Untergewicht trotz genug Essen?

[Lakritzschnecke]

Hallo, liebe Forumsgemeinde!

Ich wende mich an euch in der Hoffnung auf Rat und Hilfe.

Folgendes: Ich, 26, war schon immer schlank, allerdings wog ich bis vor 6 Jahren immer um die 52kg auf 1,70m. Seit ich damals unter chronischer Mandelentzündungen litt und permanent Antibiotika bekam, verschlechterte sich meine Verdauung und ich nahm auf 46kg ab! Seitdem habe ich die Diagnose "Reizmagen und Reizdarm" (bisher wurden zwei Magenspiegelungen gemacht - ohne auffälligen Befund). Seit 2 Jahren habe ich zusätzlich die Diagnose Hashimoto. Nun wiege ich also seit ca. 4 Jahren 48kg, was ja klares Untergewicht heißt.

Ich habe schon verschiedene Ärzte konsultiert: Entweder wurde mir eine Essstörung attestiert oder aber es hieß, ich solle einfach mehr essen. Niemand hat mich so richtig ernst genommen.

Ich selbst würde mein Essverhalten als normal bis überdurchschnittlich bezeichnen. Da das aber nur eine subjektive Einschätzung ist, habe ich vor 2 Wochen angefangen, bei fddb ein Ernährungstagebuch zu führen. Dort liegt mein Tagesbedarf (Grundumsatz + leichte Tätigkeit) bei 1690 Kalorien. Bisher habe ich aber laut Tagebuch immer ca. 140% über meinen Bedarf gegessen und um die 2300-2500 Kalorien zu mir genommen. Eigentlich müsste ich davon doch dicker werden, oder? Stattdessen habe ich heute im Vergleich zu gestern (wo ich abends groß Essen war und eine riesen Pizza plus großes Eis zum Nachtisch gegessen habe), wieder ein halbes Kilo verloren .

Ich kapier's einfach nicht! Ich KANN einfach nicht mehr essen! Teilweise habe ich abends schon Bauchweh, weil ich so satt bin. Was kann ich denn noch tun? Ich habe sogar das Gefühl, dass, je mehr ich esse, desto weniger ansetzt.

Auf Lebensmittelunverträglichkeiten wurde ich schon getestet: Laktoseintoleranz & Co liegen nicht vor. Bei einem Bluttest wurden bei mir Antikörper entdeckt, weshalb Verdacht auf Zöliakie bestand, dieser wurde aber vom Gastroenterologen via Magenspiegelung ausgeschlossen.

Ich persönlich habe ja die Vermutung, dass es am Hashi liegt, aber diese Bedenken wurden von den Ärzten immer beiseite gewischt.

Was kann ich nur tun?

Vielen Dank schonmal für jede Hilfe !

[supermom]

Re: Untergewicht trotz genug Essen?


Bei was für Ärzten warst du denn wegen der SD? Und wie sind die Werte sonst? NUR Hashi?

[Lakritzschnecke]

Re: Untergewicht trotz genug Essen?


[quote supermom]Bei was für Ärzten warst du denn wegen der SD? Und wie sind die Werte sonst? NUR Hashi?[/quote]
Hall supermom!

Danke für deine Antwort !

Wegen der SD war ich beim HA und beim Endo. Die Werte wurden letzte Woche gemessen, da lag der TSH bei 1,6 und die Ärztin meinte, ich solle die bisherige Dosis (75) weiternehmen. Dabei (und das habe ich auch gesagt) habe ich nachwievor trockene Augen, Gelenkprobleme, bin müde, etc. Ferritin wurde auch gemessen, war aber gut. Ja, ich habe nur Hashi...

[supermom]

Re: Untergewicht trotz genug Essen?


Trockene Augen habe ich auch - ohne Hashi. Und Gelenkprobleme können alle möglichen Ursachen haben.

Haben die im Endo auch deinen Vitamin D spiegel mal getestet? Auch das kann z.B. ein Grund sein - genauso wie z.B. eine nicht erkannte Yersinien-Infektion.

Wenn also deine Blutwerte der SD in Ordnung sind, sollte man vielleicht mal weitersuchen.

[Dr. Sabine Ellinger]

Re: Untergewicht trotz genug Essen?


Obwohl Sie ein Kalorienüberschuss rein rechnerisch vorliegt, tritt eine Gewichtszunahme nicht ein. D.h. es gibt keinen Kalorienüberschuß, die Energiebilanz kann nicht positiv sein.

