Vor einige Zeit fragte Detelina, was der Unterschied zwischen pflanzlichen und tierischen Proteinen sei und auch sonst hört man immer wieder die Frage, ob zuviel Protein in der Nahrung schädlich ist.
Dieses Thema Protein ist ein wesentlicher bei der tückischen Krankheit von Osteoporose.
Unter Osteoporose versteht man die Verringerung der Knochenmasse und eine Veränderung der Knochenstruktur mit der daraus folgenden Zunahme der Knochenbrüchigkeit und einem erhöhten Frakturrisiko. Laut WHO liegt eine Osteoporose dann vor, wenn die Knochendichte des Patienten im Vergleich zur derjenigen bei gesunden Menschen um mehr als 25% reduziert ist. Die Bezeichnung Osteoporose stammt aus dem griechischen, Osteon = Knochen und poros = Loch. Frei übersetzt bedeutet dies Knochenschwund. In jedem Körper findet ein dauernder Prozess des Knochenumbaus statt. Für den Knochenaufbau sind die Osteoblasten (Knochenbildungszellen) zuständig. Für den Knochenabbau sind es die Osteoklasten (Knochenzerstörungszellen). Nach der Pubertät ändern sich die Knochen nicht mehr in ihrer Größe, können aber poröser oder dichter werden. Bis zum 30-35 Lebensjahr überwiegt der Aufbau dem Abbau mengenmäßig. Doch jenseits dieses Alters findet ein Verlust an Knochenmasse und somit auch an Knochendichte statt. Der Knochen wird leichter, schwächer und zerbrechlicher. Wird die Osteoporose nicht behandelt, so werden die Knochen zunehmend dünner und zerbrechlicher. Dadurch erhöht sich das Risiko eines Knochenbruches, oft an der Wirbelsäule, dem Oberschenkelhals und am Handgelenk, erheblich. Osteoporose bedingte Knochenbrüche (Frakturen) können während des Stehens, Laufens , Sitzens - oder im schlimmeren Fall sogar im Schlaf auftreten.
Die Ursache von Osteoporse wird mit fast immer mit einer zu geringen Kalziumzufuhr angegeben. Daher wird von vielen Organisationen wie der DGE, SVE, dem BGA und weitere empfohlen, täglich Milch-produkte zu konsumieren, am besten dreimal mal täglich. So könne man der Osteoprosose am besten vorbeugen. So auch die Empfehlungen der Boney Kampagne, wo das Ziel ist, die Knochengesundheit bei Kindern und Jugendlichen zu fördern. (www.boney.de) (CMA die diese Kampagne unterstützen, lässt grüssen).
Doch vergleicht man verschiedene Völker, Studien und Artikel verschiedenster meist amerikanischer Forscher, so merkt man, dass an dieser Theorie etwas nicht stimmen kann. Man kommt zum Schluss, dass nicht ein zu geringe Kalziumzufuhr die Schuld ist, sondern eine zu hohe Proteinzufuhr1. Besonders das Protein von tierischen Nahrungsmittel führt zu einem Kalziumverlust.
Tierisches Protein enthält höhere Natriumkonzentrationen und mehr schwefelhaltige Aminosäuren, Cystein und Methionin, die beide zu einem Kalziumverlust führen 2,3,.Eine zu hohe Natriumaufnahme vermindert die Kalziummenge, die mit dem Niereninfiltrat reabsorbiert werden kann, wodurch ein Kalziumverlust verursacht wird. Im Gegensatz dazu führen pflanzliche Proteine zu keinem oder nur zu einem sehr geringem Kalziumverlust 4.
Würde die allgemeine Empfehlung stimmen, dass der Verzehr von Milch und somit größerer Dosis Kalzium vor Osteoporose schützen, so müsste dementsprechend die Osteoporoserate in den Ländern am höchsten sein, wo am wenigsten Kalzium konsumiert wird und an den Orten am niedrigsten sein, wo am meisten Milch und Kalzium verzehrt wird. Doch dies ist nicht der Fall, im Gegenteil. Deutschland mit 150.000 Schenkelhalsbrüchen pro Jahr liegt um das 40fache vor ärmeren Ländern, wie zum Beispiel Thailand.
