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Vitamin/Nährstoffpräparat

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  • Vitamin/Nährstoffpräparat

    Hallo,

    ein Freund von mir nimmt auf Empfehlung seines Hausarztes bereits seit Jahren täglich "Orthomol immun" als Trinkfläschchen ein. Er hat keine schwere Krankheiten oder sowas. Auslöser war damals wohl, dass er häufiger an Infekten litt (er hat aber auch heute noch immer wieder mal welche). Abgesehen davon ernährt er sich aus meiner Sicht relativ gesund und ausgewogen, isst also auch viel Obst und Gemüse, nicht zu fettreich etc.

    Diese Nahrungsergänzungsmittel enthält ja aber nun so wie ich das verstehe den Tagesbedarf sämtlicher enthaltener Nährstoffe (über 20). Hat mein Freund dadurch, dass er sich ansonsten gesund ernährt nicht eigentlich eine dauerhafte Überdosierung? Ist das auf Dauer überhaupt gesund? Der Arzt sieht da anscheinend keine Probleme - aber ich mache mir da irgendwie Sorgen ... vielleicht unbegründet?

    LG


  • Re: Vitamin/Nährstoffpräparat


    Orthomol Immun ist ein diätetisches Lebensmittel, das für besondere medizinische Zwecke gedacht ist und laut Herstellerangaben nur unter ärztlicher Aufsicht verwendet werden sollte. Damit sollte klar sein, dass Orthomol Immun nicht für gesunde Erwachsene gedacht ist.

    Bei einer ausgewogenen Ernährung mit reichlichem Verzehr von Obst und Gemüse ist eine bedarfsgerechte Zufuhr bei den meisten Vitaminen und Mineralstoffen möglich (Ausnahmen: Vitamin D, Folat, Jod, bei Frauen im gebärfähigen Alter auch bei Eisen; [1]) und daher eine Supplementierung sämtlicher Mikronährstoffe nicht erforderlich. Was kann man tun, um auch bei den sog. kritischen Nährstoffen eine ausreichende Versorgung zu gewährleisten?

    Vitamin D liegt in nennenswerten Mengen nur im Fettfisch vor (z. B. Hering, Makrele, Heilbutt), der bei uns nur selten verzehrt wird. Da unsere Haut in Gegenwart von UV-Strahlung Vitamin D selbst synthetisieren kann, muss eine unzureichende Zufuhr an Vitamin D über die Nahrung nicht zwingend mit einem Mangel führen, sofern die Eigensynthese einen nennenswerten Beitrag zur Versorgung leistet. Der Bundesgesundheitssurvey hat gezeigt, dass der Vitamin D Status in Deutschland jahreszeitlichen Schwankungen unterliegt, wobei die Versorgung im Sommer wesentlich besser ist als im Winter, und im Winter ein milder oder moderater Mangel relativ häufig auftritt [2]. Daher würde eine gezielte Supplementierung von Vitamin D in den Wintermonaten in Höhe der Empfehlung (5 µg für Erwachsene < 65 Jahre, 10 µg für Erwachsene > 65 Jahre; [3]) durchaus Sinn machen, insbesondere bei Menschen mit einer geringer UV-Exposition.

    Folat ist in vielen pflanzlichen Lebensmitteln enthalten, insbesondere in grünem Blattgemüse. Folat ist wasserlöslich und hitzeempfindlich, so dass es durch ungünstige Lagerung sowie Zubereitung verloren geht. Durch eine optimale Lagerung und schonende Zubereitung kann man Verluste minimieren.

    Eine empfehlungsgerechte Jodzufuhr ist möglich durch regelmäßigen und reichlichen Milchkonsum (Milch liefert Jod, seit das Futtermittel angereichert wird) sowie durch die Verwendung von jodiertem Speisesalz (besonders empfehlenswert ist Jodsalz, das zusätzlich mit Folsäure angereichert ist). Jodreich ist natürlich auch Seefisch, welcher mind. 1 bis 2 x pro Woche verzehrt werden sollte. Eine generelle Supplementierung von Jod ist bei einem gesunden Erwachsenen (nicht schwanger oder stillend), nicht erforderlich.

    Eine Tagesration Orthomol Immun liefert relativ hohe Mengen an Vitamin C (950 mg) und Vitamin E (150 mg). Auch wenn es eine gesundheitlich tolerierbare Obergrenze für die Vitamin C-Zufuhr nicht gibt, sollte die Zufuhr dennoch 1000 mg pro Tag nicht überschreiten [3], was bei Einnahme von Orthomol zusätzlich zu einer Obst- und gemüsereichen Kost jedoch wahrscheinlich ist (mögliches Problem: erhöhte Harnsteinbildung). Bei einer unnötig hohen Aufnahme wird überschüssiges Vitamin C mit dem Urin ausgeschieden. Die Empfehlung für die Vitamin E Zufuhr liegt bei 12-15 mg/Tag [3]. Der von der EFSA angegebene obere Grenzwert von 300 mg Vitamin E pro Tag wird allerdings nicht erreicht.

