Bem: Absätze in >> und << stammen nicht von mir. Autor ist angegeben.
Frau Walter-Friedrich schreibt am 12.05.04 10:01 folgendes: „Übrigens schadet ein zuviel an Eiweiß nur, wenn die Nieren geschädigt sind, ansonsten kann unser Körper mit mehr Eiweiß gut umgehen.“
Dazu möchte ich etwas schreiben. Im zweiten Teil möchte ich aufzeigen, dass man mit sehr wenig bis gar kein Eiweiss bestens Leben kann.
Es ist, entgegen der Meinung von Frau Walter-Friedrich, bewiesen, dass zuviel Eiweiß dem Körper schadet. Und zwar gerade dann, wenn zuwenig Kohlenhydrate zugeführt wird, was Frau Walter-Friedrich persönlich nicht schlecht findet. Denn der Körper kann nicht das aufnehmen, was ihm immer zugeführt wird. Der Körper nimmt das auf, was er braucht, und nicht das, was ihm zugeführt wird. Diese nicht aufgenommene Proteine werden nicht vollständig verdaut. Ungefähr 2 Gramm Nitrogen erreichen täglich in Form von unverdauter Proteine, Peptide und Aminosäuren (entsprechend 12 g Protein) den Dickdarm. Die Bakterien im Darm verwenden normalerweise Kohlenhydratreste zur Deckung ihres Energiebedarfs. Wenn aber zu wenig Kohlenhydrate vorhanden sind, greifen sie auf die Proteine als Energiequelle zurück. Dazu werden die Aminosäuren in Kohlenhydrate umgewandelt, was zur Freisetzung von Ammoniak und Phenol führt. Ammoniak seinerseits erhöht die Zellproliferation, verändert die DNS-Synthese und wird deswegen mit Kolonkrebs in Verbindung gebracht. (Snowdon, D.A. Animal product consumption and mortality of all causes combined, coronary heart disease, stroke, diabetes and cencer in Seventh-Day Adventists. Am. J. Clin. Nutr. 48:749-53). Man weiß, dass erhöhte Zellproliferation beim Menschen mit Krebs assoziiert wird. Ammoniak wird nicht nur aus tierischem Protein freigesetzt, sondern auch bei übermäßiger Aufnahme von Pflanzenproteine. Jedoch ist eine hohe Zufuhr pflanzlicher Proteine normalerweise mit hoher Ballaststoffzufuhr verbunden, was die Expositionszeit verkürzt. Eine proteinreiche, kohlenhydratarme Ernährung ermöglicht auch mehr aromatischen Aminosäuren wie Phenylalanin und Tyrosin die Passage ins Kolon. Darmbakterien erzeugen bei der Verstoffwechselung dieser Aminosäuren Kresol und Phenol. Beide fördern Haut- und Kolonkrebs und sollten so schnell wie möglich aus dem Körper entfernt werden. Dies geschieht normalerweise durch die Nieren, wird konstant viel EIweiss zugeführt, gibt die Niere an einem Zeitpunkt auf. Vielleicht fragt man sich auch mal, wovon Nierenschäden kommen?. Es ist bekannt, dass die Phenolspiegel im Urin unter fleischreicher Ernährung ansteigen und mit Zunahme von Faserstoffen in der Ernährung absinken. (Cummings, J.H., Hill, M.J., Bone, E.S, Branch, W.J., Jenkins, D.J.A. The effect of meat protein and dietary fiber on colonic function and metabolism, Il Bacterial metabolites in feces and urine. Am. J. Clin. Nutr. 32:2094-101).
