tatsächlich handeln die meisten Beiträge in Diabetiker-Foren davon, wie wir mit unseren Medis so umgehen, dass sie unser Essen möglichst passend ausgleichen. Ganz so, als wäre das Essen die einzige Glukose-Quelle, aus der sich unser Blutzucker speist. Dass dem nicht so sein kann, müsste eigentlich jedem allein aus dem Umstand klar sein, dass sogar mit unserer normgerecht KH-lastigen Ernährung unser täglicher Gesamtbedarf an Insulin mur etwa zur einen Hälfte für's Essen aus Bolus- und zur anderen - für was eigentlich? - aus Basal-Insulin gedeckt wird.
Dabei kommt die normale Energieversorgung über Tag zeitlich völlig unabhängig vom Essen aus. Dafür geben Leber und Nieren fortlaufend immer sehr genau so viel Glukose aus, wie gebraucht wird, wenn nötig in der Spitze für kurze Zeit spitzensportmäßig um die 100g pro Stunde und mehr. Und das Ganze gesund geregelt mit kaum messbaren Blutzucker-Schwankungen! - Das ist übrigens auch das Potenzial, das jede normal (verrechnet oder versehentlich doppelt gespritzt) erreichbare Hypo völlig natürlich und ohne Schaden ausgleicht, auch wenn zwischendurch für ein weilchen mal das Licht ausgeht :-)
Diese normale Energieversorgung wird gesund mit jeder Glukose-Eingabe durch die Futterluke unterbrochen - und diabetisch damit überlagert. Und je mehr da überlagert wird, desto insulinresistenter erscheint der Patient. Bedeutet konkret, dass gerade beim Typ2 die innere Glukose-Ausgabe mehrfach über dem Bedarf liegen kann. Und es ist solche Überlagerung, die manche minutiöse Berechnung von Glukose- und Insulin-Eingabe im Ergebnis sehr viel ärmer aussehen lässt, als die meisten erfahrungsbasierten intuitiven Schätzungen.
Denn Erfahrung sammelt nicht Daten, um eine möglichst genaue Rechnung aufzumachen, sondern um Muster zu entdecken, und zwar die Muster, die diese körpereigene Ausgabe macht. Nein, nicht berechnen, sondern entdecken, wie jeweils die und die von der jeweils gegessenen Glukose und vom jeweils gespritzen Insulin immer besser zusammen wirken :-)
Bisdann, Jürgen