Andererseits beeinflußt der Calciumgehalt der Nahrung die Oxalsäureresorption. Bei einer gleichzeitig hohen Calciumaufnahme bindet das Calcium im Darm die Oxalsäure. Dabei entsteht Calciumoxalat. Dieses kann nicht resorbiert werden und wird direkt mit dem Stuhl ausgeschieden. Eine hohe Calciumzufuhr reduziert also die Oxalsäureausscheidung im Urin. Ein Studie in Brasilien mit Patienten mit Calciumoxalatsteinen hat gezeigt, dass der Konsum von dunkler Schokolade die Oxalsäureausscheidung im Urin erhöht, ein Effekt, der nach Konsum
von Milchschokolade, mit der mehr Calcium aufgenommen wurde, nicht nachweisbar war.
Ausserdem hängt die Oxalsäureresorption von der Besiedlung des Dickdarms mit Oxalobacter formingenes ab, einem Bakterium, das Teil der normalen Darmflora ist und Oxalsäure abbaut. Bei einer starken Besiedlung wird ein hoher Anteil der Oxalsäure durch diese Bakterien abgebaut, die Oxalsäurekonzentration im Darm sinkt, und damit auch das Ausmaß der Oxalsäure-Ausscheidung mit dem Urin. Durch Antibiotika-Behandlung verschwindet Oxalobacter formingenes und die Oxalsäurekonzentration steigt an. Kinder, die häufig Antibiotika einnehmen (z.B. bei Mucoviszidose wegen häufiger Infekte), haben häufiger eine hohe Oxalatausscheidung im Urin und neigen stärker zu Oxalatsteinen, was mit einer gereingeren Besiedlung des Darms mit Oxalobacter formingenes erklärt wird.
Bei gesunden Kindern mit einer gesunden Darmflora, die nicht zur Bildung von Calciumoxalatsteinen neigen, ist durch Konsum von Schokolade u.a. Kakaoprodukten nicht mit einem erhöhten Risiko von Calciumoxalatsteinen zu rechnen. Da Schokolade und Nutella viel Fett und Zucker enthalten, und der Fett- und Zuckerverzehr ohnehin viel zu hoch ist, sind diese Nahrungsmittel ungünstig (auch wenn sie viel Epicatechin enthält, die wird in nennenswerten Mengen auch mit anderen Lebensmitteln aufgenommen wie z.B mit grünem Tee). Da es sicherlich falsch wäre, Kindern diese Lebensmittel zu verbieten, ist es vielmehr wichtig, den Kindern einen verantwortungsbewußten Umgang (d.h. nur gelegentlicher Verzehr, nicht als Zwischenmahlzeit, nach dem Frühstück eines Nutellabrötchens gründlich Zähneputzen) mit diesen Produkten nahezubringen.
Zur Frage, ob eine hohe Oxalataufnahme durch Schokoladekonsum sich nachteilig auf die Knochengesundheit bzw. das Osteoporoserisiko auswirkt: Während das Risiko von Calciumoxalatsteinen primär von der Oxalatzufuhr abhängt, wird der Knochenstoffwechsel bzw. die Knochendichte in erster Linien von der Calciumaufnahme beeinflusst. Rein theoretisch kann eine hohe Oxalatzufuhr durch Bindung von Calcium und der Ausscheidung von unlöslichem Calciumoxalat mit dem Stuhl die Calciumversorgung beeinträchtigen und sich ungünstig auf die Knochendichte auswirken. Untersuchungen zu dieser Frage wurden noch nicht durchgeführt. Bei einer adäquaten Calciumzufuhr von mind. 800-1200 mg/Tag ist vermutlich die Calciumversorgung bei gelegentlichem Schokoladekonsum und das Osteoporoserisiko nicht wesentlich erhöht.
Kommentar