Eine proteinreiche Ernährung führt zu einem Cortisolanstieg im Speichel und im Blutserum. Bei einer kohlenhydratreichen Ernährung tritt dieser Effekt nicht auf. (Slag MF et al: Meal stimulation of cortisol secretion: a protein induced effect; Metabolism 1981 Nov; 30(11): 1104-8//
Ishizuka B et al: Pituitary hormone release in response to food ingestion: evidence for neuroendocrine signals from gut to brain; J Clin Endocrinol Metab 1983 Dec; 57(5): 1111-6//
Anderson KE et al: Diet-hormone interactions: protein/ carbohydrate ratio alters reciprocally the plasma levels of testosterone and cortisol and their respective binding globulins in man; Live sci 1987 May 4; 40(18): 1761-8)
Ein Hypercortisolismus hat nicht nur eine immunsuppresive Wirkung, sondern kann langfristig auch die Hippocampuszellen schädigen, die für die Gedächtnisbildung und für das Lernverhalten wichtig sind. (Kirschbaum C et al: Stress and treatment-induces elevations of cortisol levels associated with impaired declarative memory in healthy adults; Live Sci 1996; 58(17): 1475-83)
Eine eher kohlenhydratbetonte Ernährungsweise hat einen günstigen Effekt auf die Serotoninbildung im Gehirn. Eine wichtige Rolle für die Serotoninsynthese spielt das Verhältnis von Tryptophan zu den neutralen Aminosäuren. Kohlenhydrate verändern dieses Verhältnis zugunsten des Tryptophan, dadurch gelangt diese Aminosäure vermehrt durch die Blut-Hirnschranke.
>>Die in Industrieländern übliche eiweißreiche Ernährung hat eine dauernd erhöhte Nierendurchblutung zur Folge. Dadurch werden Eiweiße aus dem Blutplasma nicht mehr ausreichend gefiltert und feinste Gefäße in den Nieren (Glomerulum) geschädigt. Infolge der erhöhten Proteinzufuhr entsteht vermehrt Ammonium im Stoffwechsel, das von den Nieren ausgeschieden werden muss. Das erhöht das Risiko für Nierensteine erheblich. Denn zum Abpuffern der Säure setzt der Körper Calciumionen aus den Knochen frei. Aus diesen können sich Calciumoxalat- oder Calciumphosphatsteine bilden. Gleichzeitig sinkt die Zitronensäurekonzentration. Damit geht ein wichtiger Schutzmechanismus vor Nierensteinen verloren. Zitronensäure bildet nämlich mit Calciumionen leicht lösliche Komplexe, die der Körper mit dem Urin ausscheidet.<<
Außerdem scheint die „These“ von Prof. Lothar Wendt glaubwürdiger zu sein als die These der „Schulmedizin“. >>Nach dem von Prof. Lothar Wendt (1907-1989) erstmals 1949 veröffentlichten Konzept der "Eiweißspeicherkrankheiten" wird bei überkalorischer Ernährung überschüssiges tierisches Eiweiß im Körper gespeichert. Dies führt nach Meinung des Frankfurter Internisten auf Dauer zu diversen Krankheiten wie Herzinfarkt, Atherosklerose, Schlaganfall, Bluthochdruck, Rheuma, Angina pectoris, Arthrose, Typ-2-Diabetes, Nierenentzündung und Autoimmunkrankheiten. Eiweiß wird laut Wendt vor allem in der Basalmembran der feinen Blutgefäße (Kapillaren) und dem Bindegewebe (Grundsubstanz) gespeichert. Bei andauernder Proteinüberversorgung komme es infolge von Eiweißabscheidungen zur Verdickung der Basalmembran. Diese stellt als Bestandteil der Kapillarwand eine zentrale Schnittstelle zwischen Blutbahn und Geweberaum dar. Die Verdickung der zu etwa 90 Prozent aus Protein bestehenden Basalmembran vermindert laut Wendt die Durchlässigkeit der Kapillarwand. Dies führe zu den oben genannten Erkrankungen, die er mit dem Sammelbegriff "Hypoporopathien" bezeichnet. Bei Diabetikern ist die Verdickung der Basalmembran eindeutig nachgewiesen, wobei die Ursache dafür noch unbekannt ist.
Der Hämatokritwert (das Volumen der Zellbestandteile im Blut) sei ein Indikator für das Vorliegen einer solchen krankhaften Proteinspeicherung. Einen Wert unter 40 Volumenprozent hält Wendt für unbedenklich. Die Schäden der Eiweißüberernährung können seiner Ansicht nach durch eine eiweißarme Diät, Fasten oder mithilfe von Aderlässen rückgängig gemacht werden.
