@kessi

[moesha]

Hallo Kessi,

ich habe in einem Beitrag von Dir gelesen, dass Du 11 Jahre Bulimie hattest und quasi durch Deinen Freund aufgehört hast zu erbrechen.
Ich finde das sehr beeindruckend und mich interessiert, wie Du es geschafft hast. Hast Du von jetzt auf gleich aufgehört oder hattest Du trotzdem noch Rückfälle, die sich dann aber minimiert haben bis sie ganz ausgeblieben sind?

Ich leide seit einigen Jahren auch an Bulimie und ich will endlich aufhören zu kotzen und gesund werden. In erster Linie will ich es für mich, aber ich habe seit einigen Monaten einen Freund. Und den will ich nicht verlieren.

Vielen Dank für Deine Erfahrungen!

Viele Grüße
Moesha

[kessi]

RE: @kessi


Hallo Moesha,

danke für Dein Interesse, freue mich immer über Post!!!

Es war so, daß ich nach 11 Jahren Bulimie stark abgebaut hatte... Ich war total kraftlos und dünn, hatte Herzrhythmusstörungen und konnte mich zu nichts mehr aufraffen außer zum Fressen und Reiern.

Ich hatte meinen Freund erst belogen, daß ich damit aufgehört hätte, dann ist er mir auf die Schliche gekommen und das eine Weile beobachtet. Er ist der Ansicht, daß ich nur noch im Bett gelegen hätte und daß ich völlig emotionslos geworden war...

Nach einiger Zeit wollte und konnte er sich das nicht mehr mit ansehen. Er litt sehr unter meinem Verhalten. Als ich eines Tages wieder mein Geld ins Klo gespült hatte und ihn dumpf anstarrte, sagte er, ich müsse aufhören ansonsten würde er sich von mir trennen!

So hörte ich von einem Tag auf den anderen damit auf. Ich liebe ihn sehr und das war es mir nicht wert! Vielmehr hatte ich keine andere Wahl, denn ich wollte unbedingt mit ihm zusammenbleiben.

zuerst nahm ich meinen ganzen Willen zusammen! Um nicht zuzunehmen aß ich nur sehr wenig. Ich dachte oft ans Kotzen, malte mir aus, was ich dann alles essen würde...schrieb es auch auf. Doch ich konnte es mir verkneifen! Ein paarmal habe ich es im Laufe der Jahre nochmal gemacht. So ca. 6mal in den 10 Jahren. Ich habe es ihm dann immer gebeichtet und er war immer sehr enttäuscht und traurig!
Deshalb vermeide ich es möglichst! Das satte Gefühl hasse ich, aber ihn zu enttäuschen eigtl. noch mehr.

Ich war und bin sehr stolz, daß ich es geschafft habe! Ganz selten esse ich mal zuviel. Ich mache auch Therapie, weil ich andere psychische Leiden habe und meine Therapeutin hat mir auch in dieser Hinsicht helfen können. Ich esse zwar ziemlich wenig, aber Heißhungeranfälle bekomme ich trotzdem nicht. Wie gesagt, ich hasse es so satt zu sein und kann mich beim Essen sehr gut beherrschen. Wenn ich Hunger habe, freue ich mich aufs Frühstück und plane, was ich dann leckeres esse. Tagsüber esse ich wenig- im Sommer mehr, weil ich dann einen besseren Stoffwechsel habe!

Ja, liebe Moesha, wenn Du noch Fragen hast: Gerne!

Bis dann und alles Gute!
die
Kessi

[kessi]

RE: @kessi


Hallo Moesha,

na, ist Dein Wissensdurst schon gestillt? Kannst mich ruhig fragen!!! Antworte so um die Zeit gerne!!!

Ich wollte noch hinzufügen: Einfach war es nicht mit dem Kotzen Schluß zu machen- aber einfacher als ich gedacht habe!!!
Am Anfang habe ich schon oft dran gedacht doch es wurde immer weniger- der Drang. Um es nochmal zu sagen: Ich habe von einem auf den anderen Tag Schluß gemacht und Willensstärke hat mir dabei schon geholfen!!! Weil doch manche der Meinung sind, mit Willen hat das nichts zu tun! Doch: Ich wollte einfach damit Schluß machen!!!

