Mit unserer Nahrung nehmen wir viele verschiedene Lebensmittel auf. Um einen Betrag zu Gesundheit und Leistungsfähigkeit zu leisten, sind wir bestrebt, Lebensmittel mit gesundheitsfördernden Wirkungen in hohen Mengen aufzunehmen und solche mit gesundheitsschädlichen Wirkungen zu vermeiden. Die Frage, was schädlich und was günstig anzusehen ist, ist häufig schwierig zu beantworten.
Beobachtungsstudien (auch epidemiologische Studien genannt) können potentielle Zusammenhänge zwischen Ernährungsfaktoren und Krankheiten aufzeigen. Hierzu zählen Kohortenstudien, bei denen sehr große Bevölkerungsgruppen (bis zu 100.000) über einen längeren Zeitraum beobachtet werden, und bei denen man durch Ernährungsprotokolle und Fragen nach bestimmten Erkrankungen (Krebserkrankungen u.a.) versucht, Zusammenhänge zwischen Nahrungsfaktoren und Erkrankung zu ermitteln. Bei Fall-Kontroll-Studien untersucht man Gesunde und Personen, die eine bestimmte Erkrankung haben, und prüft anhand von Ernärhungsprotokollen, durch welche Faktoren sich die Gruppen unterscheiden. Ob ein Faktor ursächlich, d.h. Auslöser der Erkrankung ist, bleibt unklar. Dasselbe gilt auch für Kohortenstudien und auch für Verzehrsstudien, bei denen die Häufigkeit verschiedener Erkrankungen in verschiedenen Ländern/Bevölkerungsgruppen mit dem Verzehr bestimmter Lebensmittel in Verbindung gebracht wird. Inzwischen weiß man, dass das Risiko für bestimmte Erkrankungen weniger von einzelnen Lebensmitteln abhängt, sondern vielmehr von Verzehrsmustern. Eine fleischreiche Kost geht i.d.R. mit geringem Obst- und Gemüseverzehr einher, was mit einer hohen Aufnahme von ungünstigen Faktoren (Fett, Cholesterin, Eiweiß, gesättigte Fettsäuren) und einer geringen Aufnahme an protektiven Stoffen wie Ballaststoffe, ungesättigte Fettsäuren, Vitamin C, E, Beta-Carotin, sekundäre Pflanzenstoffe usw.) vergesellschaftet sind. Darüber hinaus spielen Faktoren, die den Lebensstil beeinflussen (z.B. Rauchen, Stress, Bewegungsmangel) auch eine Rolle für das Erkrankungsrisiko. Daher geben epidemiologische Studien nur Hinweise auf einen möglichen Zusammenhang, liefern aber keine Beweise.
Beweisführend sind nur Interventionsstudien, bei denen man einer Gruppe ein bestimmtes Lebensmittel bzw. Nährstoff über einen gewissen Zeitraum verabreicht. Eine zweite Gruppe, die mit der erstgenannten in sämtlichen Merkmalen vergleichbar ist, erhält nicht die zu untersuchende Substanz /Lebensmittel oder bekommt stattdessen ein Scheinpräparat (Placebo) - wie bei Medikamentenstudien. Dann untersucht man je nach Fragestellung eine Zielgröße (z.B: Knochendichte oder Störungen im Zuckerstoffwechsel), von der man weiß, dass sie in enger Verbindung mit der Erkrankung bzw. dem Erkrankungsrisiko steht. Die Erkrankung selbst ist eine schwierige Zielgröße, weil viele Erkrankungen sich über Jahrzehnte erst entwickeln und der lange Beobachtungs-bzw. Interventionsszeitraum die Durchführung einer kontrollierten Studie erschwert.
Hinweise auf nützliche oder schädliche Effekte geben auch in vitro-Studien, also Untersuchungen, bei denen einzelne Substanzen/Nährstoffe zu isolierten Zellen zugegeben werden und der Einfluß dieser Substanzen auf das Wachstum oder den Stoffwechsel dieser Zellen untersucht wird. Ziel dieser Untersuchungen ist die Entschlüsselung von Mechanismen auf zellulärer bzw. molekularbiologischer Ebene. Inwieweit daraus Effekte auf den Gesamtorganismus abgeleitet werden können bleibt unklar, weil dynamische Größen, wie z.B. die Bioverfügbarkeit (Aufnahme, Stoffwechsel, Speicherung und Aussscheidung) nicht berücksichtigt werden. Häufig werden solche Studien auch mit Zelllinien durchgeführt (Zellen, die durch Verschmelzen von normalen Zellen mit Krebszellen entstehen und daher unsterblich sind), die auf die zu untersuchenden Substanzen anders reagieren können als nicht entartete Zellen.
Tierstudien haben den Nachteil, dass die Ergebnisse nur bedingt auf die Spezies Mensch übertragbar sind. Unverzichtbar sind sie ohne Zweifel bei toxikologischen Fragestellungen, bei denen Studien am Menschen aus ethischen Gründen nicht durchgeführt werden können.
Um Aussagen zu präventiven oder schädlichen Effekten ableiten zu können, sind in der evidenzbasierten Medizin Studien am Menschen relevant. Diese werden entsprechend dem Studientyp in Klassen eingeteilt und die Aussagekraft der jeweiligen Klasse berücksichtigt. Je mehr Interventionsstudien einen Effekt belegen, bzw. je mehr epidemiologische Studien es gibt, bei denen die Ergebnisse die in dieselbe Richtung gehen, desto eher kann eine Aussagen über den schädlichen oder nützlichen Effekt einer Substanz auf eine bestimmte Zielgröße gemacht werden. Das wird auch bei Empfehlungen von wissenschaftlichen Gremien berücksichtigt.
Bei Lebensmitteln ist die Angelegenheit schwieriger als bei einzelnen Nährstoffen oder pharmakologischen Wirkstoffen, weil ein Lebensmittel viele Nährstoffen enthält, die sich gegenseitig in ihrer Wirkung beeinflussen können. Bzgl. Milchkonsum und Eierstockkrebs bzw. Unfruchtbarkeit bei Frauen liegen erst wenige epidemiologische Studien vor mit widersprüchlichen Ergebnissen, so dass noch weitere Studien notwendig sind, um sichere Aussagen treffen zu können (Herrington et al. Feril Steril 66, 3, 384-8; Schulz et al., Nutr Cancer 2004; 50(2),120-40). Bzgl. Prostatakrebs werden Interventionsstudien gefordert (Fleshner er al. J Urol 2004, 171, S19-24). Ein protektiver Effekt durch Milchkonsum bzgl. Knochenmasse bzw. Osteoporose konnte in der Mehrzahl der Studien (epidemiologische Studien und Interventionsstudien) nachgewiesen werden, so derzeit von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung ein regelmäßiger Verzehr von Kuhmilch empfohlen wird.
Noch eine Anmerkung am Rande: Das Internet ist eine prima Quelle, um schnell an Informationen heranzukommen, aber auch ein Medium um (Fehl-)Informationen zu verbreiteten. Ein Blick auf den Träger bzw. Herausgeber der Website sagt häufig einiges über die Güte der Informationen aus.
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