In der geltenden Lehre der Ernährungswissenschaft und Schulmedizin wird der Standpunkt vertreten, dass es im menschlichen Organismus keine Eiweißspeicher und somit auch keine Eiweißspeicherkrankheiten gibt. Dieses Dogma hat sich in den 50er- und 60er-Jahren des letzten Jahrhunderts in der Wissenschaft etabliert und wird bis heute aufrecht erhalten. Beachtenswert sind in diesem Zusammenhang die Ergebnisse einiger sorgfältig durchgeführter Studien. So wurde bei proteinreicher Diät mehrfach eine positive Stickstoffbilanz beobachtet. Das heißt, der Körper hat mehr Stickstoff in Form von Protein aufgenommen, als er wieder abgegeben hat. Das widerspricht dem allgemein vertretenen Standpunkt, dass Protein bzw. Stickstoff nicht im Körper gespeichert werden kann. Bemerkenswert ist, dass bis heute in der Literatur keine sachlich begründete, haltbare Kritik an Wendts Konzept zu finden ist.
Die vielfach dokumentierten Heilerfolge mit Fasten- und Rohkosttherapie bei verschiedenen Erkrankungen erhalten durch die Hypothese der Eiweißspeicherkrankheiten eine sehr plausible Begründung. Die jahrzehntelangen praktischen Erfahrungen vieler Ärzte mit Fasten- und Rohkostkuren bestärken Wendts Theorie. Nach den heutigen Kriterien wissenschaftlichen Arbeitens fehlt der Beweis für die Richtigkeit des Konzepts der Eiweißspeicherkrankheiten. Um diesen zu erbringen, wäre eine kontrollierte klinische Langzeitstudie notwendig. Dabei müsste die Dicke und Durchlässigkeit der Basalmembran von Personen mit Symptomen der krankhaften Eiweißspeicherung vor und nach einer eiweißarmen Diät oder einer Fastenkur gemessen werden. Durch mikroskopische Auswertung von Proben aus verschiedenen Körpergeweben könnte die Veränderung der Dicke bzw. Durchlässigkeit der Membran festgestellt werden. <<(Mag. rer. nat. Eddie Semler
)
Protein scheint auch die Hauptursache für die Entstehung von Osteoporose zu sein. Möchte dies aber nicht mehr wiederholen. Habe auf
http://www.m-ww.de/foren/read.html?n...9&thread=28989
dazu einen Text geschrieben.
Während wir gesehen haben, dass zuviel Eiweiß dem Körper schadet oder im Verdacht steht, muss man sich die Frage stellen, wie viel Proteine der Mensch überhaupt durch die Nahrung zuführen muss, um dass alle Funktionen des Körpers „optimal“ arbeiten können. Genau kann man dies sicher nicht sagen, aber ich will aufzeigen, dass all die Diskussionen um einen Eiweißmangel unbegründet sind und dass man längst mit weniger Proteinen auskommt als empfohlen wird. . Es wird immer empfohlen und gewarnt, genügend Proteine zu sich zu nehmen und bei Kostformen wie beim Rohkost, Haysche Trennkost oder Veganismus wird von einem Mangel an zugeführten Proteinen gewarnt. Aber die einzige Krankheit, die mit Proteinmangel in Verbindung steht, ist Kwashiorkor. Sie kommt fast ausschließlich in Entwicklungsländern vor. In den Industrieländern kann zwar ein Mangel an zugeführten Proteinen vorkommen, aber ein wirklicher Fall von Einzel- Proteinmangel ist hier so selten wie Schnee im Sommer. Außer bei Magersüchtigen oder bei Menschen mit gestörter Darmfunktion kann es Anzeichen von Proteinmangel geben. Die heutige Empfehlungen, 0.8 Proteine pro Kilo Körpergewicht zu nehmen, halte ich zwar nicht für übertrieben, aber für zuviel. Es gibt viele Volksgruppen, die einiges weniger an Proteinen zu sich nehmen. Zum Teil weniger als 5% des GK, was nach den Organisationen wie DGE, SVE, WHO, FAO usw. zu einem Proteinmangel kommen würde. Diese Gruppen jedoch erfreuen sich besserer Gesundheit als wir. Ich selbst bin knapp 80 Kilo schwer und habe mal ausgerechnet wie viel ich zu mir nehme. Ich schätze(genau kann man das nicht sagen), dass ich um die 20 Gramm zu mir nehmen. Im Winter etwas mehr, im Sommer zum Teil noch weniger. Und das schon seit knapp 10 Jahren. Typische Symptome von Proteinmangel sind bei mir nicht vorhanden. Im Gegensatz zu einem Vitaminmangel macht sich ein Mangel an Proteinen schneller bemerkbar. Die Frage, wie viel Eiweiß wir wirklich brauchen, ist momentan kaum zu sagen. Jedenfalls nicht diese Menge, die empfohlen wird und schon gar nicht mehr.