Die Inuits konsumieren täglich über 2'000 mg Kalzium, trotzdem haben sie die höchste Osteoporoseraten der Welt, weil sie unter anderem mit 250-400 Gramm täglich auch eine sehr hohe Eiweißzufuhr haben. Bei den Inuits findet man Osteoporose schon bei 25 Jährigen. Weniger zahlreich, aber dennoch überdurchschnittlich, kommt Osteoporose in Ländern vor, wo Milch und deren Produkte die Hauptkalziumquellen sind. Besonders Amerika, Finnland, England und Schweden haben eine überdurchschnittliche Osteoporoserate, wo über 135 kg Milchprodukte pro Person im Jahr konsumiert wird. Diese Tatsache belegen 34 Studien, die in 16 verschiedenen Ländern durchgeführt wurden und von Forscher der Harvard Universität zusammengefasst wurden. So zeigte die „China Studie der Cornell Universität“, eine der größten epidemiologischen Studien, die vom Biochemiker Colin Campbell geleitet wurde, dass die Chinesen nur halb so viel Kalzium wie die Amerikaner zu sich nehmen, aber Osteoporose in China viel seltener vorkommt als in Amerika. Allerdings sind bei Chinesen Pflanzen und nicht wie im Westen Milchprodukte der Kalziumlieferant 5. Weiter ergab eine Studie über längere Zeit, dass selbst durch den Verzehr von 78 Gramm Eiweiß pro Tag der Körper über den Urin mehr Kalzium ausscheidet, als er aus der Nahrung aufnimmt – was schließlich zu einer negativen Kalziumbilanz führt 6.
Von einer Arbeitsgruppe der Universität Chicago wurde eine Stoffwechselstudie mit 10 gesunden Probanden durchgeführt. Jeder Proband erhielt zunächst zwei Wochen lang eine stark kohlenhydratverminderte Atkins-Diät mit 164 Gramm Protein täglich. Anschließend wurde 4 Wochen lang eine mäßig kohlenhydratverminderte Diät mit 170 Gramm Protein pro Tag verabreicht.
Bei allen Probanden kam es zu einem erheblichen Anstieg der Calcium-Ausscheidung über den Urin; dies wurde nicht durch eine vermehrte intestinale Calciumabsorbtion kompensiert. Insgesamt wurde eine negative Calciumbilanz festgestellt von 130 mg täglich in der ersten Diätphase und von 90 mg täglich in der zweiten Diätphase7.
Wie eine Untersuchung der Universität Toronto zeigte, hatte eine vermehrte Zufuhr pflanzlicher Proteine in Form des Weizenproteins Gluten dagegen keinen negativen Effekt auf die Calciumbilanz, obwohl es auch hier zu erhöhten Calciumverlusten über den Urin kam8.
Die bisher umfangreichste Studie zu diesem Thema wurde von Forschern der Michigan State Universität durchgeführt: So fand man heraus, dass in den USA im Alter von 65 Jahren:
o Männliche Vegetarier im Durchschnitt einen messbaren Knochensubstanzverlust von 3% haben.
o Männliche Fleischesser im Durchschnitt einen messbaren Knochensubstanzverlust von 7% haben.
o Vegetarierinnen im Durchschnitt einen messbaren Knochensubstanzverlust von 18% haben.
o Fleischesserinnen im Durchschnitt einen messbaren Knochensubstanzverlust von 35% haben. Dabei hat sich gezeigt, dass Vegetarier weniger Proteine konsumieren, als die Fleischessende Kontrollgruppe. 9
Wissenschaftliche Studien, in denen Knochendichte von Personen mit unterschiedlichen Ernährungsweisen untersucht wurden, erbrachten fast ausnahmslos Ergebnisse, die der allgemeinen Empfehlungen, wonach man viel Milch und Kalzium konsumieren solle, widersprechen. Die Untersuchungen zeigen, dass die geringe Knochendichte und die Entstehung von Osteoporose eine Folge von überschüssigem Protein in der Nahrung ist 10.