    Fazit: Bei einem gesunden Erwachsenen besteht keine Indikation für die Einnahme eines Nahrungsergänzungsmittels. Ein Nutzen ist unwahrscheinlich und eine gesundheitliches Risiko in Hinblick auf die hohe Vitamin C Aufnahme nicht 100%ig auszuschließen.
    Informativ hierzu ist auch die Stellungnahme des Bundesamts für Risikobewertung [4].

    Quellen:
    [1] Nationale Verzehrsstudie II: http://www.was-esse-ich.de/
    [2] Hintzpeter et al. Eur J Clin Nutr 2008; 62, 1079-1089
    [3] Deutsche Gesellschaft für Ernährung (Hrsg.): Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr. Umschau Verlag, Weinheim, 2008
    [4] http://www.bfr.bund.de/de/gesundheit...tteln-945.html

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    • Re: Vitamin/Nährstoffpräparat


      Hallo,

      an Infekten kann man auch aus anderen Gründen leiden. Was genau verstehst du oder er denn unter "relativ gesund und ausgewogen"? Wie viel Obst und Gemüse isst er denn am Tag - und was isst er noch?

      Fettarm ist nicht unbedingt erforderlich - es kommt auf die richtigen Fette und die richtigen Kombinationen an. Aber zu wenig Fett kann z,B. zu einer unzureichenden Aufnahme der fettlöslichen Vitamine führen.

      Dieses Präparat enthält übrigens bei Weitem nicht das, was in Lebensmitteln enthalten ist - sondern nur die paar Vitamin und Mineralstoffe sowie Spurenelemente. Die vielen Tausend verschiedenen "sekundären Pflanzenstoffe" finden sich zumindest in diesem Präparat nicht.

      Zu Vitamin D:
      http://www.diabetesgesellschaft.ch/d...amin_19508_09/

      Ein Mangel daran kann viele mögliche gesundheitliche Probleme nach sich ziehen.

      Das Robert-Koch-Institut schreibt dazu:
      http://www.rki.de/cln_187/nn_204176/...tml?__nnn=true

      Bei dem diesjährigen Sommer wird das auch nicht so richtig was mit dem Vitamin D. ;-) Dazu kommt, dass die Hautärzte die Krebspanik schüren und so die meisten kaum ungeschützt in die Sonne gehen. Aber Sonnenschutzmittel verhindert die Vitamin D Bildung.
      Und wenn ein erheblicher Mangel besteht, wird man den kaum mit Sonnenlicht auf einen gesunden Wert anheben können. Ich würde also daher mal zu einer entsprechenden Bestimmung der Vitamin D-Spiegel (25-OHD) raten (Selbstzahlerleistung - um die 30 €) - und dann ggf. gezielt und in vernünftiger Dosierung ergänzen.

      Zu dem geschwächten Immunsystem:
      http://www.ajcn.org/content/early/20...29094.abstract

      Ansonsten hilft auch regelmäßige Bewegung an frischer Luft dem Immunsystem - und auch Stress kann diesem schaden.

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      • Re: Vitamin/Nährstoffpräparat


        Vielen Dank für die rasche und ausführliche Antwort!

        LG

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        • Re: Vitamin/Nährstoffpräparat


          [quote supermom]
          an Infekten kann man auch aus anderen Gründen leiden. Was genau verstehst du oder er denn unter "relativ gesund und ausgewogen"? Wie viel Obst und Gemüse isst er denn am Tag - und was isst er noch?[/quote]

          Ja, eben, das dachte ich mir auch.

          zu "relativ gesund und ausgewogen": Ich hab jetzt nicht seinen genauen Ernährungsplan, kann also nur das berichten was ich sehe. Naja, zum Frühstück isst er z.B. meist selbstgemachtes Müsli, sprich frisch geschnittenes Obst mit Haferflocken. Das mischt er sich selbst, ist jetzt also nicht so ein Schokomüsli oder so. Er kocht gerne selber, immer mit frischen Sachen. Es gibt aber auch schon mal fertige Sachen, Pizza oder so. Obst isst er auch zwischendurch. Abends gibts meist Grau- oder Vollkornbrot mit Käse und/oder Wurst/Schinken, dazu häufig auch was Frisches, Tomaten oder so. Er trinkt in der Regel Wasser, Alkohol nur ganz selten.

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          • P.S.


            Der Arzt hatte vorab uch gar keine Blutuntersuchung oder so gemacht, um zu schauen, ob da überhaupt ein Mangel vorliegt.

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