Mit meinem Partner und mir- das klappt immernoch wunderbar und er rechnet es mir hoch an, daß ich das für uns getan habe! Seiother habe ich ein viel glücklicheres Leben und kann stolz auf mich sein!!!

Ich wünsche Dir, daß Dir das bald genauso geht!!! Nur Mut!!! Packs einfach an!!!

Tschüssi
die
Kessi

[moesha]

RE: @kessi


Hallo Kessi,
vielen Dank für Deine Antwort. Du machst mir sehr viel Mut. Ja, der Wille ist da! Mehr als die Jahre zuvor! Und mein Freund ist da sicherlich der tragende Grund. Ich liebe ihn sehr und will ihn nicht verlieren.
Ich habe seit 10 Jahren anorektische Bulimie. Zur Zeit habe ich fast Normalgewicht...*stolz*. Mit Hilfe meines Freundes halte ich das Gewicht seit einigen Monaten. Nur die Bulimie macht mir halt noch sehr zu schaffen. Ich habe fast täglich Rückfälle. Ich glaube auch, dass es gut für mich ist von heute auf morgen aufzuhören und endlich den Schlussstrich zu ziehen. Mich interessiert noch sehr, wie Du mit der Angst umgegangen bist? Hattest Du keine Angst die Kontrolle zu verlieren in Bezug auf Dein Körpergewicht? Die Bulimie hat ja schon eine bestimmte Funktion und Aufgabe übernommen. Konntest Du sie ersetzen?
Darf ich Dich noch fragen, wieviel Du am Tag ißt, damit es Dir vom Körpergefühl gut geht?

So, liebe Kessi. Ich freue mich auf Deine Antwort!

Bis bald & lieben Gruß
Moesha

[kessi]

RE: @kessi


Hallo Moesha,

mit der Angst bin ich so umgegangen, daß ich mich mit großer Willenskraft an winzige Portionen gewöhnt hatte. Das heißt, ab diesem Zeitpunkt habe ich nur noch sehr wenig gegessen- war dann auch ein paar Jahre magersüchtig- konnte mein Gewicht so um die 48 Kilo lange halten. Eigentlich bin ich immernoch latent Magersüchtig, wenn ich das betrachte, was ich esse...! Ich bin in so einem Hungerstoffwechsel gefangen und kann jetzt mit Mühe und Not 52- 53 Kilo Gewicht halten. Ich bin immer noch sehr auf meinen Körper fixiert und würde immer noch unter 50 wiegen, wenn ich das schaffen würde. Ab 30 ging das dann irgendwann nicht mehr. Zwischendurch hatte ich mal Phasen, wo ich viel gegessen hatte- so vor 3-4 Jahren. Da habe ich 10 Kilo zugenommen, doch das ätzte mich an, weil mich auch alle drauf ansprachen- warum ich so dick geworden wäre- ob ich schwanger wäre...! Na ich habs halbwegs wieder runter. Ich bin so auch ganz zufrieden- wiege mich aber jeden morgen und ärgere mich, wenn ich zugenommen habe- aber nur ein bischen- hält sich ja auch in Grenzen.