Die große „Nurses Health Study der Harvard University“, bei der 78'000 Frauen über 12 Jahre hinweg untersucht wurden, zeigte, dass Frauen, die 95 Gramm Protein/pro Tag zu sich nahmen, ein um 22% höheres Risiko eines Unterarmbruches hatten, in Vergleich zu denen, welche 68 Gramm Protein/pro tag zu sich nahmen 11. Dr. med. John McDougall, einer der weltweit führenden Experten auf dem Gebiet Ernährungsbedingter Krankheiten, sagte in seiner Zusammenfassung der medizinischen Erkenntnisse über Osteoporose: „Ich möchte betonen, dass die durch Eiweiß bedingten Kalziumverluste des menschlichen Körpers in wissenschaftlichen Kreisen keineswegs umstritten sind. Die zahlreichen während der letzten 55 Jahre durchgeführten Studien über diese Zusammenhänge beweisen eindeutig, dass der wichtigste Schritt für eine positive Kalziumbilanz, die uns die Festigkeit unsere Knochen erhält, darin besteht, weniger Eiweiß zu Essen. Diesbezüglich nützt es nicht, größere Kalziumengen zu konsumieren 12. Weiter sagt er in seinem 2000 veröffentlichten Programm: „Der Mythos, dass Osteoporose durch Kalziummangel verursacht wird, wurde erfunden, um Milchprodukte und Kalziumpräparate zu verkaufen. Es ist nichts Wahres daran. Die US-amerikanischen Frauen nehmen weltweit die größten Kalziummengen ein, und trotzdem liegt ihre Osteoporoserate weltweit mit im höchsten Bereich. Der Konsum von noch mehr Milchprodukten und Kalziumpräparaten wird an dieser Tatsache absolut nichts verändern 13."
Es scheint also, dass ein zu hoher Eiweißkonsum der Hauptverursacher von Osteoporose ist. Mit dieser These lässt sich auch erklären, dass Osteoporose am häufigsten dort zu finden ist, wo am meisten Protein verzehrt. Dies belegen fünf weitere Studien grössere Studien, welche aufzeigen, dass die hohe Proteinzufuhr das Hauptrisiko für Osteoporose darstellt.
Studie Nr.: 1 2 3 4 5 Schnitt
Kalziumaufnahme in mg: 500 500 800 1400 1400 920
Kalziumbilanzänderung:
– bei geringem Eiweißverzehr: +31 +24 +12 +10 +20 +19
– bei hohem Eiweißverzehr: -120 -116 -85 -84 -65 -94
Studie Nr. 1: Anad, C.: Effect of Protein Intake on Calcium Balance of Young Men Given 500 mg Calcium Daily, Journal of Nutrition, 104:695, 1974.
Studie Nr. 2: Hegsted4, M.: Urinary Calcium and Calcium Balance in Young Men as Affected by Protein and Phosphorous Intake, Journal of Nutrition, 111:53, 1981.
Studie Nr. 3: Walker, R.: Calcium Retention in the Adult Human Male as Affected by Protein Intake, Journal of Nutrition, 102:1297, 1972.
Studie Nr. 4: Johnson, N.: Effect of Level of Protein Intake on Urinary and Fecal Calcium Retention of Young Adult Males, Journal of Nutrition, 100:1425, 1970.
Studie Nr. 5: Linkswiler, H.: Calcium Retention of Young Adult Males as Affected by Level of Protein and Calcium Intake, Trans New York Academy of Science, 36:333, 1974.
Doch nicht nur die hohe Proteinzufuhr, sondern auch andere Faktoren spielen bei de Entstehung von Osteoporose eine Rolle. Eine wichtige, andere Theorie ist die des Säuren-Basen Haushalt, bei der aber noch mehr Untersuchungen gemacht werden müssen, was ja zurzeit auch gemacht wird.
