Ich kann die weit über 1000 Arbeiten über Carnitin nicht alle überblicken,
das ist aber auch nicht nötig. Deine Frage erfordert etwas konzeptionelles Denken, sozusagen Ernährungs- oder Stoffwechselphilosophie. Das gilt ähnlich wie bei Creatin und anderen körpereigenen Wirkstoffen.
Zweifellos wirkt ein Wirkstoff,
bei Carnitin besteht unter Einwirkung des Enzyms Carnitinacetyltransferase ein Gleichgewicht der Plasmakonzentrationen von Acetyl-L-Carnitin (ALC) und L-Carnitin.
ALC wird auch eingesetzt bei Alzheimer-Demenz, Altersdepression, HIV-Infektion, diabetischer Neuropathie, zerebraler Ischämie/Reperfusion und bei alkoholinduzierten kognitiven Störungen, also als Medikament.
Nun wissen wir, dass auch andere körpereigene Substanzen, wie Cortison, oder Anabolica phantastisch wirken. Trotzdem ist es schädlich, die körpereigenen Stoffe zu sich zu nehmen.
Die Wirksamkeit des Stoffes ist also noch kein Kriterium, den Stoff zu nehmen.
Carnitin wird sowohl vom Körper selbst hergestellt - und zwar aus den beiden Aminosäuren Lysin und Methionin (beide essentiell), wichtig ist noch mindestens Vit. B6 und Eisen, möglicherweise auch noch andere Vitamine - als auch mit der Nahrung aufgenommen.
Der Mensch speichert etwa 27g Carnitin, 98% in den Muskeln. Entsprechend ist die wichtigste Nahrungsquelle für Carnitin das Fleisch und zwar das rote Fleisch (daher auch der Name). Veganer haben so gut wie keine Carnitinzufuhr, bei ihm genügen nur sehr kleine Mengen um den Bestand zu erhalten.
Nun wir wissen alle, was passiert, wenn wir einen körpereigenen Wirkstoff von aussen ersetzen (Cortison):
Der Körper stellt seine Eigenproduktion ein, der Anabolica-Bodybuilder bekommt kleine Hoden und wird impotetnt, bei der Frau will ich mir Details ersparen.
Warum wirkt es als Medikament bei den og. Erkrankungen, bei Demenz, AIDS, auch Dialysepatienten?
Für mich ganz klar, das sind alles Eiweissmangelernährte !!! Und im Sport, gerade beim Langstreckenlauf, kommt es sicher zum (vorübergehenden) Eiweissmangel, ebenso bei jedem ungewohnten Sport, der zu Muskelkater führt, ebenso bei allen Radikaldiäten zur Gewichtsabnahme. Dies ist aber im Sport andererseits ein Stimulus, vermehrt neu zu bilden und dieser Stimulus fällt weg, wenn ich von aussen vermehrt zuführe.
So ist sich die Literatur durchaus nicht einig ob es nun im Sport hilft oder nicht. Ich sag ganz einfach, es hilft nur bei (Eiweiss-)Mangelernährung.
Daher auch immer mein Ernährungskonzept auch bei Kalorienreduktion keine Mangelernährung riskieren, dann braucht man keine Suplimente. In die Diskussion bei Grenzsituationen im Leistungssport möchte ich mich heraushalten, es gibt allerdings kaum ein Völkchen mit mehr Wunderglaube als die Sportler.
Einverstanden?
Gruss
Paul
Kommentar