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fehlleitendes Behandlungs-System

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    Zugegeben, die Betrachtungsweise ist gemein, aber wenn bei einem Verfahren vorwiegend eine Sorte Ergebnis raus kommt, ist das Verfahren ganz offenbar genau dazu angelegt, eben dieses Ergebnis zu produzieren - auch wenn alle Beteiligten das gar nicht mögen und ein ganz anderes Ergebnis erreichen wollen. Mit der Vorrede gilt offenbar:

    Der Diabetologie sind unmündige Patienten mit Schülerlein-Mentalität (bloß nicht erwischen lassen!) die Liebsten. Zu dem Ergebnis muss zwangsläufig kommen, wer die Behandlung vor allem des Typ2 von der ersten Blutzucker-Auffälligkeit bis zur vollen Insulin-Einstellung didaktisch-pädagogisch betrachtet. Denn die ist zu keinem Zeitpunkt geeignet, geschweige denn dazu angelegt, dass der Betroffene seinen Blutzucker selbst gesund steuern lernt. Im Gegenteil: Schon die üblichen ärztlichen Einstellungs-Schwierigkeiten und der Umstand, dass der gesunde Blutzucker-Verlauf deutlich außerhalb der ärztlichen Einstellungs-Möglichkeiten bleibt, können nur den Eindruck vermitteln, dass schon diese suboptimale Performance ein volles Studium erfordert und dass medizinische Laien womöglich nur mit Haupt- oder gar Volksschule nicht den Hauch einer Chance haben.

    Das Schülerlein-Spiel fängt ja gleich mit der Schuldzuweisung mit dem ersten höheren Blutzucker an, der beanstandet wird. Denn der kommt natürlich von zu viel Gewicht oder/und un-compliantem Essen, auch wenn der Betroffene überhaupt nicht dick ist, und von zu wenig Bewegung, auch wenn der Betroffene sein Geld als Brief- oder Paketzusteller verdient.
    Und die Quartalsuntersuchung hat schon etwas von ner Klassenarbeit. Denn die Betroffenen bekommen in aller Regel ja keine Kenntnis darüber vermittelt, wie ihre Blutzuckerwerte tatsächlich zustande kommen. Und keine Anleitung dazu, wie sie das selbst rausfinden und für gesündere sorgen könnten. Und im Gegenteil sorgen die ärztlichen Empfehlungen zur KH-lastigen Nahrungszusammensetzung ja häufig sogar direkt für eine Verschlechterung der Werte. Trotzdem werden die schlechteren Werte dann dem Patienten häufig sogar ganz direkt angelastet.

    Mit der Diagnoserreife wird dem Betroffenen der Beginn des Diabetes im Sinne einer leichten Störung vermittelt, die wie mit der Manifestation einer Grippe dann erst anfängt. Und die Krankheit verschlimmert sich mit der sogenannten Therapie-Eskalation mit immer höher ansteigenden BZ-Werten und immer mehr Medikation bis hin zu Insulin und dann immer mehr IE/BE - und last not least immer mehr Kilos.
    Zu diesem Anfang nach der Diagnose, wenn der Betroffene noch völlig offen für Infos und mit etwa 40 Jahren noch voll aufnahmefähig ist, wird ihm der Zusammenhang zwischen Kohlenhydraten und Blutzucker nicht erläutert. Ja, was er meistens zur Ernährung erfährt, muss ihn glauben machen, dass der ungesund zu hohe Blutzucker vor allem von Fett und auch von Eiweiß kommt und dass Kohlenhydrate eigentlich keinen ungesund hohen Blutzucker und ihn vor allem nicht dicker und schwerer machen können. Dass die Stärke aus Kohlenhydraten reine Glukose ist, also Zucker, wird ebenso selten thematisiert wie der Umstand, dass neu gegessene Glukose bei hohem Blutzucker und für die ausreichende Energie-Versorgung ausreichendem Eigeninsulin direkt in Fett umgewandelt und als Fett gespeichert wird.

    Die ganze Tablettenphase hindurch ist der alltäglich weit schwankende Blutzucker-Verlauf kein Thema. Vielmehr wird der Eindruck eines konstanten Spiegels vermittelt, der sich an relativ konstanten Eckpunkten wie morgentlichem Nüchternwert und HBA1c festmachen lässt. Deswegen fällt mancher Betroffene ja auch aus allen Wolken, wenn er mal ein Testgerät in die Finger bekommt und zufällig in eine Spitze nach dem Essen hinein misst. Das solle er ja auch nicht, weil er sich mit den Werten nach dem Essen bloß verrückt mache, ist dann noch die mildere Abwimmelung. Schärfer wird’s, wenn es dann völlig daneben heißt, dass ja auch gesunde Menschen nach etwas ausgiebigerem Essen 200 und mehr messen könnten!

    Völlig umgekrempelt wird in aller Regel, wenn die Patienten von den Tabletten auf Insulin umgestellt werden. D.h. dieses Umkrempeln erfolgt häufig um weitere Jahre verzögert mit dem einfachen Zusatz von Basal-Insulin, um den die längst unzulängliche Tabletten-Therapie mit der meistens abendlichen Injektion gestreckt wird. Und auf diese Weise können locker 10-15 Jahre vergehen, bis ein Typ2 endlich reif für den Kulturschock ist, den er wenigstens die Hälfte seiner Diabetes-Dienstzeit mit immer größerer Abneigung vor sich her geschoben hat. Immer auch mit der freundlichen Unterstützung seines Doks: Wenn das (immer die nächste Drehung an der Medikation) nichts bringt, hilft alles nichts, dann müssen wir eben spritzen, hat es bis dahin mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinliichkeit oft genug geheißen. Und dann sind die Betroffenen toll BZ-fern eingefahren und sehr viel weniger in der Lage und bereit, als zu Anfang direkt nach ihrer Dignose, sich in den Zusammenhang von KH-Input und BZ-Bewegung hineinzufinden.

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