Man weiß, dass im Eiweiß Stickstoff, Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und einige andere chemische Elemente enthalten sind, die in größerer oder kleinerer Menge auch in der Erdatmosphäre existieren. In der Luft, die wir einatmen, befinden sich ungefähr 79 Prozent Stickstoff, fast 21 Prozent Sauerstoff, Spuren von Kohlendioxid, Helium und vielen anderen Gasen. Viele Jahre lang hat man angenommen, dass Pflanzen und Tiere den freien Stickstoff der Luft nicht binden können. Diese Fähigkeit wurde nur einigen Bakterien zugeschrieben, die im Boden leben. Es wurde behauptet, dass sie beinahe die einzigen Lieferanten von gebundenen Stickstoff an die Pflanzen sind, welche daraus pflanzliches Eiweiß bilden. Die Tiere, welche diese Pflanzen zu sich nehmen, wandeln das pflanzliche Eiweiß in tierisches um. Der Mensch, der Früchte, Pflanzen und Tiere isst, erhält auf diesem Weg das ganze erforderliche Spektrum an Eiweißen. Aber die jüngsten Forschungen haben keinen Stein dieses Schemas auf dem anderen gelassen. Es wurde z.B. nachgewiesen, dass die grüne Masse der Pflanzen der Pflanzen zu neun Zehnteln aus gebundener Energie der Sonne und aus Gasen der Atmosphäre besteht – unter anderem auf Grund der Assimilation von Stickstoff aus der Luft. Vielleicht sind Pflanzen die einzige Art von komplizierten lebenden Organismen, welche in der Lage sind, unmittelbar Luftstickstoff zu binden und aus ihm Eiweiß zu bilden? Eine Reihe von Untersuchungen gibt uns Grund zur Annahme, dass dies nicht der Fall ist. Die ersten Zweifel streute bereits Iwan Michailowitsch Setschenow (russischer Physiologe). Er hat festgestellt, dass im arteriellen Blut, das durch die Gase der Atmosphäre angereichert ist und sie in die Zellen transportiert, bedeutend mehr Stickstoff enthalten ist als im venösen Blut. Setschenow gab keine Antwort auf die Frage, was denn mit dem Stickstoff in unserem Körper geschieht. (Ende des 19. Jahrhunderts war dies auch verständlich.)
Nichtsdestoweniger kann man dank der Arbeiten vereinzelter Enthusiasten mit ziemlich großer Wahrscheinlichkeit behaupten, dass unsere Organismus das verbrauchte Eiweiss auch mittels der Aneignung von gasförmigen Stickstoff ersetzt. 1970 erschien in Gorki das Buch vom russischen Wissenschaftler Wolski: „Die Bindung von Stickstoff durch Pflanzen und Tiere“. (Leider blieb es von den meisten Wissenschaftler unentdeckt). In einer Serie von einfachen und scharfsinnigen Versuchen wies Wolski nach, dass der Prozess, der vorab ihm Buchtitel formuliert wurde, tatsächlich vor sich geht. Beispielsweise setzter er eine Pflanze unter eine Gashaube und entfernte daraus den Stickstoff. Die Pflanze ging sozusagen vor seinen Augen ein. Embryonen höherer Tiere, die unter denselben Bedingungen aufgezogen wurden, bekamen Missbildungen. Besonders augefällig waren die Versuche mit Hühnereiern, von denen man annehmen würde, dass sie den Embryo von Anfang an mit allem versorgen würde, was er für eine normale Entwicklung braucht. Der Entzug von Stickstoff hatte trotzdem Missbildungen zur Folge. Dadurch ist ihm unter anderem gelungen, den Rakentenkonstrukteur Sergej Korolev zu überzeugen, dass man den Stickstoff der Luft, die die Kosmonauten atmen, keineswegs durch Helium ersetzen sollte, wie das ursprünglich geplant war.
