schon 3 Jahre ohne Sex

[Regensburg]

Hallo, Dr. Glöckner,

obwohl mein Mann und ich 15 Jahre verheiratet sind, haben wir schon 3 Jahre keinen Sex mehr.Was überwiegend an mir liegt. (Depressionen) Bin in therapeutischer Behandlung und soll jetzt einfach mal wieder Sex mit meinem Mann versuchen.....Das ist doch aber nach so langer Enthaltsamkeit gar nicht so einfach.....
Zwar nehme ich die ganze Zeit die Pille durch, aber was denkt er, wenn ich plötzlich mal wieder möchte und dann merkt, das es mir sowieso nichts bringt?Und ich vermute, dass er inzwischen sich den Sex wo anders geholt hat, da er öfter mal einen Abendtermin hatte....Da kann doch nicht plötzlich wieder Friede, Freude, Eierkuchen sein? Ich halte den Vorschlag des Therapeuten für sonderbar....

[D. Glöckner]

RE: schon 3 Jahre ohne Sex


Tja, aber er wird sich schon etwas denken bei seinem Vorschlag.
Vielleicht sollten Sie es wirklich probieren.

[_AnkeF_]

Sex per Verordnung?


Hallo Regensburg,
mit Deiner Erkrankung (Depression) kenne ich mich nicht wirklich aus, kann also nur Fragen stellen oder Anregungen geben, die aus der Perspektive einer Nicht-Erkrankten logisch oder hilfreich erscheinen.

Die Lust auf Erotik/Sex kann einem niemand vorschreiben. Weder der Partner, wenn er denn meint, dass zum Eheleben eine gewisse Frequenz an Coitus gehört, noch ein Therapeut als Medizin für den Erkrankten. Da stimmt die Motivationslage nicht.

Sex ist nicht Mittel zum Zweck, ist man/frau niemandem schuldig und muss auch nicht stattfinden, nur weil es als normal gilt, dass Eheleute bis zum Rentenalter mindestens x-mal im Monat/Jahr zusammen Sex haben. Lust kann man sich nicht selbst verschreiben, aber man kann natürlich etwas tun, damit die Lust aufeinander (oder vielleicht auch erstmal auf sich selbst!) wieder kommt.

Macht Dir denn SB Spaß? Liebst Du Deine Weiblichkeit? Ist die völlige Abstinenz im Bett jemals ein Thema gewesen zwischen Dir und Deinem Mann? Wie geht es Dir mit dem Gedanken, dass er über Jahre seine Bedürfnisse nicht mit Dir gemeinsam ausleben konnte (so er diese Bedürfnisse überhaupt vorgebracht hat - hat er?)? Wieso unterstellst Du ihm, Sex mit anderen gehabt zu haben, während Du gesund zu werden versuchtest? Hast Du auch darüber jemals mit ihm gesprochen, ihm vielleicht sogar nahegelegt, sich Befriedigung außerhalb des Ehebettes zu holen? Liebst Du Deinen Mann? Hast Du in gesunden Zeiten Sex mit ihm genossen und möchtest aus tiefster Seele wieder zurück haben, was da mal war? Kannst Du mit Deinem Mann über dieses Gefühl reden? Kannst Du überhaupt mit ihm über Deine und seine(!) Gefühle reden?

Es ist nett von Deinem Arzt, dass er euch die Überwindung dieser Sex-Pause nahelegt - er tut das sicher in guter Absicht. Bevor Du allerdings das "kleine Schwarze" auspackst und Dir verführerisches Parfüm auflegst, da sollte schon klar sein, wie es mit euch beiden weitergeht und warum. Am Anfang aller Bemühungen sollte ein Gespräch stattfinden zwischen zwei Menschen, die diese Seite neu für sich entdecken möchten.

Dem Ehemann, der womöglich seit 3 Jahren jeden Gedanken an die Fraulichkeit seiner Ehefrau verdrängen musste, um nicht über sie herzufallen (für einen Mann, der seine Ehefrau liebt, ist das eine erstaunliche Leistung), kann die Aussicht darauf, seine Frau wieder als Sexpartnerin haben zu können, die lang ersehnte Erfüllung seiner Wünsche sein. Wenn Du lediglich auf Anweisung des Therapeuten reagierst, wird er das womöglich als Zumutung betrachten. Er hat Dich bisher nicht gegen Deinen ausgesprochenen Willen "genommen", er wird das auch nicht nur deshalb tun, weil der Arzt es für gut hält. Also schlage ich vor, Dir klar zu werden, wieso Du ihn wieder als Sexpartner genießen möchtest. Nur den Therapeuten im Hinterkopf zu haben, kann dabei nicht das Argument sein. Was willst Du?

Grüße
Anke

[Regensburg]

RE: Sex per Verordnung?


Liebe Anke F,
ich weiß nicht, ob ich meinen Mann noch so liebe wie am Anfang unserer Ehe.
Ich habe ihm erlaubt bei Bedarf fremdzugehen und weiß dass er im Nonstop-Kino war.
(Die Eintrittskarte habe ich vor der Wäsche in seiner Hosentasche gefunden)
Eigentlich war Sex immer nur Pflichtprogramm, was aber an meiner Erziehung liegt, wo alles unterhalb der Gürtellinie tabu war. Wir haben 2 Kinder, weil mein Mann sie wollte. Ich bin damit völlig überfordert und deshalb auch die Depressionen.(Warum habe ich keine Muttergefühle?)

[_AnkeF_]

Dann ist der Sex...


...wirklich nicht das Hauptproblem, um das Du Dich sorgen solltest. Wohl aber Dein Selbstwertgefühl. Dein Therapeut hat eine Meise, wenn er Dir rät, "Deinem Mann zuliebe" in alte Verhaltensmuster zurückzufallen.

Tschuldige bitte die krassen Worte. Du musst, davon bin ich fest überzeugt, niemandem beweisen, dass Du liebenswert bist - Du bist es einfach!

Such Dir einen Therapeuten, der mit Dir zusammen Deinen Selbstwertbegriff auf die Reihe bringt. Der ist mit Sicherheit nicht dadurch wieder ins Lot zu bringen, dass Du Deinen Mann zu etwas aufforderst, was Dein "Unwohlgefühl" manifestiert. Du hast die Ursache ausfindig gemacht, warum Dir Sex nichts bedeutet. Eine Sexualtherapie wird nicht beim Coitus-Versuch ansetzen sondern bei der "Hausaufgabe", den eigenen Körper zu lieben und die eigene Lust zu erforschen. Du darfst und solltest an Dich denken und bewusst da ansetzen, wo Du ein Unwohlsein empfindest. Dass Du Dir gar nicht zutraust, ein liebenswerter, liebesfähiger Mensch zu sein ist die Krux am Ganzen. Wer sich selbst nicht liebt, kann auch andere Menschen nicht um ihrer selbst Willen lieben, behaupte ich immer.

Hör auf Deinen Bauch und kümmere Dich um Dich selbst, weil Du es verdient hast, geliebt und wertgeschätzt zu werden. LIEBE DICH! Der Rest kommt von allein.

Viele liebe Grüße
Anke