irgendwann hatte ich bei einem Überdruss/Ausgebrannt-Beitrag so eines abgekämpften Streiters gegen seinen Diabetes mit dieser Schreibe angefangen, und jetzt weiß ich nicht mehr, wem ich den konkret zugedacht hatte :-(
Fakt ist, viele von uns kämpfen jeden Tag von morgens bis abends gegen ihren Diabetes, gegen ihren höher als gesunden Blutzucker. Dabei werden die objektiven Erfolge häufig als subjektive Misserfolge erlebt, weil ja bei Kämpfen gegen etwas selten das angestrebte 100%-Ziel erreicht wird, sondern meistens nur ein Teil davon, also eben nicht genug=Misserfolg. Und solcher Misserfolg hängt nun mal auf die Dauer wie ein Mühlstein am Hals jeder Motivation.
Passiv äußert sich son Mühlstein mit den berühmten 5, die man immer öfter gerade sein lässt. Und die beziehen sich dann sowohl auf das Essen wie auch das Messen und die Medikation inklusive Insulin und können sich über Jahre immer ungesünder ausbreiten. Und dann braucht es häufig genug einen gewaltigen Tritt, um wieder in eine einigermaßen gesunde Spur zu kommen. Oft genug ist dieser Tritt dann die miese Folge einer Folgekrankheit, die das Leben plötzlich sehr viel mehr einschränkt, als es jede durchgängig einigermaßen gesunde BZ-Führung gemacht hätte.
Um dem vorzubeugen wird öfter vorgeschlagen, dass man in irgend einer regelmäßigen Form befristeten Urlaub von seinem Diabetes nehmen sollte. Z.B getrost mal ein Wochenende schweinisch zuschlagen, um am folgenden Montag dann den Kampf gegen den Schweinehund frisch gestärkt aufnehmen zu können. Ich kenne Typ1 und Typ2, die mit dieser Urlaubs-Lösung seit Jahren bis Jahrzehnten vergleichsweise gut zurecht kommen.
Persönlich mag ich keine Schweinehunde. Ich kann auch mit dem Bild, für das sie stehen, nichts anfangen. Wieso soll da ein Teil von oder in mir gegen mich sein und arbeiten? Alle körperlichen und mentalen Teile von mir sind zusammen der Jürgen. Keiner davon kann alleine ohne die anderen auskommen. Und wenn einzelne Teile in diesem Jürgen gegeneinander kämpfen, kostet das nur unnötig Kraft. Nur, was können wir statt des Kämpfens tun? Die klassische Politik hat die Lösung : Mit Gegnern, die man nicht besiegen kann, muss man sich verbünden. Auch der klassischen Politik fällt diese Lösung nicht immer leicht. Aber immer dann, wenn's sie es geschafft hat bzw. schafft, erreicht sie damit nicht nur das Vermeiden von kräftezehrendem Kampf, sondern dann eröffnet sie völlig neue Perspektiven, die auch ohne Kampf und ohne Verbünden für die einzelnen Beteiligten unmöglich wären.
Wer die Möglichkeit für sich und seinen Diabetes zulässt, gewinnt mit der Verbündung ähnlichen Mehrwert. Nicht nur den meistens nahezu bis gesunden Blutzucker-Verlauf mit seltenen größeren Ausflügen, der in Fleisch und Blut über geht und eher anspornt als ermüdet, sondern zudem so viel Einsicht in alle Stoffwechsel-Zusammenhänge und ihre Steuerung, dass er sich mit dem Wissen praktisch automatisch sehr viel gesünder verhalten kann, als die meisten Menschen ohne Diabetes :-)
Bisdann, Jürgen
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