meine schwester wurde in der pubertät ziemlich pummelig, da es sie störte, fing sie vor etwa drei jahren an, sich mit den themen sport und ernährung auseinanderzusetzen. sie nahm daraufhin stark ab. so weit so gut, doch was sie betrieb, war in meinen augen krass: über monate hinweg ass sie praktisch nichts ausser früchte und gemüse. abgesehen von vereinzelten schlückchen magermilch gönnte sie sich keinerlei milchprodukte, auch brot war tabu, dazu täglich sport.
als sie dann in einer etwas lascheren phase zunahm, hat sie das wieder sehr gestört und sie versuchte mit allen mitteln, die kilos wieder wegzubekommen: vergebens. sie scheint einfach sehr rasch zuzunehmen. hinzu kommt, dass sie ein gesundheitliches problem hat, das noch nicht ganz abgeklärt werden konnte, möglicherweise hat es ja damit zu tun... zur zeit scheint sie die hungerei derart leid zu sein, dass sie regelrecht "frisst", d.h. grosse portionen kalorienreiches innert kurzer zeit.
doch das war's eigentlich nicht, was ich hier loswerden wollte. meine schwester war schon bei ärzten (auch bei einer psychologin) und hat noch weitere termine vor sich. aber ich fühle mich allmählich echt überfordert:
fragt man sie, ob sie zum schwimmen kommen mag, will sie nicht im badeanzug raus. ist man irgendwo unterwegs und hat lust, eis zu essen, setzt sie sich mit traurigem blick und einem mineralwasser hinzu... oder aber, man hat sich ein packet kekse gekauft, welche man am nachmittag gerne essen würde, aber: oje, sie hat alles in einer nacht-und-nebel-aktion weggeputzt... ich habe mitleid, ja. aber manchmal kommt es mir vor, als müsse ich mich als in bezug auf essstörungen gesunder mensch gegenüber einem ungesunden menschen schuldig fühlen. ich äussere mich ihr gegenüber kaum zum thema, sie ist ja selber schon fixiert genug darauf... aber innerlich ärgert es mich doch, dass ich da hineingezogen werde. meine mutter und meine zweite schwester sind ebenfalls etwas "gestört" wenn es um ihre figur geht. eine gewichtszu- oder abnahme belibt in unserer familie NIE unkommentiert. mir erscheint das so blöd und selbstzerstörerisch. in manchen momenten würde ich am liebsten rufen: "nur zu, geht heulen, weil ihr so fett seid! oder esst ein salzloses knäckebrot mit fettlosem aufstrich! oder doch lieber fressen, bis der bauch schmerzt?! na, sucht's euch aus!" aber darf man dann gegenüber einer gewissermassen kranken person denn noch ungeduldig reagieren?
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