ich habe diese Woche eine Frau kennengelernt. Sie rief mich an und sagte, ich kenne sie nicht, sie weiß aber, wer ich bin. Sie möchte anfragen, ob sie mit mir gemeinsam Sport machen darf. Ich sagte, wir sollten uns treffen und wir haben ein Tennisspiel vereinbart. Ich konnte meine Augen nicht glauben. Vor mir stand eine ziemlich männlich aussehende Person mit extrem kurzem Haarschnitt und mindestens 50 kg Übergewicht vorwiegend in der Bauchgegend und sagte "Hallo, ich bin Claudia". Mein erster Gedanke war, sie ißt Tag und Nacht. Und dann haben wir gespielt, da es auch so abgesprochen wurde. Ich war überrascht wie gelenkig sie für das hohe Übergewicht war, es war auch zu sehen, daß sie versucht hat, diese Sportart zu erlernen und das geht nicht ohne Fleiß und Schweiß. Nach dem Spiel erzählte sie mir, daß sie seit ihrer Jugend am polyzystischen Ovar-Syndrom leidet und trotz mehrjähriger Behandlung kaum etwas machbar sei. Meine erste Reaktion war, was ist denn das. Und dann sagte sie, ganz ruhig und sogar mit leichtem Lächeln, das bedeute Insulinresistenz, Übergewicht mit Fettverteilung in der Bauchgegend, Kinderlosigkeit, Einsamkeit, da kein Partner an sie jemals interessiert gewesen sei, und Damenbart, der regelmäßig zu entfernen sei. Dazu kämen zig weitere gesundheitliche Risiken. Da saß ich dort, hörte mir das alles an und habe über mich gedacht: meine Liebe, du mit deinen drei lächerlichen Kalorien, mit deinem Leinöl und mit deinen Spinnereien... So lösen sich manchmals Probleme von selbst oder werden mindestens relativiert. Es war mir ein Bedürfnis, euch über diese meine Erfahrung zu erzählen.
Liebe Grüße
Detelina
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