Wichtige Frage an Fr. Walter-Friedrich

[Nathalie]

Liebe Frau Walter-Friedrich,

ich war im März für drei Wochen in einer Klinik für Hautkrankheiten - habe Neurodermitis und Schuppenflechte. Seit vielen Jahren leide ich auch schon an Magersucht mit bulimischen Phasen. Als ich in der Hautklinik war, wurde ich auf hypoallergene Kost umgestellt, was meiner Haut sehr gut getan hat, den Gewicht auch, ich habe innerhalb dieser drei Wochen 4 Kilo abgenommen. Seit ich nun wieder zuhause bin, ist es sehr schwierig für mich, da ich mich nicht mehr in diesem Maße so ernähren kann, ich schaffe es einfach nicht. Zwar ist die Nahrungsaufnahme schon auf hauptsächlich die Sachen beschränkt, die ich dort bekommen habe, aber ich habe nicht mehr diese geregelten Zeiten, die ich dort hatte, das ist mir einfach nicht möglich. Und dann eben das mit Süßigkeiten. Wegen der Neurodermitis darf ich eigentlich keine Schokolade essen, weil sich das sofort durch starken Juckreiz und Rötung der betroffenen Hautstellen äußert. Aber da ich wieder dabei bin, möglichst wenig zu essen, kommt oft der Heißhunger auf...und das bringt mich zur Verzweiflung...Ich hoffe sehr, daß Sie mir als Fachfrau einige Tips geben können, denn ich weiß einfach nicht mehr weiter!! Möchte doch endlich endlich gesund werden...bin auch schon dabei, jetzt die zweite ammbulante Therapie zu beginnen und war auch schon stationär zur Behandlung. Und ich bin momentan einfach in einem Loch, weil eben die Diagnose der Hautkrankheiten das ganze für mich noch schwieriger zu machen scheint. Ich hoffe, Sie können mir helfen!
Danke schon einmal im voraus und ich wünsche Ihnen noch ein schönes Wochenende!

Nathalie

[Krümel:-)]

RE: Wichtige Frage an Fr. Walter-Friedrich


Hallo Nathalie,

ich bin zwar nicht Frau Walter-Friedrich, habe aber so ungefähr das gleiche Problem wie Du, und daher gebe ich einfach auch mal meinen "Senf" dazu.

Auch ich leide an zahlreichen Nahrungsmittelunverträglichkeiten, und jede "Sünde" rächt sich bei mir auch sofort in verschiedenen Körperbeschwerden, auch von Seiten der Haut, vor allem aber mit Magen-Darm-Beschwerden.

Das mit den Essanfällen kenne ich auch. Ich habe zwar keine Bulimie im klassischen Sinne, ich habe noch nie nach einer Essattacke erbrochen, kenne aber auch das Problem, dass man mal weniger isst und dann wieder Heißhunger bekommt und alles mögliche in sich reinstopft, obwohl man genau weiß, das geht nicht gut, und dann kommt das schlechte Gewissen.

Mir hilft es meistens, wenn ich mir z.B. schon am Vortag alles in Ruhe zusammenstelle, was ich am nächsten Tag essen möchte, so esse ich doch kontrollierter, auch was die Menge angeht. Vielleicht ist das ja eine Möglichkeit für Dich?
Und wie wäre es mit Vorkochen und portionsweise einfrieren? Das mache ich auch öfters, dass ich, wenn ich gerade Zeit habe, richtige Mahlzeiten zubereite und dann einfriere, und wenn ich dann mal keine Zeit oder Lust zum Kochen habe, muss ich mir nur eine Portion in der Mikrowelle aufwärmen.

Süßigkeiten versuche ich, soweit es mir gelingt, gar nicht mehr anzuschaffen, oder wenn ich doch mal was daheim habe, weil ich z.B. was von unwissenden und gutmeinenden Personen geschenkt bekomme, so sperre ich das in die letzte Ecke des Schrankes, so dass es mir nicht jedesmal gleich ins Auge fällt. Und dann versuche ich möglichst, es weiterzuverschenken.
Es ist bekannt, dass Schokolade bei Neurodermitis nicht gerade förderlich ist, ich vertrage sie auch ganz schlecht, aber vielleicht gibt es ja andere Süßigkeiten, die bei Dir nicht zu Haurreaktionen führen, und die kannst Du Dir dann ja ruhig in kleinen Mengen gönnen. So kriegt man auch nicht allzu leicht Heißhunger, wenn man sich zwischendurch mal eine Kleinigkeit gönnt.

Immer kann ich mich auch nicht beherrschen, im Moment habe ich gerade wieder einen ziemlich üblen Fressanfall hinter mir, und ich weiß, dass mir nun vermutlich tagelange heftige Magen-Darm-Symptome drohen, gefolgt von juckenden Ekzemen, vor allem im Gesicht.
Solche Ausrutscher passieren einfach, und ich ärgere mich natürlich über meine eigene "Blödheit", aber mit der Zeit habe ich gelernt, mich nicht mehr allzu sehr darüber zu ärgern. Ich sage mir einfach: "Okay, ich habe jetzt eben Mist gebaut, warum auch immer, und ich muss es jetzt ausbaden, aber deshalb mache ich mich jetzt nicht noch zusätzlich fertig und hasse mich deswegen. Es ist wie es ist, der Heißhunger gehört eben einfach (noch) zu mir, ich habe versucht, ihm zu widerstehen, und heute ist es mir eben nicht gelungen. Das hat seine Gründe, aber ändern kann ich es jetzt eh nicht mehr. Ich werde das nächste Mal wieder versuchen, einen Fressanfall zu verhindern, und wahrscheinlich wird es mir da auch wieder gelingen. Im Moment muss ich eben mit dem Geschehenen irgendwie klarkommen."
Vielleicht schaffst Du es mit der Zeit auch, etwas lockerer damit umzugehen, denn wenn Du Dich noch zusätzlich fertigmachst, weil Du nun eben was "Verbotenes" gegessen hast, geht es Dir psychisch noch schlechter, und wenn Du Pech hast, ist der nächste Fressanfall vorprogrammiert.
Außerdem habe ich festgestellt, dass die körperliche Reaktion meistens wesentlich milder ausfällt, wenn man gelassener damit umgeht.

Ich weiß, ich kann leicht reden bzw. schreiben, ich bin in der Beziehung vermutlich weiter als Du, aber ich denke mal, eines Tages wirst Du das auch schaffen, zumal Du ja auch Unterstützung in der Therapie bekommst.
Also, lass den Kopf nicht hängen, Du schaffst das! Ich hätte vor einem Jahr auch nicht gedacht, dass ich eines Tages viel lockerer mit allem umgehen kann, aber auf einmal geht es, also warum solltest Du das mit der Zeit nicht auch schaffen?
Und vielleicht helfen Dir die Tipps mit dem Vorkochen und dem Herrichten am Vortag ein wenig weiter.

Ein schönes Wochenende und liebe Grüße von Krümel