nachdem ich hier schon lange mitlese, möchte ich nun auch meinen "Senf" dazugeben.
Anamnese:
Männlich
Mitte 40
BMI knapp 30 (seit einem Unfall - vorher um die 26)
mehrere AVT - dadurch eine große Mariske
guter AZ
Allergie gegen Metamizol (Berlosin, Novamin)
Seit über 20 Jahren habe ich nun meinen "Spass" mit vergrößerten Hämorrhoiden. Teilweise hatte ich "Ruhephasen" ohne größere Probleme.
2014 - 2016 mehrere Ligaturen mit Gummi - gute Erfolge!
seit 2017 immer wieder Blutungen
HAL/RAR
Nachdem nun der Leidensdruck wieder einmal sehr groß war, entschloss ich mich dazu, mich "erlösen" zu lassen. Im örtlichen KH gibt es einen Arzt, der nach dieser Methode operiert.
Vorher wurde eine Darmspiegelung gemacht, um eine Quelle für die Blutungen durch eine andere Erkrankung auszuschließen.
Am Freitag, den 07.04.2017, war es dann soweit. Schon einen Tag vorher begann ich Movicol einzunehmen, um einen weichen Stuhl zu gewährleisten. Opiate ohne Naloxon verursachen nämlich Verstopfungen bzw. machen den Darm träge. Dies führt zu einer längeren Verweildauer des Stuhls im Darm. Was das für seine Konsistenz bedeutet, kann jeder erahnen.
Zunächst hatte ich mich für eine totale intravenöse Anästhesie (TIVA) entschieden. Eine Standardnarkose war aufgrund von Übelkeit und Erbrechen bei Vornarkosen ausgeschlossen. In der Einleitung entschied ich mich spontan für eine spinale Anästhesie.
Die OP verschlief ich - dank Diazepam - trotzdem und habe nur eine kurze Erinnerung an den Aufwachraum. Der Befund - 2 Hämorrhoiden 3. Grades und eine ausgedehnte 4. Grades.
Nachdem die Spinale nachließ, waren die Schmerzen sehr sehr stark - auch wegen der Tamponade. Deswegen bekam ich einen Perfusor mit Tramal (2 mg/h - 4 mg/h) und zusätzlich 2 x subkutan Pethidin sowie 3 x IBUprofen 600 mg. Am Tag nach der OP wurde die Tamponade entfernt. Das war sehr schmerzhaft. Des Weiteren ereilte mich - durch die Anästhesie - ein Hörsturz, der nach einem HNO-Konsil auch sofort mit Kortison behandelt wird - 1 x täglich 20 mg Prednisolut - 14 Tage lang. Das brachte schnell Besserung. Nach 5 Tagen wurde ich aus dem KH entlassen.
Fakt ist, seit der OP habe ich ständig (langsam abnehmend) ein Fremdkörpergefühl bzw. Stuhldrang. Zudem kann ich kaum schlafen, denn spätestens nach 2 h bekomme ich anorektal Schmerzen, die mit stundenlangen krampfartigen Schmerzzuständen im Anal- und Mastdarmbereich einhergehen (proctalgia fugax). Ich habe ständig das Gefühl, der Schliessmuskel stünde offen (nachts). Da kann man nicht schlafen! Es ist einfach furchtbar aber Ärzte sagen, dies wäre normal und würde vergehen. Auch hier ist die Tendenz abnehmend, aber wach werde ich trotzdem!
Dazu kommt, dass ich ständig Probleme mit der Wasserlassen habe. Der Stuhldrang hat nun mal Vorrang im Gehirn und lässt mich teilweise verzweifeln - auch im Stehen ist es schwierig. Im Sitzen geht gar nix, da sofort der Stuhldrang die Oberhand gewinnt. Trinken muss ich aber, um den Stuhl weich zu halten und der Körper braucht ja das Wasser, um die Stoffwechselendprodukte durch die Medikamente und den täglichen Abfall entsorgen zu können.
Meine Medikation für zu Hause ist:
IBU 600 - 1 / 1 / 1 / 1
Targin 20/10 - 1 / 0 / 1 / 0
Prednisolut 1 / 0 / 0 / 0
Pantoprazol 40 mg 1 / 0 / 0 / 0
Movicol 1 / 0 / 0 / 0
Ich muss mehrmals am Tag auf Toilette (Tendenz abnehmend). Es kommen immer nur kleine Klekse (Tendenz zunehmend). Ich versuche wenig zu essen, um keine "großen Haufen" zu produzieren. Der Vorgang selbst ist äußerst schmerzhaft. Es ist alles so gespannt (straff) und tut einfach nur weh. Dadurch reduziert sich die Sitzungszeit auf unter 1 Minute - länger halte ich einfach nicht aus. Heute ging ein kleinere Menge Blut ab - ca. 30 min nach dem Toillettengang. Das beobachte ich natürlich argwöhnisch.
Teilweise habe ich Blähungen - vermutlich durch das Movicol. Das ist teilweise sehr belastend, wenn die Winde nicht abpfeifen, wie sie sollen.
Alles in Allem kann ich sagen, dass es mir schon besser geht als die 2/3 Tage nach der OP. Mein Anus ist nicht wieder zuerkennen. Alles straff - keine Hämorrhoiden zu sehen und auch die Mariske wurde mit hochgezogen!
Ich hoffe, dass diese Tortur sich auch auszahlt und ich mit mehr Lebensqualität belohnt werde. So wie ich es gelesen habe (keine Schmerzen - alles hübsch), ist HAL/RAR in meinem Fall bisher nicht gelaufen. Ich denke aber, dies ist einfach der Größe und Anzahl der Hämorrhoiden geschuldet. Ich kann nur jedem empfehlen, NICHT zu warten, sondern bei den kleinsten Anzeichen sofort zum Proktologen zu gehen! Das macht wahrscheinlich einiges leichter im Nachgang.
Meine Angst vor Komplikationen ist groß, denn ich habe auch gelesen, dass die RAR-Methode bei großen Hämorrhoiden schnell an ihre Grenzen stößt und es zum Abriss der Nähte mit starken Blutungen kommen kann. Der Dr. ist aber erfahren und muss ja wissen, was er tut. Er wird mich keinem unnötigen Risiko aussetzen - hoffe ich stark und voller Vertrauen.
Wer einmal so eine OP (HAL/RAR) sehen möchte, dem sei dieses Video empfohlen:
https://www.youtube.com/watch?v=orgsPDzQu5M
Eine ausführliche und gute Erklärung zu HAL/RAR gibt es auf dieser Seite:
http://www.ami.at/produkt/hal-rar/
Schaut Euch die Videos an und hört gut zu. Es ist sehr interessant!
Jeder der glaubt, er könne seine Hämorrhoiden ohne Arzt in den Griff bekommen, sollte sich ganz schnell damit abfinden, dass dies unmöglich ist! Wer etwas anderes behauptet, der lügt oder will Euch was verkaufen!
Gern kann ich Euch auf dem Laufenden halten, solltet Ihr am weiteren Verlauf interessiert sein. Dienstag muss ich zur Nachkontrolle in die Klinik.
Herzliche Grüße
Kommentar