Weiter hatte Wolski in einem fünfstündigen Experiment bemerkt, dass die ausgeatmete Luft mit Stickstoff angereichert ist. Dies könnte durch ein zu viel konsumiertes Nahrungseiweiß sein. Im Labor der Moskauer Lomonossov Universität bemerkte man, dass sich die Menge an ausgeatmeten Stickstoff verringerte, sobald weniger Eiweiß konsumiert wurde. Leider sind Untersuchungen zu diesem Thema selten. Anscheinend weil die „hohe“ Wissenschaft zu schwerfällig ist. Dabei wurde Lösung dieses Problems es erlauben, unsere Ansichten über die Ernährung und über die Eiweißbilanz des Organismus grundlegend zu verändern. Interessant wird es immer, wenn man die Lebensstile und Ernährungen andere Völker erforscht. Der Forschungsbericht „The Human Intestine as a Potential Contributer of Utilizable Protein to the Human Diet“ von H. Kruijswijk vom Institut für Tropenhygiene Amsterdam, erstatten im Auftrag von Prof. Dr. H.A.P.C. Oomen, Amsterdam, E.H. Hipsley und M. Gorden, Australisches Institut for Anatomie Canberra, und E.H. Strenger, Biochemisches Laboratorium des Unser- Frauen- Hospitals in Amsterdam in der Fachzeitschrift „Voeding“ scheint äusserst interessantes aufzuzeigen.
>>Betrachtet man einige Forschungsergebnisse, scheint es Tatsache zu sein, dass 1) Nahrungseiweiß kann aus freiem Stickstoff im Darm des Menschen durch Bakterien derart ergänzt werden, dass (bei kalorisch ausreichender Kost, die viel zu wenig Eiweiß und dazu noch sehr minderwertiges zuführt) nicht nur jene schweren Eiweißmangelfolgen ausbleiben, die nach den FAO/WHO- Weltexperten im Falle der Minimummunterschreitung (unter 30-35 g) eintreten müssten, sondern dass sogar eine blühende Gesundheit und hohe Leistungsfähigkeit gesichert wird als Norm bei einer Millionenbevölkerung, 2) nicht nur in geschützter, komfortabler, sondern in rauer Umwelt 3) nicht nur bei abwechslungsreicher gemischter, sondern bei sehr einseitiger und monotoner, rein pflanzlicher Kost, 4) nicht nur bei geringer, sondern bei sehr anstrengender körperlicher und sportlicher Betätigung und 5) nicht nur bei Erwachsenen, sondern – was am erstaunlichsten ist – auch bei heranwachsenden Kindern und Jugendlichen und sogar bei schwangeren und stillenden Frauen mit ihrem erhöhten Eiweißbedarf 1.
Die Entdeckung geht ursprünglich auf die Ernährungsforschungsexpidition von Hipsley und Clement zurück, die alle einem sehr ungewöhnlichen Ernährungs-„Ökosystem“ und „dynamischer Gleichgewicht“ der Bevölkerung im Innern von Neuguinea galten, und die für die Ernährungsforschung für eine völlig paradoxen Weise lebt.
Neuguinea ist eine Insel zwischen Australien und dem Äquator, eine große Insel. Auf dieser Insel gibt es drei Hauptklimazonen: 1) das sumpfige Küstentiefland, 2) das grasige Hügelland im Innern, und 3) das relativ kleine Regenwald-Hochland im Gebirge, das uns hier besonders interessiert. Allein in diesem Hochland lebt, obwohl die Bevölkerung in isolierter „Dörfern“ von nur 100- 300 Einwohnern verteilt ist, schätzungsweise mehr als eine Million Menschen von hoch entwickeltem Landbau, und ihre Nahrung besteht, obwohl die Leute viel mehr verschiedene Nährpflanzen praktisch kennen als wir, normalerweise zu 80- 90% aus Süßkartoffeln (Bataten, Hipomea). Alles andere – Zuckerrohr, Sprossen, junge grüne Blätter, Bananen, Palmenmark, Nüsse, Erdnüsse u. dgl. Liefert als geringer und gelegentlicher, meist roh genossenen Zustupf nur 10- 20% der Gesamtnahrung neben den (auf Steinen erhitzten) Bataten. Tierische Nahrung fehlt praktisch ganz.
Bataten liefern 0.5 bis 1% Eiweiß, und in den Qualitätstabellen rangiert Batateneiweiß nur bei 52. Mit den geringen Ergänzungen an Eiweiß aus den erwähnten 10-20% der übrigen Nahrung zusammen kommt bei diesen Menschen eine Gesamteiweißzufuhr von nur 9-24 Gramm im Tag zustande und dabei handelt es sich auch noch um „Roheiweiß“, wovon nur 60-80% verwertbar sind. Das ergibt eine echte oder Reineiweißversorgung, die kaum den halben Minimalbedarf deckt und bei der man überdies angesichts der mengenmäßig geringen Ergänzungen des minderwertigen Batateneiweißes, auch unter Berücksichtungen möglicher Qualitätsgewinne durch Kombinationen, niemals auf die volle Wertigkeit zu gelangen hoffen kann.
