Zuvor hatte ich durch meinen Hausarzt feststellen lassen das es sich wie von mir vermutet um eine Nierenkolik wg. eines Nierensteins handelt.
Da ich nur ca. 5-10 min. Entfernung vom Kanzleramt lebe, wovon mich als Regelsatzbezieher sozial betrachtet allerdings Lichtjahre trennen, ist das nun mal die berühmte Berliner Charité- leider wie ich als Mehrfachpatient in den Nachwendejahren erleben mußte.
Ich war mit einer mich begleitenden Freundin so ca. 18 Uhr da eingetrudelt. Die Rettungsstelle die ich nicht das erste Mal deswegen aufsuchen mußte war nahezu menschenleer. Eine Lebensmittelvergiftung und ein paar Fieberpatienten saßen mit uns gemeinsam im Wartebereich.
Auch die Charité-Rettungswagen, genauer 2 davon standen stundenlang an der Einfahrtsrampe und deren Stromtechnik (Defibrilator,und Akku wohl fürs Blaulicht) wurde aufgeladen.Sonst geschah sichtbar stundenlang nichts,außer das man meine Daten in den Computer eingab, ich eine Urinprobe abgeben mußte.
Nach 4 Stunden untätigen Wartens wurde mir der OP-Zugang gesetzt über den mir Blut abgenommen wurde. Dazu bemühte man sich jedoch weder darum das dieser Vorgang möglichst schmerzfrei erfolgt nach das dieser "Anschluss"komplikationlos verlegt wird, Man rammte mir eine Nadel in den Handrücken, sodaß Blut spritzte und dann wurde das Ding so festgeklebt das es zwar nicht schmerzfrei herausgezogen werden konnte, es aber problemlos möglich war sich mit dem Teil irgendwo zu verhaken.
Irgendwann um Mitternacht herum war denen klar das ich tatsächlich wie von mir vermutet operiert werden "müsse". Plötzlich hatte das alles Notfallpriorität, dieses allerdings nicht wg. "Gefahr im.Verzug", sondern weil man bettenmäßig unterbelegt war. Die komplette Maschinerie der Charité rollte an. Zunächst wurde eine Computertomografie (CT) gemacht, dann noch Röntgenbilder und 2 Stunden nach Mitternacht wurde mir eine Schiene zw. Blase und Niere eingesetzt. Diese sollte bewirken das der Nierenstein heraus gespült wird.
Als ich frühmorgens aus der Narkose aufwachte bekam ich auf der Station erst mal ein anderes Bett. Meines war nämlich erheblich zu kurz gewesen. Allerdings wurde das benutzte (bei der OP "verunreingte")"falsche Bett" nicht etwa zum Reinigen aus dem Zimmer entfernt, sondern verblieb dort bis zu meiner "blutigen Entlassung am 2ten August. Die leibliche Versorgung war eine genau so starke Zumutung wie die Sauberkeit. Der Maximalaufwand für die tägliche 3 Mahlzeiten plus Nachmittagscafe kann bei nicht mehr als 2 Euro gelegen habe-PRO TAG.
Die Reinigung war ebenfalls "unter aller Sau". Es war wohl eine Urlaubsvertretung die da von einer Fremdfima gestellt arbeitete und das so unzureichende das es weder eine vernünftige Krankenzimmerreinigung gab, noch offenbar das Toilette noch Duschraum mehr als sporadisch durchgewischt wurden.
Wer die Charité kennt, weiß das das Hauptgebäude aus einem 20stöckigen Gebäude aus "herr(schaft)lichen DDR-Tagen" stammt. Über 20 Jahre nach der Wende bröckelt überall im und am Gebäude der Beton. Der Vorplatz ist mit Fangnetzen ausgestattet, damit keinem Besucher etwas auf den Kopf fällt.
So kreist das Gerücht, das die eigene Küche deshalb bauamtlich dicht gemacht wurde, weil Stücke der Küchendecke in den Kochtöpfen landete.
Der Sommer 2012 war kein besonders warmer, aber in den Patientenzimmern herrsche während meines Aufenthalts mangels (brauchbarer,sofern überhaupt vorhanden) Klimaanlage eine "Bullenhitze".
Insofern war ich über meine rasante Entlassung zwar froh, fand sie mit gerade mal 2 Tagen jedoch verfrüht.
Es war nicht meine erste Nierenstein-OP sodaß mir die vorherigen Aufenthaltstermine noch als länger in Erinnerung waren (5 Tage). Man hatte mich damals auch mind. 2 Tage mit Blasenkatheder (und Urinbeutel) belassen.
Diesmal (beim ersten "Diesmal") kam mir der Verdacht das nach Fallpauschalenregelung behandelt wurde.
1.aufwändige Diagnostik
2. rasante OP (ohne Prüfung auf Spinalanästhesie bei Narkose)
3. grenzweriges Catering
4. unzureichende Hygiene
5. schneller "Rauswurf" sobald
sobald der Patient anfängt Geld zu kosten.
Nun ja, ich wurde am 2.8.12 entlassen und die DoppelJ-Schiene sollte Ende August wieder entfernt werden. Dieser Termin verzögerte sich jedoch weil ich wg. des unsteten Klimas eine starke Erkältung bekam. Zwischendurch gab es noch eine Unverträglichkeit wg. des Antibiotikums und eine Harnwegsinfektion vermutl. wg. der Schiene.
Diese schubberte (nein sie schubbert immer noch-genauer gesagt wieder) an der Niere und sorgte bereits bei mäßiger Bewegung für Blut im Urin oder dann wenn nicht "eimerweise" getrunken wurde.
Das vorstationäre Gespräch mit erneuter Röntgendiagnostik ergab, das der Stein immer noch vorhanden war zusätzlich zur gen. Infektion.
