das Idealgewicht zu erreichen und auf Dauer zu behalten, das eigene Gewicht zu beherrschen ist für viele von uns fast eine Art Ersatzreligion geworden. Ich sage Ersatzreligion ganz bewußt, weil ich immer mehr Menschen begegne, die für sich behaupten, nicht mehr religiös zu sein. Idealgewicht zu haben ist aber nicht leicht. Der BMI ist irgenwie eine zu großzügige Sache. Alles zwischen 20 und 25 ist normalgewichtig. Sogar der strengste Ernährungsberater würde aber bei einem BMI von 23-24 zur Vorsicht raten. Mein Idealgewicht wäre beim BMI 20 - 58 kg. Habe ich immer noch nicht geschafft :-). Heute habe ich ein wenig im Familienalbum geblättert. Die Frauen in meiner Familie um 1900 waren alle etwas üppiger als ich heute. Ich habe sie nicht gekannt und es gibt auch keine Überlieferungen über ihre Eßgewöhnheiten. Ob sie keinen Sport gemacht haben? Ein paar mehr Kilos um die Hüften haben sie jedenfalls und bei der Taille dürfte auch nachgeholfen worden sein. Kann es sein, dachte ich mir, daß damals ein anderes Idealgewicht galt?Vielleicht ist das Idealgewicht einfach an unsere kulturellen Werte und gesellschaftlichen Vorstellungen gebunden. Mein Vater zum Beispiel pflegte zu sagen, das Idealgewicht sei ein Ausdruck von Selbstdisziplin. Mein österreichischer Nachbar sagt aber, jetzt habe er es endlich zu etwas gebracht und dürfe sich ein wenig genehmigen. Amerikanische Manager, hört man, müssen unbedingt schlank sein. Im Forum wird häufig darüber geschieben, daß wir Kcal nicht zählen sollten, daß wir mit Freude und Genuß essen sollten, daß wir unser Leben nicht von Diäten bestimmen sollten. Kann es aber sein, daß der Zwang des Idealgewichts, der Zwang der perfekten Figur tief in uns sitzt? Vielleicht auch nicht immer ganz bewußt gewinnen wir dadurch insgesamt an mehr Kontrolle und an mehr Struktur in unserem Leben. Kann es denn nicht sein, daß es nicht so leicht ist, sich diesem Zwang zu entziehen?
Frohes Ostern
Detelina
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