Ablenkung bzw. Ausgleich habe ich damals durch intensives Malen und fotografieren bekommen- da konnte bzw. kann ich mich richtig ausleben. Und eine ganz wichtige Sache: Seitdem bin ich bei meinem Partner beruflich eingestiegen und das fordert mich total. Ich hatte manchmal gar keine Zeit übers Essen nachzudenken...! Die Arbeit nahm zeitweise mein ganzes Leben ein.
Im Moment esse ich nur Frühstück und mal nen Keks oder Schoki-1 Stück am Tag. Ich trinke Wasser und cola-light.
Hungergefühle kann ich gut ab- finde es besser als zu voll zu sein!
Ab und an gönne ich mir ein schönes essen! Wenn ich den nächsten Tag wieder wenig esse halte ich mein Gewicht.
So wie es jetzt ist, komme ich gut zurecht. Ich weiß nicht ob man das als Magersüchtig bezeichnen sollte- immerhin habe ich ja unterstes Normalgewicht- mit dem ich mich auch wohl fühle. So 46 bei 1,68 m wie früher muß es nicht sein. Ich hab dann auch Angst, daß mein Busen dann hängt u. ä. ...!
Mehr essen würde ich schon ganz gerne, aber wenn ich so bleiben will geht das nicht- zu Sport kann ich mich schlecht aufraffen!
Treibst Du Sport? Hast Du arbeit, Hobbys in die Du Dich stürzen kannst?

Ich wünsche Dir ganz viel Glück beim Besiegen der Bulimie!!!

Schreib mal wieder!
die
Kessi

[moesha]

RE: @kessi


Hi Kessi,

Du kannst wirklich sehr stolz auf Dich sein. Du hast eine Menge geschafft in den letzten Jahren. Mir geht es vom Körpergefühl her auch sehr viel besser, wenn ich wenig gegessen habe. Ich esse Obst, Gemüse und Brötchen. Abends kommt es dann meistens zu den Heisshungerattacken...:-( Ich merke halt, dass es anstrengend wird und ich das alles nicht mehr will. Und wie gesagt, mit meinem Freund und meinem Umfeld habe ich jede Chance endlich da raus zu kommen. Ich merke aber auch, wie die Angst mich lähmt, die Esstörung nicht mehr zu haben.
Ich arbeite vollzeitig, bin den ganzen Tag im Büro. Der Job macht mir Spaß und mit meinen Kollegen komme ich gut zurecht. Sie wissen alle von meiner ES und nehmen sehr viel Rücksicht, was ich nicht als selbstverständlich sehe.
Überhaupt gehe ich mit meiner ES sehr offen um. Ich habe einfach keine Kraft und nicht die Ausdauer ständig zu lügen und alles zu verheimlichen.
Ich mache auch nicht wirklich viel Sport. Ich gehe sehr gerne spazieren und fahre am Wochenende viel mit dem Rad. Tja Hobbies habe ich in dem Sinne eigentlich nicht. Ab und zu bin ich mal kreativ und arbeite mit Serviettentechnik oder mache Gestecke selber.
Mein Freund und ich ziehen bald zusammen. Darauf freue ich mich sehr. In 4 Wochen ist es soweit...:-) Ich denke, dass ist ein entscheidender Schritt in meinem Leben, denn die Rückfälle hängen auch mit meiner derzeitigen Wohnung zusammen und das Risiko ist dann schon mal ausgeschaltet.
Du machst mir aber sehr viel Mut, dass man es auch nach vielen Jahren noch schaffen kann, die Bulimie hinter sich zu lassen.

Danke Dir dafür!

Viele Grüße
Moesha

[kessi]

RE: @kessi


Hallo Moesha,

ja, es geht immer damit aufzuhören!!!
Vielleicht könntest Du Deinen Freund mit einbeziehen, daß er Dir hilft mit dem Aufhören...! Ich weiß nicht, ob das mit so einem Verbot auch bei Dir/Euch klappt... Sprich einfach mit ihm über Deinen Wunsch es aufzugeben.

Nun wünsche ich Dir alles alles Gute und ganz viel Kraft, daß Du es schaffst, die Bulimie zu besiegen!!!

Eines wollte ich noch hinzufügen: Ich habe sehr viele Bücher zum Thema Bulimie und Magersucht gelesen- das hat mir auch geholfen! Ich finde das Thema, auch weil es mich betrifft sehr spannend, lese immer noch dazu! Vielleicht bringt Dir das auch was! Bei Amazon gibts eine tolle Auswahl- unendlichen Lesestoff...!

Alles Liebe
von der
Kessi