälligkeit für bakterielle Infektionen, was mich ein wenig irritiert (denn davon habe ich im Internet schon gelesen). Antibiotikum hat sie noch nie nehmen müssen.
Daher bin ich über die Diagnose und auch über das Ergebnis mit den fehlenden Antikörpern erschrocken und davon überrascht worden.
Kann man nichts tun, damit der Körper die Impfungen "annimmt"? Gibt es für diesen Immundefekt einen "Namen" bzw. eine Bezeichnung (im Internet habe ich gesehen, daß es diverse Immundefekte mit diversen Bezeichnungen gibt)? So könnte ich mich besser informieren...
Ist der Immundefekt vererbbar? Ich frage, weil ich dann sicher auch meinen Sohn testen lassen müsste, oder?

DANKE nochmals!

[Paul Scheuermann]

Re: Immundefekt


Hallo,
eine Diagnosestellung nur anhand der geschilderten Blutwerte ist leider nicht möglich- weitere Laborparameter sind nötig ebenso wie der klinische Verlauf und die Kentnisse über die einzelne Art der verwendeten Messmethode des Labors- (je nach Messmethode gibt es unterschiedliche Normwerte).
Da Kinder gerade im ersten Lebensjahr eine sehr unterschiedliche Aktivität in der Bildung von Antikörpern haben sehe ich bei den Laborwerten die sie angegeben haben einen Immundefekt noch nicht eindeutig nachgewiesen (aber wie ich schon sagte, kann ich die Werte so nicht eindeutig einordnen)- möglicherweise sind Laboruntersuchungen im Verlauf notwendig. Da in den ersten Lebensmonaten die Kinder noch mütterliche Antikörper in ihrem Blut haben (Nestschutz) treten bei Kindern mit Störungen der Antikörperbildung häufige bakterielle Infekte eher erst gegen Ende des ersten Lebensjahres auf.

Sie sollten auf jedem Fall die Laborergebnisse und ihre Fragen zunächst mit ihrem Kinderarzt oder den behandelnden Ärzten in der Klinik besprechen! Auch ob Impfungen durchgeführt werden sollen/dürfen sollte natürlich dabei angesprochen werden.
Viele Grüße
P. Scheuermann