Wer schon einmal mit den Nieren Probleme gehabt hat weiß wie schmerzhaft das sein kann. Insofern ist bereits der kleinste Harnstau eine Qual. Jeder weiß aber auch das man nicht immer eine Toilette in seiner Nähe hat und sich dann zusammen reißen muß. Diese Schmerzen hatte ich bis zur Entfernung meiner Schiene am 13ten September immer dann wenn ich was getrunken hatte und nicht schnell genug ein WC fand. Es schränkte meine Mobilität maßgeblich ein.
Am Tag meiner Schienenentfernung fand ich mich nüchtern erneut in der Charité ein,nachdem mir im Vorgespräch mitgeteilt worden war das man den Stein jetzt mit einer Art Greifschlinge entfernen würde. Um das Risiko so klein wie möglich zu halten würde man mich jetzt per Rückenmarksanästhesie (Spinal) operieren. Ich fand die Idee gut, weil ich Angst vor Narkose und Bewußtlosikeit habe.
Aber ich hätte hier nicht so ausführlich schreiben wollen wenn ich die vielen "Behandlungsfehler nicht für mittlerweile gängige Praxis halten würde.
Um 10.00 Uhr sollte die Operation erfolgen. Um 14.00 Uhr wurde ich dann endlich tatsächlich in den OP-Vorraum geschoben und die Meßgeräte angelegt.
Jetzt kommen wir zum Kernpunkt meiner Operationsangst, die mich vor über 15 Jahren zum Frührentner gemacht haben. Mein Blutdruck flippt völlig aus und braucht kompetentes Betreuungspersonal. Das war dieser neu zusammengewürfelte "Operationhaufen" nun gerade nicht. Der Krankenpfleger der meinen Blutdruck kontrollieren sollte, wies mich immer wieder auf die Gefährlichkeit von hohem Blutdruck hin und trieb diesen in so extreme Höhen das man mich irgendwann sedieren mußte. Damit nicht genug, mußte die OP erneut verschoben werden und man schob mich erst mal fast 1 Stunde in den Aufwachraum. Hier erlebe ich den 2ten Teil meiner Traumaerfahrung. Meine Mutter ist mit 47 Jahren verstorben,ich war 13 und mein letztes Bild von ihr war der, ihre Hand aus dem Bett heraushängend zu sehen, während Monitore piepsen und sie weil schon hirntot an einer Beatmungsmaschine hängt-Horror pur für mich, was das dusselige Operationsteam überhaupt nicht zu kapieren schien.
Stattdessen nervten die mich aufgrund kleiner Pickser in das Rückenmark und abreißen irgendwelcher Pflaster oder der Kühle der Alkopads zur Wunddesinfektion" Ich solle jetzt keine Angst haben". In meinem Halbdelirium verwies ich immer wieder darauf das ich keine große Schmerzangst hätte, sondern vor absoluter Hilflosigkeit. (Eine Blutdruckmessung ist wie die Vollnarkose ein Moment absoluter Hilflosigkeit.An der Blutdruckmessung ist diese Hilflosigkeit der davon Betroffenen noch schwerer aushaltbar, weil man sie bewußt erlebt.)
Ich brauche nicht zu erwähnen, das diese "Dilettantetruppe" auch die Spinalanästhesie nicht hinbekam, sodaß es dann doch eine Vollnarkose wurde.
Als ich aufwachte (halbwegs) befand ich mich im gleichen körperlichen Zustand wie beim letzten Aufenthalt. Die nächste Morgenvisite ergab dann, das man trotz intensiver Suche in der Niere keinen Stein gefunden habe. Sicherheitshalber habe man eine neue Schiene eingebaut und "wenn alles so gut verliefe" wie beim letzten Mal könne ich am nächsten Tag nach Hause gehen".
Ich ging am nächsten Tag nach hause. Mein mich behandelnder Urologe sah sich die Entlassungsdiagnose an, mein Hausarzt auch und keiner konnte mir widersprechen als ich meine Vermutung zu diesem Krankenhausaufenthalt äußerte "außer Spesen nichts gewesen".
Abschluß:
Bisher hat diese Geschichte kein Happy End. Die Schiene ist immer noch drin. Die kolikartigen Schmerzen treten weiterhin bei Harndruck auf, ich saufe wie ein Pferd damit die Schiene nicht in der Niere scheuert und Blutungen verursacht und ich versuche im Bundeswehrkrankenhaus einen OP-Termin für die Schienenentfernung zu bekommen.
Drei Anläufe habe ich bereits unternommen, aber die Urologin im BW bremst mich jedes mal liebenswürdig aber trickreich wie ein Versicherungsvertreter aus und sagt mir" warum ich das noch ein bißchen aushalten solle".
Meine Vermutung: "Die haben volle Bettenbelegung. Und eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus, auch keiner aus der Charité"
Ich war aber schon mal Versicherungsvertreter und kenne die Abwimmelungstricks. In die Charite gehe ich nicht noch einmal, willentlich nicht mal über meine Leiche. :evil:
Deshalb habe ich diesen "halben Roman" geschrieben, auch als Anklage gegen unsere gesundheitsverantwortlichen Politiker und Funktionäre.
Ciao
Wolfi
P.S. Weiß eigentlich jeder das Kunstfehler deshalb nie freiwillig zugeben werden weil die Versicherer den Ärzten und Krankenhäusern einen Maulkorb verpassen. Sie zahlen nicht wenn Operateure uä. inoffiziell plaudern. Danke auch dafür lieber Gesetzgeber wir leben wirklich wieder in einer totalen Klassengesellschaft und da zählt der Kassenpatient nichts.
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