Das könnte folgende Ursachen haben:
-Ihr Grundumsatz ist höher, als man aufgrund von Alter, Gewicht und Größe erwarten würde
-Ihre Körperliche Aktivität ist tatsächlich höher
-Möglicherweise ist die Kalorienzufuhr geringer als ermittelt; die Menge der verzehrten Lebensmittel haben Sie wahrscheinlich geschätzt und nicht abgewogen, auch hier sind Fehler möglich.

Es stellt sich auch die Frage, ob Ihre Einstellung bzgl. Schilddrüsenhormone tatsächlich optimal ist, denn die Schilddrüsenhormone regulieren den Grundumsatz und beeinflussen damit den Energiebedarf. Bei einer Zerstörung der Schilddrüse wie bei Hashimoto nimmt der Grundumsatz ab, was eine Gewichtszunahme begünstigt. Durch adäquaten Ersatz fehlender Schilddrüsenhormone sollte sich der Grundumsatz normalisieren. Ist die Dosis zu hoch, wird ein Gewichtsverlust begünstigt. Die Frage, ob die Dosis an Schilddrüsenhormonen, die Sie einnehmen, optimal ist, kann nur Ihr Arzt beurteilen, wobei das Gewicht natürlich nicht das einzige Kriterium für die Bewertung der Einstellung bzw. der verabreichten Dosis ist. Nichtsdestotrotz sollten Sie das Gewichtsproblem bei der nächsten Untersuchung ansprechen.

Störungen in der Verdauung (Maldigestion) und Absorption von Nährstoffen (Maldigestion) können auch einen Gewichtsverlust begünstigen bzw. eine Gewichtszunahme erschweren. Krankheiten, die die mit derartigen Störungen einhergehen, wurden ja offenbar ausgeschlossen.

Da Sie schon immer sehr schlank waren, ist es auch denkbar, idiopathisches Untergewicht vorliegt (d.h. ohne erkennbare Ursache).

Was können Sie tun: Noch mehr essen können Sie sicherlich nicht, aber achten Sie verstärkt auf kalorienreiche Lebensmittel. Bevorzugen Sie Milchprodukte, Käse und Wurstwaren mit hoher Fettgehaltsstufe und gönnen Sie sich zwischendurch Snacks. Auch gegen Schokolade, Eis und Kekse ist in Ihrem Fall nichts einzuwenden. Trinken Sie häufiger energiehaltige Getränke (z.B. auf Basis von Milch oder auch Fruchtsäfte), um die Energieaufnahme zu steigern. Zur Energieanreicherung können Sie auch Maltodextrin (geschmackloses Pulver auf Basis von Kohlenhydraten) unter flüssige Speisen und Getränke rühren. Maltodextrin ist in Reformhäusern und Apotheken erhältlich.

[Lakritzschnecke]

Re: Untergewicht trotz genug Essen?


@supermom: Ich glaube, Vitamin D wurde auch mal getestet (habe eine zeitlang mal Vitamin D-Tropfen für die Augen bekommen). Das Problem ist, dass meine Augen chronisch rot und gereizt sind und kein Augenarzt mir diesbezüglich helfen kann. Da heißt es nur "liegt am Hashi". Schminken oder Kontaktlinsen kann ich schon seit über einem Jahr nicht tragen...

Und die Gelenkprobleme sind auch so schlimm, dass ich via Spracherkennung tippen muss. Per Hand geht es nicht. Bisher sind die Orthopäden da auch ratlos...

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Vielen Dank für Ihre Antwort, Frau Dr. Ellinger!


[quote Dr. Sabine Ellinger]
Das könnte folgende Ursachen haben:
-Ihr Grundumsatz ist höher, als man aufgrund von Alter, Gewicht und Größe erwarten würde[/quote]
Hm...wobei sich mir nicht erschließt, wieso ich aus dem "Durchschnittsraster" fallen sollte. Ich treibe keinen Sport und bin auch nicht muskulös oder so, d.h. eigentlich müsste das doch stimmen?

-Ihre Körperliche Aktivität ist tatsächlich höher

Meist sitze ich wirklich nur herum, laufe dann mal zum Einkaufen (der Schrittzähler in meinem Handy - ich weiß nicht, wie verlässlich der ist - zeigt meist 2-5km pro Tag an) - das wars. Kann natürlich sein, dass ich unbewusst herumzapple und das unendlich viele Kalorien verbraucht...

-Möglicherweise ist die Kalorienzufuhr geringer als ermittelt; die Menge der verzehrten Lebensmittel haben Sie wahrscheinlich geschätzt und nicht abgewogen, auch hier sind Fehler möglich.