Nun haben die genaueren Untersuchungen an dieser Bevölkerung überdies gezeigt, dass von der offensichtlich ungenügenden Zufuhr noch 8-14 Gramm Eiweiß mit dem Stuhl abgehen, das überdies nicht Roheiweiß ist, sondern Reineiweiß von erstaunlich hoher biologischer Qualität, und dass der täglich abgehende Stuhl Fünfzehnmahl mehr (und viel besseres) Eiweiß abführt, als die 1,4.2 kg Bataten enthalten. Dabei ist auch noch zu bedenken, dass weiteres Eiweiß mit Urin und mit Hautabschliferung und Haarabgang den Körper verlässt. Das rechnerische Eiweißdefizit ist also so groß, dass man sagen kann: der Organismus dieser Menschen wird durch die Nahrung mit Eiweiß praktisch überhaupt kaum oder jedenfalls ungenügend versorgt. Woher denn aber sonst?
Die Antwort ist jetzt bekannt. Mehrere eingehende Untersuchungen haben es nachgewiesen: der Körper dieser Batatenesser wird im wesentlichen durch eine besondere Bakterienflora im Dickdarm mit Eiweiß versorgt, richtiger ausgedrückt: mit Aminosäuren, und zwar mit besonders wertvollen Aminosäuren, synthetisiert aus dem im Darm vorgefundenen Luftstickstoff.
Dies erklärt, weshalb es Luyken misslang, durch Zugabe von in Bataten defizitären Aminosäuren oder Zugabe von hochwertigen Eiweißarten bei diesen Menschen irgendeine Verbesserung der Eiweißbilanz zu erzielen, als er auf die so extreme negative Eiweißbilanz verbessernd einzuwirken suchte.
Bergersen und Hipsley haben 1970 das Vorhandensein von stickstoffbindenden Bakterien im Darm der Batatenesser im Hochland von Neuguinea nachgewiesen, und die Zweifel, ob die so gebildeten Aminosäuren vom Dickdarm aus in in Blut und Lymphe übergehen, haben sich als unbegründet erwiesen. Die Leistung dieser speziellen Bakterien in der Synthese von Aminosäuren muss bedeutend sein, wenn man bedenkt, wie viel Eiweiß mit dem Stuhl abgeht und welcher Leistung ihr Organismus dennoch fähig ist.
Und nun kommt die vielleicht wichtigste Feststellung: alles läuft darauf hinaus, dass ein unkonzentrierter, breiig-masiger, stärke- und faserreicher Darminhalt vorhanden sein muss, wenn die spezielle stickstoffbindende Bakterienflora im Darm gedeihen können soll, eine Stuhlmasse, die den Bakterien „eine enorme innere Oberfläche“, wie Oomen es ausdrückt, bietet. Eben diese ist bei der Batatenkost ausgeprägt der Fall, welche Übrigens, wie festgestellt werden konnte, in diesem massigen Stuhl bemerkenswert vollständig verdaut wurde.
Bemerkenswert ist sodann, dass die Neuguinea- Hochlandbewohner mit ihrer einseitigen (80-90%) Batatenkost ausgesprochen zufrieden sind. Bataten sind reich an Vitamin C, Karotin, Eisen, Jalzium und vor allem Kalium. Es handelt sich um eine stark basenüberschüssige Nahrung, die auch ungewöhnlich arm an Natrium (NaCi Zufuhr im Tag nicht mehr als 0.07-0.12 g) und Fett (Fettgehalt der Bataten: 0.2%) ist. Mit der geringen Fettzufuhr mag es zusammenhängen, dass die stellenweise vorkommende Jod- Armut nur geringe Folgen hat.
