Ein eindeutiger Grenzwert lässt sich nicht festlegen, vielmehr müssen für das KHK-Risiko noch andere Faktoren berücksichtigt werden. Hierzu gehören Fettstoffwechselstörungen, Bluthochdruck, Rauchen, Diabetes, Übergewicht, erhöhtes Fibrinogen und Homozystein, Alter, Geschlecht, bestehende arteriosklerotische Erkrankung, genetische Veranlagung. Etwas differenzierter sind daher die Zielwerte der International Task Force for Prevention of Coronary Heart Disease aus dem Jahr 1998: demnach ist bei Personen mit Gesamt-Chol von 200-300 mg/dl und keinen weiteren Risikofaktoren ein LDL-Chol von 155-175 mg/dl anzustreben. Wenn aber das HDL-Chol (das gute Cholesterin) < 40 ist und ein weiterer Risikofaktor vorliegt (=mäßig erhöhtes Risiko), sind noch geringere LDL-Chol Werte anzustreben, und zwar 134-155 mg/dL. Bei einem hohen Risiko (d.h. bei bestehender Gefäß- oder Herzerkrankung, bei familiärer Hypercholesterinämie oder bei zwei ausgeprägten Risikofaktoren (z.B. Chol > 300 mg/dl + 20 Zigaretten/Tag) oder bei > 3 Risikofaktoren ein LDL-Chol von < 100 mg/dL.
Ungünstigen wirken sich aus
-gesättigte Fettsäuren, die v.a. in tierischen Lebensmittel vorkommen (Fleisch, Butter, Milch): erhöhen Gesamt-Chol und LDL-Chol
-geringe Ballaststoffzufuhr
-hohe Cholesterinzufuhr (allerdings weniger bedeutsam als das Fettsäuremuster)
Bei erhöhten Cholesterinspiegeln sind daher folgende Maßnahmen sinnvoll
-Reduktion der Fettaufnahme, insbesondere von Lebensmitteln mit gesättigten Fettsäuren
-Erhöhte Aufnahme von pflanzlichen Öle, v.a. mit hohem Anteil an einfach ungesättigten Fettsäuren (Oliven-, Rapsöl) und mehrfach ungesättigten Fettsäuren
-fettarme Zubereitungsmethoden
-reichlich Obst, Gemüse, Kartoffeln und Vollkornprodukte wenig cholesterinreiche Lebensmittel (Innereien, Krusten- und Schalentiere)
Es ist bekannt, dass nur 25-30% aller Menschen mit erhöhten Cholesterinspiegeln allein durch Ernährungsmaßnahmen eine Senkung der Lipidkonzentration erreichen. Daher ist in jedem Fall empfehlenswert körperliche Bewegung (erhöht das gute HDL-Cholesterin und senkt damit das Verhältnis LDL-Cholesterin: HDL-Cholesterin), auch Vermeidung von Stress (kann den Chol-Spiegel um bis zu 60% erhöhen), evtl. auch zusätzliche Einnahme von Ballaststoffen (v. a. Pektine).
Zu Lisa’s Problem
In Hinblick auf die Lebensmittelauswahl dürfte die relativ geringe Aufnahme von Fett, Cholesterin und gesättigten Fettsäuren nicht den Cholesterinspiegel beeinflussen. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Ernährung an hohen LDL-Cholesterinspiegeln Schuld ist. Es ist gut möglich, dass bei Ihnen eine genetische Veranlagung besteht. Dagegen spricht, dass die LDL-Cholesterinwerte früher bei Ihnen im Normbereich lagen. Da es ja noch viele andere Einflussgrößen gibt (neben oben genannten spielen auch Hormone wie Östrogene und Schilddrüsenhormone eine wichtige Rolle), ist die Frage, ob sich diese Faktoren nicht auch verändert haben, so dass man die Veränderungen nicht auf die Kostumstellung schieben kann. Die Frage nach einer möglichen genetischen Veranlagung lässt sich durch spezielle Blutuntersuchungen abklären. Wenn Ihre Ärztin darauf nicht eingeht, und der Meinung ist, dass bei Ihrer Ernährung, die den Richtlinien einer lipidsenkenden Diät entspricht, die Ernährung Schuld für hohe Cholesterinspiegel sei, sollten Sie evtl. einen Arztwechsel in Erwägung ziehen.
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