So belegen vor allem neuere Untersuchungen, dass eine Kost, die viel säurebildende Nahrungsmittel enthält, den Grundstein für Osteoporose legt. Bei der Verdauung von Fleisch, Fisch, Milch, und Getreide entstehen Säure, die der Körper mit basenbildenden Mineralien wieder neutralisieren muss. Wenn säurebildende Nahrungsmittel das essen dominieren, droht das Blut, das einen basischen pH von 7.4 hat, zu übersäuern. Damit das nicht passiert, baut der Körper Knochensubstanz ab 14. Er löst Kalzium und andere als Basen wirkende Mineralien aus dem Skelett heraus, um die überschüssige Säure zu neutralisieren. So verliert das Knochengerüst pro Tag gut 60 Milligramm Mineralien (ein Milligramm = ein tausendstel Gramm), was sich im Laufe eines Jahrzehnts zu rund 250 Gramm summiert - der
Mineralgehalt eines kompletten Arm- oder Beinknochens. Besonders säurebildende Nahrungsmittel sind alle tierische Produkte, wobei gebratene Kalbsleder und Hartkäse an der Spitze der säurebildende Nahrungsmittel sind. „Die hohe Säurefracht in der fleisch- und getreideorientierten westlichen Ernährung ist zu einem chronischen Problem geworden", sagt Anthony Sebastian von der University of California in San Francisco. Nach einer Auswertung von über 80 Studien kommt Dr. Sebastian zu dem Schluss, dass die Ernährung zwei Drittel all jener Fälle erklären kann, um die die Industrieländer über den ärmeren Ländern liegen. Nicht der Mangel an Kalzium ist nach Auffassung der Forscher um Anthony Sebastian schuld an der Misere, sondern ein Zuwenig an Basen liefernden pflanzlichen Nahrungsmitteln. "Wer viel Obst und Gemüse isst, braucht nicht so viel Kalzium", sagt Dr. Remer, Wissenschaftler vom Forschungsinstitut für Kinderernährung in Dortmund 15.
So gesehen nützt es nichts, Milchprodukte zu propagieren und zu konsumieren. Der beste Schutz vor Osteoporose ist viel Bewegung, Kalzium aus grünem Gemüse und eine proteinarme Kost mit viel Obst und Gemüse.
In diesem Sinne
Manuele
Quelle:
1:Johnson, N. et al: “Effect of Level of Protein Intake on Urinary and Fecal Calcium and Calcium Retention…”, in Journal of Nutrition, 100:1425
2:Goldfarb, S. Dietary factors in the pathogenesis and prophylaxis of calcium nephrolithiasis. Kidney International. 34:544-555
3:Zemel, M.B. 1988. Calcium utilization, effects of varying level and source of dietary proteins. Am. J.Clin.Nutr. 48:880-3
4:Kaneko, K., Masaki, U., Aikyo, M., Yabuki, K., Haga, A., Matoba, C., Dasaki, H., Koike, G. 1990. Urinary calcium and calcium balance in young women affected by high protein diet of soy protein isolate and adding sulfur-containing amino acids and/or potassium. J.Nutr.Sci.Vitaminol.36:105-116
5: „Der Vegetarier“ 5/90, Seite 215-217/ „Tageszeitung" 27. 6. 90
6: Altschuler, S.: „Dietary Protein and Calcium Loss: A Review“, in Nutritional Research 2:193
7 1. Reddy ST et al: Effect of low-carbohydrate high-protein diets on acid-base balance, stone-forming propensity, and calcium metabolism; Am J Kidney Dis 2002 Aug; 40(2): 265-74
8 2. Jenkins DJ et al: Effect of high vegetable protein diets of urinary calcium loss in middle-aged men and women; Eur J Clin Nutr 2003 Feb; 57(2): 376-82
9 American Journal of Clinical Nutrition, März 1983
10 Ellis, F et al: “Incidence of Osteoporosis in Vegetarians and Omnivores”, in American Journal of Clinical Nutrition, 25:555
11morgens J Epidemiol 143:472, 1996/New England Journal of Medicine 336, 1769ˆ1775 und 1821ˆ1822,; The Lancet 350, 1042ˆ1043 und 1047ˆ1059 (1997); European journal
of Obstetrics and Gynecology and Reproductive Biology 71, 199ˆ203.
12 McDougall, J., American Journal of Clinical Nutrition, S. 67, März 1983
13 The McDougall Program for Women 2000
14 McCance, R. und Widdowson, E. “The Composition of Food”. Her Majesty’s Stationary Office
15 “Die Welt”. Channel: Wissenschaft Ressort:Gesundheit 17. 03. 2002
Kommentar