Um meinem großen Text die Frage vorweg zu nehmen:
Retinopathie, Neuropathie, Gefäßerkrankungen - wie sieht meine Prognose aus?
In den letzten Wochen hat sich bei mir die Erkenntnis manifestiert, dass ich nicht ewig leben werde. Als junger Mensch lebt man eine Weile in dieser Vorstellung, und es war ein ziemlicher Schock diese Illusion zu verlieren. Jetzt mache ich mir ziemliche Sorgen, wie lange ich noch ohne die gefürchteten Folgeerkrankungen leben kann. Mein Diabetologe hat schulterzuckend abgewunken als ich ihn auf diese Sorgen ansprach und eine beschwichtigende Floskel rausgehauen.
Hier mal ein paar Angaben zu meinem gesundheitlichen Status quo: Ich, 22, m, bin seit 18 Jahren Typ-1-Diabetiker. In meiner Kindheit war ich stets sehr gut eingestellt. Seit etwa vier Jahren bewegt sich mein HbA1C eher im mittelprächtigen Bereich zwischen 6 und 8 (meist über 7).
Ich bin kein verantwortungsloser Diabetiker, der Wochenlang nicht seinen BZ misst; ich messe mehrmals am Tag und korrigiere starke Abweichungen sofort mit Insulin oder einem Schluck Cola. Andererseits bin ich kein "Streber", der einen BZ von 180 sofort auf 100 zu senken versucht; bei allem unter 200 reagiere ich eigentlich nicht, weil ich es vermeiden möchte, mich in eine Unterzuckerung zu schießen. Auf Partys, Festivals und Konzerten oder vor dem Sport nehme ich zur Not auch mal ein paar Stunden mit einem BZ über 280 in Kauf, das kommt im Schnitt ein Mal im Monat vor.
Augen und Nieren waren bei der letzten Kontrolle beim Augenarzt/Internisten (vor etwa 5 Monaten) ohne Befund. Meine Blutwerte sind alle im Rahmen, lediglich im späten Jugendalter litt ich einige Zeit lang an einer Mikroalbuminurie.
Ich habe einen schlanken Körperbau, treibe unregelmäßig Sport (im Schnitt wohl etwa einmal die Woche oder öfter), ernähre mich fettarm und mit viel Gemüse, trinke selten viel Alkohol und bin Nichtraucher. Als einziges Laster gönne ich mir seit etwa zwei Jahren gelegentlich eine Marihuana-Joint mit meinem Mitbewohner.
Meine Frage gilt insbesondere den Experten: Wie lange werde ich mit diesem Lebensstil noch ohne Folgeerkrankungen leben können? Ich beobachte meinen Körper in letzter Zeit geradezu paranoid und kriege bei jedem kleinen Kribbeln im Fuß oder Zwicken in der Brust eine Panikattacke.
Geben die jährlichen Blutbilder beim Hausarzt ein akkurates und ausreichendes Bild über meinen Gesundheitszustand?
Sind halbjährliche Kontrollen der Nieren und Augen engmaschig genug, um rechtzeitig eine beginnende Folgeerkrankung festzustellen und ggf. Gegenmaßnahmen zu ergreifen?
Gibt es überhaupt wirkungsvolle Gegenmaßnahmen AUSSER dem "Bändigen" des Diabetes?
Inwieweit sind beginnende Schäden z.B. an der Netzhaut reversibel oder heilbar, wenn sie rechtzeitig bemerkt werden?
Diese Fragen beschäftigen mich in letzter Zeit immer mehr und machen mir erhebliche Sorgen, ja sogar manchmal nackte Panik. Ich möchte nicht mit 25 erblinden oder mit 28 meine Füße verlieren. Ich will keinen Herzinfarkt mit Mitte 30. Verdammt, ich will wenigstens Ansatzweise die Rente erreichen!
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