deine Schilderung hat mich zu einer kleinen Literaturrecherche (medline, leider alles in englisch) animiert und dabei hab ich auch einiges dazugelernt, vielleicht kannst dus ja gebrauchen.
Für den mit Abstand wichtigsten Zucker den Traubenzucker (Glucose) gibt es keine Absorbtions- oder Resorbtionsstörungen.
Dagegen sind sie für die "Austauschzucker" Laktose (Milchzucker, Disacharid) bzw. Galactose (Monosacharid) sowie die bekannte Fructose (Fruchtzucker) und den dazugehörigen Zuckeralkohol Sorbit erworbene und angeborenen Resorbtionsstörungen nicht selten.
Bei Milchzucker bei Erwachsenen hat es sich ja schon etwas herumgesprochen, siehe auch m-ww., aber bei Fructose ist es schon überraschend, aber auch nicht selten.
Der Vergleich der Resobtionkapazität von Traubenzucker und Fruchtzucker zeigt schon bei Kerngesunden einen Riesenunterschied.
Interessanterweise tritt das nur zu Tage wenn der Fruchtzucker alleine ist.
Unser Haushaltszucker (Rübenzucker) Succrose ist ja ein Disacharid, der genau zu Hälfte aus Fruchtzucker und Traubenzucker besteht. Bei der Aufnahme in die Dünndarmschleimhaut wird die Succrose als erstes hydrolytisch in diese beiden Zucker gespalten und dann erst weitertransportiert.
Man hat nun sogar bei Kleinkindern, die auf Fruchtzucker wegen Absorbtionsstörung Bauchscherzen und Durchfall bekamen, die gleiche Menge Fruchtzucker zusammen mit Traubenzucker verabreicht und siehe da, die Bauchschmerzen und der Durchfall verschwanden.
Monatsschr Kinderheilkd 1992 Nov;140(11):814-7
[Fructose malabsorption and dysfunctional gastrointestinal manifestations]
Gotze H, Mahdi A. Klinik fur Kinder und Jugendliche, Stadtische Krankenanstalten Esslingen.
Das Verständnisproblem für die Fruchtzuckerunverträglichkeit entstand auch daher, weil es etliche Menschen gibt, die eine nachweisliche Fructoseabsorbtionsstörung, aber keine Bauchbeschwerden oder Durchfall haben, so dass einige Forscher den Krankheitswert in Frage stellten.
Dieser ist aber inzwischen völlig unbestritten.
Neben Bauchschmerzen und Durchfall ist noch folgendes typisch (für Fructose und Lactoseintolleranz):
Erniedrigter Plasmaspiegel für Folsäure, Zink und die Aminosäure Tryptophan,
sowie einen erhöhten Serumspiegel für die Amylase und die Lipase (ohne eine Erkrankung der Bauchspeicheldrüse).
Da die Aminosäure Tryptophan für den Neurotransmitter Serotonin gebraucht wird, besteht ein nachgewiesener Zusammenhang mit Depressionen.
Als weiteres ist eindeutig gesichert, das eine Diät ohne die entsprechenden Austauschzucker eine Heilung der Beschwerden gibt. Auch die Depressionsneigung bessert sich dabei (Ledochowski).
Bleibt noch die Frage, warum bei einigen (30-50%) keine Beschwerden auftreten.
Dies scheint an der unterschiedlichen Dickdarmflore zu liegen, so dass in extremen Fällen auch ein entsprechendes Antibioticum gegen Anaerobier nützen müßte. Bei der "richtigen" Dickdarmflora scheint es zu klappen.
In einer Studie bei Milchunverträglichkeit (Lactose) wurde bei einer längerdauernden Verabreichung von frischem Joghurt (nicht erhitzt) mit lebenden Keimen eine deutliche Beschwerdelinderung mit Verbesserung der Milchzuckerverträglichkeit beobachtet.
Am J Clin Nutr 2000 Dec;72(6):1474-9
Chronic consumption of fresh but not heated yogurt improves breath-hydrogen status and short-chain fatty acid profiles: a controlled study in healthy men with or without lactose maldigestion.
Abschließend noch zwei Adressen, die vielleicht weiterhelfen könnten.
Die aktivste Arbeitsgruppe sitzt in Insbruck, M. Ledochowski und andere,
Abteilung fur Ernahrungsmedizin, Anichstrasse 35, A-6020 Innsbruck, Austria. [email protected]
und in Deutschland in München, P. Born und andere,
Medical Clinic II, Klinikum rechts der Isar, Technical University of Munich, Germany.
Gruß
Paul
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