Wer kennt diesen Spruch nicht?! Nur bei meiner Familie wurde dies auch gelebt; dass heisst: Wenn man z. B.: das Mitttagessen nicht auf gegessen hat, wurde es am Abend wieder serviert & wenn man wieder sein Teller nicht geleert hat; ging am nächsten Tag das gleiche Spiel von Vorne los. Und dies ging so weiter bis entweder der Teller leer war oder bis das Essen ungeniessbar wurde! Jetzt als Erwachsene habe ich die grösste Mühe mein Sättigungsgefühl zu bestimmen; geschweige ob ich Hunger habe oder nicht. Das schlimmste ist, wenn ich bei Jemand Besuch bin und der Gastgeber(In) immer wieder mein Teller auffüllt. Ich schaffe erst (mit Angst im Nacken & mit tausendmal Entschuldigung) stopp zu sagen, wenn es mir schon übel wird vom Essen! Oder wenn der Gastgeber(In) zu Tisch bittet, setze ich mich gehorsam hin & esse; obwohl ich schon vor z. B.: einer Stunde gegessen habe. Darum vermeide ich das Ausgehen, denn ich will nicht das die Leute denken ich sei ein Nimmer satt! Zu Hause habe ich dieses Problem weniger, denn dann halte ich mich oft an das Rezeptbuch (für 1-2 Portionen). Meine Frage kann man das Hunger- & Sättigungsgefühle antrainieren oder trifft der Spruch: „ was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmer mehr!“ leider auf mich zu? Hoffentlich kann mir Jemand weiterhelfen!
Kann mir Niemand weiterhelfen; nicht mal Frau Dr. Ellinger? Dieses Thema ist kein Scherz sondern ein Teil von meinen Leben. Dies nieder zu schreiben, hat mich viel Kraft & Überwindung gekostet; denn ich schäme mich in Grund & Boden dafür (auch wenn mein Verhalten durch meine verkorkste Kindheit entstanden ist!). Ich weiss einfach nicht mehr weiter; darum brauche Ihre Ratschläge (Hilfe)! Bitte helft mir!
Das Problem ist nicht Ihr fehlende Sättigungsgefühl, sondern der fehlende Mut, einfach NEIN zu sagen.
Wenn Sie inzwischen satt sind und daher keinen Nachschlag mehr möchten, wird Ihnen das keiner übel nehmen. Sagen Sie einfach, dass Sie pappensatt sind – man wird Verständnis haben.
Wenn Ihnen etwas unvorbereitet zum essen angeboten wird, und Sie erst kurz vorher gegessen haben und nicht hungrig sind, sollten Sie das ebenfalls sagen.
Eine andere Alternative wäre es, anstandshalber zumindest eine kleines bisschen zu probieren - aber wirklich nur ein kleines bisschen.
Wenn es sich um eine Speise handelt, die gut zu transportieren ist, könnten Sie ja sagen „Ich bin satt und kann nichts mehr Essen, sonst wird mir noch schlecht. Es sieht aber sehr lecker aus und riecht toll. Kannst Du mir es nicht einpacken, damit ich es nachher/morgen probieren kann?“ In dem Fall sollten Sie natürlich hinterher dem Gastgeber Feedback geben, wie es Ihnen geschmeckt hat.
Danke vielmal für Ihren Ratschlag Frau Dr. Ellinger! Es ist nur so; ich spüre wirklich nicht, wenn ich satt bin (erst wenn es mir übel wird, dann weiss ich; dass ich aufhören soll mit dem Essen > kann bis 8 Portionen {= Teller} verputzen ~~schäm~~). Oder wenn mich Jemand fragt ob ich hungrig sei, kann ich es nicht bejahen oder verneinen! Aus diesem Grund esse ich manchmal einen ganzen Tag nichts oder dann wieder mal zu viel ~~seufz~~. Kann man ein Gespür für seinen Magen antrainieren oder nicht?
Es gibt vielfältige Sättigungssignale, die vom Körper ausgelöst werden, um die Nahrungsaufnahme zu beenden. Dazu zählt z.B. auch die Füllung von Magen und Dünndarm. Sind diese gefüllt, wird von Dehnungsrezeptoren in der Magen- und Darmwand ein Signal ausgelöst und über Nerven ans Gehirn weitergeleitet. Das Gehirn meldet dann "Nahrungsaufnahme beenden". Zusätzlich zu den Dehnungsrezeptoren spielen auch gastrointestinale Hormone eine Rolle bei der Regulation der Nahrungsaufnahme sowie Stoffwechselveränderungen, die nach der Resorption von Nährstoffen auftreten.
Wenn Sie langsam essen erhöht sich die Chance, dass diese Signale wirksam werden und die Nahrungsaufnahme regulieren können. Man kann diese Signale nicht antrainieren, man kann aber durch eine langsame und bewußte Nahrungsaufnahme die Chancen erhöhen, dass sie rechtzeitig wirken.
Wenn Sie das Gefühl für Hunger und Sättigung verloren haben sollten Sie versuchen, sich ein regelmäßiges Mahlzeitenmuster anzueignen (z.B. drei Hauptmahlzeiten pro Tag) und nach einer "normalen Portion" (z.B. einem Teller Suppe) auch aufhören, auch wenn Sie locker sechs weitere Teller Suppe verputzen könnten.
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