Die Frage, wieso diese Menschen mit fast gar keinem Fett in der Nahrung so gut gedeihen, scheint noch nicht untersucht worden zu sein. Getrunken wird fast nichts Flüssiges, wohl weil ei einer so extrem salzarmen und flüssigkeitsreichen Kost kein Durst aufkommt, nicht einmal bei körperlicher Arbeit im äquatorialen Bergklima (1200- 2200m). Die Bataten werden auf heißen Steinen erhitzt, von der Beikost wird das meiste roh gegessen. Die Frage, ob vorwiegend erhitzte Nahrung die Stockstoffbindende Bakterienflora beeinträchtigte, dürfte sich nicht stellen, da der große Enzymreichtum der Rohkost zwar den Sauerstoff, nicht aber den Stickstoff der Luft an sich bindet. Wohl aber ist die Frage gestellt, wie viel unerhitzte Kost der Mensch zur Erhaltung völliger Gesundheit bei geringster Nahrungsmenge benötigt.
Bemerkenswert ist noch an dem Bericht, dass das Clostridium, das durch Stickstoffbindungen die Eiweißlücke nicht nur mengenmäßig füllt, sondern offenbar auch die Qualitätsmangel ausgleichen helfen und somit eine strotzende Gesundheit ermöglicht, unter bestimmten Umständen bei denselben Menschen auch eine schwere Krankheit hervorrufen kann. Das sei bei jenen sehr seltenen Ritualfesten der Fall, bei denen die gewohnte Kost durch ein üppiges Mahl mit Schweinefleisch unterbrochen wird. Dann scheint das Clostridium perfringens C auf einmal bösartig zu werden und ruft die gefährliche „Pig-bel“ Krankheit hervor, eine Gewebezerstörung im Leerdarm-Abschnitt des Dünndarms (necrotizing jenunitis)
Von irgendeinem Mangel an Vitamin B12 konnten keine Anzeichen gefunden werden, obwohl dieses lebenswichtige Vitamin fast nur in tierischer Nahrung vorkommt. Das Vitamin wird offenbar ausreichend durch Darmbakterien gebildet und im Bereich des Dickdarms ebenfalls in Blut und Lymphe aufgenommen.<< (Dr. Ralph Bircher).
Dieser Bericht zeigt, wie man mit einer einseitigen Kost trotzdem voller Gesundheit leben kann. Uns wird empfohlen, Getreide, Milch, Brot, Fleisch, Obst und Gemüse zu essen, um an alle Nährstoffe zu kommen. Es scheint, dass bei einer gesunden Darmflora der Körper selbst einige als essentiell eingestufte Nährstoffe selbst bilden kann, bestes Beispiel Vitamin B12.
Es gibt noch viele weitere Untersuchungen wie von Hindhede, Dr. med. E. Rhyn und Prof. Dr. phil. et med. Abelin, Prof. Kuratsune, die aufzeigen, dass der Mensch viel weniger Eiweiß braucht, um leistungsstark und gesund zu sein. Doch leider konnte trotzt dieser großen Datenlage kein Durchbruch bei der Eiweißempfehlung erzielt werden und heute wird noch vor einem Eiweißmangel gewarnt. Ein gutes Beispiel ist auch Dr. med. Normal Walker, der nach eigenen Angaben zum Teil weniger als 20 Gramm Eiweiß zuführte. Da er oft fastete zum Teil noch weniger. Doch Walker starb nicht im Krankenhaus ans Eiweißmangel, sonder im Schlaf im Alter von 116 Jahren. Es scheint, dass es eher fliegende Nilpferde gibt als das in diesen Breitengraden einen Eiweißmangel. Es geht mir nicht darum, dass es das beste ist, wenig Eiweiß zu sich zu nehmen. Jeder kann und darf soviel Eiweiß konsumieren, wie er will. Es geht mir um die Akzeptanz, dass ein Proteinmangel bei einigermaßen natürlichen Kost nicht möglich ist (keine Verdauungskrankheit vorausgesetzt), und so sollte man aufhören, immer vor einem Proteinmangel zu warnen.
Grüsse
Manuele
2= Exology of Human Nutrition in New Guinea. Evaluation of Subsistence Patterns. By Prof. Dr. H.A.P.C Oomen, Dept. Of Tropical Hygiene, Royal Trop. Insti. Amersterdam, in: Ecology of Food and Nutrition I, pp 1-16. Gordon and Breach Science Publishers Ltd. – Distribution of Nitrogen and Composition of Nitrogen Compounds in Food, Urine and Faeces in Habitual Consumers of Sweet Potatoues and Taro.
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