besonders seit der Aufnahme des HBA1c als Definitions-Wert für die Diagnose scheinen sich die Klagen darüber zu mehren, dass ein Diabetes infolge eines niedrigen HBA1c-Wertes zu spät erkannt worden wäre. Und es scheinen sich die Unsicherheiten darüber zu mehren, was denn z.B. ein niedriger HBA1c-Wert über Krankheit oder Gesundheit aussagt. Deswegen hier mal der Versuch einer möglichst zusammenhängenden Darstellung:
Grundsätzlich:
1. Diabetes macht zum Beginn der Entwicklungen, die zu ihm führen können, keinerlei Symptome. Wenn Symptome auftreten, ist die jeweilige Entwicklung des Diabetes meistens schon sehr weit über jede Diagnose-Reife hinaus fortgeschritten.
2. Weil es keine Symptome für den Beginn eines Diabetes gibt, ist eine Reihe von Blutwerten für die Diagnose definiert. Ist einer dieser Definitions-Werte überschritten, gilt die Diagnose als gegeben, wenn kein wesentlicher Störfaktor erkannt ist, der diesen Wert unabhängig von einer diabetischen Entwicklung hoch gesetzt haben könnte.
3. Allgemein wird jeweils der am einfachsten zu bestimmende Wert als erster genommen, hier seit seiner Einführung dafür sicher meistens der HBA1c-Wert. Weil er von zeitlich kurzen und dann auch sehr großen BZ-Schwankungen unberührt bleibt, wird er vor allem von pro-aktiven Betroffenen kritisch gesehen. Aber wenn der BZ bei noch gesundem HBA1c tatsächlich nüchtern oder nach den Mahlzeiten regelmäßig über die Diagnose- Grenzwerte hinaus ansteigt, folgt dem zwangsläufig der HBA1c-Wert im Zeitrahmen von 1-2 Quartalen in den auffälligen Bereich. Damit erfolgt dann die Diagnose ein paar Monate später, und dafür gilt 6.
Definitions-Werte:
4. Mit Definitions-Werten wird ein Zustand definiert, der konkret gar nicht greifbar ist. In einem krankhaft immer höher ansteigenden Blutzucker-Kontinuum sind Werte nach Höhe und Bedingung(en) definiert, über denen der Blutzucker nicht mehr gesund heißt, sondern Diabetes.
Wo vor dem Diabetes noch der Prädiabetes kommt (längst nicht überall auf der Welt), startet der auch mit so einem Definitions-Wert und ebenso als Definitions-Wert zu verstehen ist, wenn ein Wert als gesunde Obergrenze gesetzt wird, unter der Diabetes als ausgeschlossen gilt.
Beispiel: HBA1c unter 5,7 schließt nach DDG aus, dass beim OGTT ein Diabetes-Diagnose-Grenzwert überschritten wird. Wenn das in 1 von 1.000 Fällen nicht zutrifft, bitte weiter mit 6.
Kennzeichen aller Definitions-Werte:
5. Sie markieren keine fühlbare Stufe im Sinne von deutlich mehr negativ darüber und deutlich mehr positiv darunter. Im Bereich von plusminus 10% um die Definitions-Werte herum gibt es auch keine besonderen statistischen Auffälligkeiten.
6. Sie markieren auch keine sofortige/dringende Notwendigkeit irgend einer Aktion. Wer sich mit Erreichen der Diagnose-Reife ein halbes Jahr eher um seinen Typ2 kümmert, kommt von seltenen Ausnahmen abgesehen nur unwesentlich weniger aufwendig zu seinem gesünderen BZ als der, der ein halbes Jahr später mit dem Kümmern anfängt. Und es ist gut möglich, dass die Aussage statt für ein halbes auch jeweils für ein Jahr gelten könnte.
Sinn eines Definitions-Wertes ist nicht das Erkennen einer Krankheit, sondern die schlichte fachoffizielle Festlegung, ab welchem konkreten Punkt in der Entwicklung hin zu immer mehr krank dieses Geschehen ärztlich als Krankheit bezeichnet und nach Möglichkeit wie bei uns in D im Rahmen der allgemeinen Gesundheitsversorgung auch ärztlich behandelt wird.
Bisdann, Opa Jürgen
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