Das kann natürlich sein. Wobei bei diesem fddb sehr viele Produkte (nach Marken) sortiert sind und man nur Scheibe oder Stückzahl eingeben muss, insofern erübrigt sich das Wiegen. In der Regel müsste das also relativ stimmig sein.

Es stellt sich auch die Frage, ob Ihre Einstellung bzgl. Schilddrüsenhormone tatsächlich optimal ist, denn die Schilddrüsenhormone regulieren den Grundumsatz und beeinflussen damit den Energiebedarf. Bei einer Zerstörung der Schilddrüse wie bei Hashimoto nimmt der Grundumsatz ab, was eine Gewichtszunahme begünstigt. Durch adäquaten Ersatz fehlender Schilddrüsenhormone sollte sich der Grundumsatz normalisieren. Ist die Dosis zu hoch, wird ein Gewichtsverlust begünstigt. Die Frage, ob die Dosis an Schilddrüsenhormonen, die Sie einnehmen, optimal ist, kann nur Ihr Arzt beurteilen, wobei das Gewicht natürlich nicht das einzige Kriterium für die Bewertung der Einstellung bzw. der verabreichten Dosis ist.

Ich habe ja eher das Gefühl, dass die Dosis zu niedrig ist (derzwitiger TSH-Wert liegt bei 1,6, was ja nicht super niedrig ist). Auch bei 3,4 hatte ich Untergewicht (sogar noch 2 Kilo weniger als jetzt!).

Nichtsdestotrotz sollten Sie das Gewichtsproblem bei der nächsten Untersuchung ansprechen.

Das werde ich auf alle Fälle tun. Nur habe ich das Gefühl, nicht ernstgenommen zu werden oder gar als Essgestörte abgestempelt zu werden. Es heißt immer nur (und ich war diesbezüglich schon bei vielen Ärzten) "essen Sie einfach mehr!" oder "Sie Essen wahrscheinlich zu wenig."


"Störungen in der Verdauung (Maldigestion) und Absorption von Nährstoffen (Maldigestion) können auch einen Gewichtsverlust begünstigen bzw. eine Gewichtszunahme erschweren. Krankheiten, die die mit derartigen Störungen einhergehen, wurden ja offenbar ausgeschlossen."
Eine andere verdauungsechnische Erklärung gibt es nicht für den Gewichtsverlust? Denn seit ich Reizmagen- und Darm diagnostiziert bekommen habe, ist es eben so richtig schlimm (davor waren es immerhin 52kg).


"Was können Sie tun: Noch mehr essen können Sie sicherlich nicht, aber achten Sie verstärkt auf kalorienreiche Lebensmittel. Bevorzugen Sie Milchprodukte, Käse und Wurstwaren mit hoher Fettgehaltsstufe und gönnen Sie sich zwischendurch Snacks. Auch gegen Schokolade, Eis und Kekse ist in Ihrem Fall nichts einzuwenden. Trinken Sie häufiger energiehaltige Getränke (z.B. auf Basis von Milch oder auch Fruchtsäfte), um die Energieaufnahme zu steigern. Zur Energieanreicherung können Sie auch Maltodextrin (geschmackloses Pulver auf Basis von Kohlenhydraten) unter flüssige Speisen und Getränke rühren. Maltodextrin ist in Reformhäusern und Apotheken erhältlich.[/quote]
Vielen Dank, dieses Maltodextrin werde ich mal testen.
Auf Sahne und Hochkalorisches achte ich schon. Nur habe ich das Gefühl, dass je fettiger ich esse, desto weniger wiege ich. Teilweise kommt es mir auch so vor, als würden gerade sehr fettige Lebensmittel gleich "durchrutschen" und gar nicht erst die Chance erhalten, sich als Fettpolster auf mir niederzulassen. Teilweise habe ich am nächsten Tag auch erhebliche Verdauungsprobleme.

[Dr. Sabine Ellinger]

Re: Untergewicht trotz genug Essen?


Falls Sie glänzende Durchfälle haben, sollten Sie mal den Stuhlfettgehalt bestimmen lassen, um auf Steatorrhoe (Fettstühle) zu testen. Eine Steatorrhoe entsteht bei einer gestörten Fettverdauung oder -absorption.

Sollte sich der Verdacht nicht bestätigten, handelt es sich bei Ihnen um ideopathisches Untergewicht, d.h. Ursachen sind unbekannt. Über den Verdacht, magersüchtig zu sein, sollten Sie sich nicht ärgern. Magersucht ist eine schwere psychische Erkrankung, bei der die Betroffenen sich vor einer Gewichtszunahme fürchten. Das ist bei Ihnen ja nicht der Fall.